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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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jetzt wieder zur Baracke zurück.
    Ich war glücklich über das Interview, konnte aber nicht wissen, dass es in der ganzen Welt ausgestrahlt werden würde. Später erfuhr ich, dass Verwandte und Freunde in Belgien, Holland, Schweden und sogar bis Buenos Aires mich gehört hatten, und auf diese Weise erfuhren die wenigen Familienmitglieder, die davongekommen waren, dass ich noch am Leben war.

11. K apitel
    Es war Samstag, der 21. April 1945, der Geburtstag meines Vaters. Die Sonne schien strahlend, als früh am Morgen Krankenwagen und Lastwagen ankamen, um uns an einen anderen Ort zu bringen. Soldaten mit Rotkreuzbinden an den Armen kamen in den Schlafraum und sagten, wir müssten alles zurücklassen und dürften nur das behalten, was wir am Leib trugen, um zu verhindern, dass sich der Typhus überall ausbreitete. Wir hatten große Angst, weil wir nicht wussten, wohin wir gingen. Die traumatischen Erfahrungen früherer Evakuierungen waren uns noch zu gut in Erinnerung.
    Zuerst stiegen alle, die gut laufen konnten, auf die Lastwagen, auch Max und Jackie. Ich rief vom Fenster aus, sie sollten mich mitnehmen, aber der Lastwagen fuhr ohne mich los. So schnell ich konnte, stieg ich vom Bett, aber ich war noch zu schwach, um lange zu laufen. Als ich stehen blieb und nach Luft rang, hob mich ein Soldat hoch und trug mich zu einem wartenden Krankenwagen, in dem sich bereits Leni und Maurice befanden. Beide lagen auf Tragbahren und etwa zehn andere Kinder saßen auf dem Fußboden.
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich Robbie drinnen zurückgelassen hatte. Ich versuchte, aus dem Krankenwagen zu steigen, wurde aber von einem Roten-Kreuz-Soldaten daran gehindert. Ich bat ihn, Robbie für mich zu finden. Inzwischen war ich schon ziemlich hysterisch und rief laut Robbies Namen. Als er meine Verzweiflung bemerkte, schickte der Soldat jemanden hinein, um  Robbie für mich zu suchen. Er befahl auch dem Fahrer, der mit seiner Ladung kranker Kinder am liebsten sofort losgefahren wäre, noch zu warten. Etwa fünf Minuten später kam der Soldat mit Robbie und mit Jiddele zurück. Wie glücklich ich war, die beiden Kleinen zu sehen. Sie wurden in den Krankenwagen gehoben und drückten sich sofort an mich. Wie in aller Welt hatte ich sie vergessen können.
    Der Krankenwagen fuhr los und wir verließen den Ort des Schreckens. Das Auto hatte keine Hecktüren, deshalb konnten wir sehen, wohin wir fuhren. Bald lag das Konzentrationslager Bergen-Belsen hinter uns und wir fuhren über eine asphaltierte Straße. Nach kurzer Fahrt erreichten wir ein Gruppe von Häusern, die, wie wir später erfuhren, Kasernen der Wehrmacht gewesen waren.
    Als Erstes sahen wir gepflegte, zweistöckige rote Backsteingebäude mit Gärten und Rasenflächen. Unser Krankenwagen hielt vor einem Haus, das aussah wie eine Garage. Soldaten und Krankenschwestern halfen uns heraus und brachten uns hinein. Durch das hohe Fenster fiel Sonnenlicht. Ich wurde auf einen Tisch gehoben, und ein Arzt untersuchte mich und stellte fest, dass ich vierunddreißig Kilo wog. Dann wurde mir befohlen, still zu stehen. Ein Soldat kam mit etwas, das aussah wie ein Staubsauger. Die Krankenschwester hielt den Schlauch unter mein Hemd, während der Soldat eine Wolke grauen Puders herausblies. Der Vorgang wurde von vorn und von hinten unter meinem Pullover wiederholt, auch meine Haare bekamen eine Dosis dieses seltsam riechenden Pulvers ab. Es war ein Desinfektionsmittel. Ich stand in der grauen Wolke, bis die Krankenschwester mich hinausführte, wo ich zum Glück wieder frische Luft atmen konnte.
    Draußen waren große Tische mit vielen Kleidungsstücken in allen Größen und Farben, und jeder konnte sich saubere Sachen zum Anziehen aussuchen. Neben den Tischen sah ich die Frau mit dem süßen Baby, die auf der anderen Seite unseres Korridors gewohnt hatte. Sie trug den wunderschönen ungarischen Rock, den mir Schwester Luba gegeben hatte, bevor ich krank geworden war.
    In diesem Moment erst wurde mir klar, dass ich vergessen hatte, meine Erinnerungsstücke aus meinem Regal zu nehmen: Hermans Swann-Füller, die Uhr mit seinem Photo und dem Zifferblatt. Vor lauter Angst, weil Max und Jackie ohne mich weggefahren waren, hatte ich die Sachen zurückgelassen. Ich war so aufgeregt, dass ich anfing zu weinen. In der letzten Zeit kamen mir schnell die Tränen. Schwester Luba, die mit einem früheren Lastwagen gekommen war, fragte mich, was los war. Schluchzend erzählte ich es ihr.
    »Komm«, sagte

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