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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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glücklich, für ein paar Minuten im Freien zu sein und füllte meine Lungen mit Luft. Als ich in die Baracke zurückkam, fragte ich, ob jemand da gewesen sei. Nein, niemand, war die Antwort. Ich konnte nicht verstehen, warum niemand nach uns schaute oder uns etwas zu essen brachte. Irgendjemand will uns vergessen, dachte ich, behielt diesen Gedanken aber für mich, um die anderen nicht zu beunruhigen.
    Gegen vier Uhr waren alle Kinder wieder hereingekommen. Es gab nicht viel, was sie mir erzählen konnten, aber sie hatten herausgefunden, dass das Gebäude, in dem die Schuhkolonnen arbeiteten, zwischen unserem alten Lagerteil und dem jetzigen stand. Nun wussten wir wenigstens, wo wir waren. Sie erzählten auch, dass sie das Tor zur Hauptstraße entdeckt hatten, es war offen und unbewacht. Sie hatten es nicht gewagt, hinauszugehen, obwohl weit und breit keiner zu sehen war. Gott sei Dank, dachte ich und sagte ihnen, es sei sehr klug von ihnen gewesen, nicht durch das Tor zu gehen.
    Es wurde dunkel. Jemand machte das Licht an, und Iesie nahm die Schachtel mit den Broten von meinem Bett und brachte sie auf einen Stuhl mitten im Zimmer. Alle stellten sich in einer Reihe auf und gingen langsam an Iesie und mir vorbei. Wir gaben jedem Kind eine halbe Scheibe Brot. Als wir fertig waren, waren noch vier Hälften da. Iesie und ich beschlossen, sie für die Babys aufzuheben, für den nächsten Tag. Ein paar Kinder hatten sich zum Essen auf den Boden gesetzt, die anderen aßen auf ihren Betten. Diesmal hatte Eva den »Brei« gemacht, und ein paar Mädchen, die schon aufgegessen hatten, boten sich an, die Kleinen zu füttern. Eine ganze Weile saßen wir herum und unterhielten uns. Einige saßen dicht neben mir, ich nahm sie auf den Schoß und umarmte sie. Eva las einer Gruppe aufmerksam lauschender Kinder eine Geschichte aus einem Buch vor, das sie in einem der Koffer gefunden hatte. Wie idyllisch alles aussieht, dachte ich. Man könnte fast denken, wir wären im Urlaub.
    Durch das Fenster konnte ich sehen, das es Nacht geworden war. Es war stockdunkel draußen, kein einziger Stern war zu sehen.
    »Ich glaube, es ist Zeit zu schlafen«, sagte ich. »Es wird kalt, also kriecht unter die Decken.«
    Niemand zog sich aus. Wir schliefen in unserer Kleidung, außer den Babys, die nach dem Essen gewickelt worden waren. Wir mussten eine Möglichkeit finden, die Babysachen zu waschen, bald würden wir nichts mehr zum Wechseln haben. Ein leerer Koffer diente uns als Behälter für die schmutzige Babywäsche. Aber um dieses Problem werde ich mich morgen kümmern, dachte ich, während ich ebenfalls hinaufstieg auf mein Bett.
    Die Kinder schliefen bald, außer Iesie und mir. Wir saßen am Fußende meines Bettes und unterhielten uns flüsternd. Iesie war intelligent, in ihm fand ich eine große Hilfe. Er war nur ein Jahr jünger als ich.
    Leise erzählte ich ihm von meinen Bedenken, dass niemand nach uns schaute oder uns irgendetwas zu essen brachte. Wir fühlten uns beide in der Falle. Sollten wir vielleicht durch das Tor gehen, um Hilfe zu suchen? Wir wussten wirklich nicht, was wir tun sollten.
    »Wenn morgen niemand kommt, dann werde ich dem Wachmann im Turm sagen, dass wir hier allein sind«, sagte ich zu Iesie.
    Er hielt das jedoch für viel zu gefährlich und riet mir davon ab.
    »Aber was sollen wir tun? Das Brot ist aufgegessen, morgen haben wir nichts mehr.«
    Wir redeten und redeten und suchten nach einem Ausweg aus unserer misslichen Lage, fanden aber keine Lösung. Es wurde spät, und Iesie schlug vor, schlafen zu gehen.
    Er war auf dem Weg zu seinem Bett, als die Tür aufging und zwei Frauen hereinkamen. Sie waren die ersten Menschen, die wir seit zwei Tagen zu Gesicht bekamen. Die eine war etwas kleiner gewachsen, eine stramme Frau, deren blaue Bluse sich über ihrer Brust spannte. Ihre kurzen Ärmel ließen kräftige Arme frei. Keine von beiden zeigte Zeichen von Hunger oder Unterernährung, im Gegenteil, sie sahen wohlgenährt aus.
    Obwohl ich hier noch nie solche Frauen getroffen hatte, sagte mir mein Instinkt, dass es sich bei ihnen um »Prominente« handelte. Prominente bekamen von der SS besondere Privilegien zugestanden, denn sie kontrollierten die Häftlinge. Sie waren auch nicht gekleidet wie Häftlinge. Beide trugen schwarze Röcke und Lederstiefel. Ihre hohen Wangenknochen zeigten, dass sie polnischer oder russischer Herkunft waren. Einen Moment lang schauten sich die beiden um, dann sprach mich die Kleinere auf

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