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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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schon irgendwo gesehen. Und weißt du, wo? Im Fernsehen!« Auch Ute kam die Frau bekannt vor. Aber sie wußte nicht, woher sie das Gesicht kannte.
    »Jetzt hab’ ich’s!« rief Klaus aufgeregt. »Sieh doch mal genau hin! Erkennst du sie nicht? Das ist die Königin von Schweden! Gestern, nein, vorgestern hab’ ich sie in der Tagesschau gesehen. Schau dir die Frisur an und die Nase! Du, das ist sie!«
    »Könnte sie tatsächlich sein«, flüsterte Ute. »Nur, was hat die schwedische Königin bei uns auf dem Marktplatz verloren?«
    Klaus fand eine Erklärung. »Königinnen und Filmstars reisen oft ohne großes Tamtam, sozusagen heimlich, durch die Welt, soviel ich weiß. Dafür gibt es sogar ein Fremdwort, aber das fällt mir gerade nicht ein.«
    »Meinst du vielleicht ,inkognito’?«
    »Genau! Und das tun sie, damit sie nicht dauernd angeglotzt und angequatscht werden. Meistens sind sie auf ihren geheimen Reisen unter anderem Namen unterwegs und auch nicht besonders angezogen. Weil sie eben unerkannt bleiben wollen. Aber wenn sie trotzdem aufgestöbert werden, dann gibt das eine Riesensensation!«
    »Mensch, Klaus! Und ausgerechnet wir haben die Königin von Schweden entdeckt!« flüsterte Ute. »Was machen wir jetzt?«
    Nach einigem Überlegen kam Klaus eine Idee. Sie müßten versuchen, die Königin zu interviewen und natürlich auch ein Bild von ihr zu knipsen, meinte er. Ute solle sich einfach neben sie auf die Bank setzen und so tun, als ob sie sich ebenfalls ausruhen wolle.
    »Ich?« fragte Ute. »Warum gerade ich? Mach du dich doch an sie heran!«
    »Weil ich knipsen muß. Stell dich nicht so an!« Schließlich ließ Ute sich überreden. Etwas zögernd ging sie auf die Bank zu, setzte sich in einigem Abstand neben die Frau, stellte unauffällig ihren Recorder ein und räusperte sich verlegen. »Ich glaube, ich hab’ Sie schon mal irgendwo gesehen«, sagte sie und wurde rot. Schließlich hatte sie noch nie eine Königin einfach auf der Straße angequatscht.
    Die Frau lächelte. »Schon möglich. Mich kennen hier viele Leute vom Sehen.«
    Das konnte sich Ute gut vorstellen. Sie warf Klaus, der gerade seine Kamera auf die Bank richtete, einen vielsagenden Blick zu. »Also, mein Freund Klaus und ich«, erklärte sie, »wir sind von der Presse und möchten Sie gern mal was fragen.« Und plötzlich war das mulmige Gefühl von vorhin wie weggeblasen.
    Die Frau betrachtete sie amüsiert. »Von der Presse? Das find’ ich aber ulkig. Übrigens, du kommst mir auch bekannt vor.«
    »Ich Ihnen?« fragte Ute verwundert. Und sie wollte hinzufügen, daß sie noch nie in Schweden gewesen sei. Doch die Frau erwiderte schnell: »Warst du nicht gestern mit deiner Mutter bei mir im Schuhhaus Haco und hast ein Paar Sandalen gekauft? Wenn ich mich recht erinnere, waren es rote.«
    »Stimmt«, sagte Ute enttäuscht. Auf einmal wußte sie, woher sie die junge Frau kannte. Es war die Schuhverkäuferin, die ihr gestern wohl ein Dutzend Paar Sandalen angepaßt hatte, bis Ute und ihre Mutter sich endlich für die roten mit der Korksohle entschieden hatten. »Ich habe Sie mit jemandem verwechselt. Wenn Sie Ihren blauen Kittel von gestern angehabt hätten, wäre ich bestimmt gleich draufgekommen, wer Sie sind.«
    Klaus, der das Gespräch mitgehört hatte, kam nun näher und sagte entschuldigend: »Wir dachten nämlich, Sie seien die Königin von Schweden.«
    Die Schuhverkäuferin lachte hellauf. »Mir haben schon öfter Leute gesagt, ich hätte Ähnlichkeit mit ihr. Aber das ist auch alles. Wenn ich in Wirklichkeit die Königin von Schweden wäre, hätte ich wahrscheinlich weniger Sorgen.«
    Klaus setzte sich auf die Bank. »Was für Sorgen haben Sie? Gefällt Ihnen Ihr Beruf nicht?« fragte er.
    »O doch«, antwortete die Schuhverkäuferin. »Mein Beruf macht mir eigentlich meistens Spaß. Ich verkaufe gerne Schuhe, nur wenn ich Kundinnen habe, die stundenlang ein Paar nach dem anderen anprobieren und am Ende nichts kaufen, sondern an mir vorbeirauschen, ohne auch nur danke schön zu sagen — also, da werde ich wütend. Und das kommt manchmal ein paarmal am Tag vor. Aber ansonsten bin ich zufrieden in meinem Beruf. Die Sorgen, die ich habe, hängen damit nicht zusammen.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Oh, meine Pause ist gleich um! Drückt mir die Daumen, daß heute nicht mehr so viele Kunden mit Schweißfüßen kommen. Tschüs! Und seid nicht so enttäuscht, daß ich nicht die Königin von Schweden bin.«
    Etwas verwirrt

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