Wir kommen von der Presse
gekniffen!
»Unsere Fragen waren nicht dumm, sondern sie waren diesem Baumenschen unangenehm«, stellte Klaus zufrieden fest.
Sie hatten gerade den Vorgarten verlassen, als ein junger Mann auf einem Moped vor der Villa des Architekten anhielt und abstieg. Klaus kannte ihn. Es war Jens Hippel, einer von der Schriftleitung der Schülerzeitung, deren Chefredakteur Klaus’ Bruder Olaf war!
»Na, Klaus?« fragte Jens so nebenbei, während er sein Moped aufbockte. »Was treibst du denn hier?«
Klaus wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. Nur ja nichts anmerken lassen! dachte er, und er sagte so gleichgültig wie möglich: »Och, eigentlich nichts Besonderes. Und du?«
»Ich will den Architekten Meier interviewen. Wir werden demnächst im ,Knallbonbon’ einen großen Bericht über ihn bringen«, erklärte Jens. »Der Meier ist nämlich auf dem besten Weg, berühmt zu werden.«
Ute puffte Klaus in den Rücken. »Du, wir müssen gehen. Ich hab’s eilig«, sagte sie, denn sie ahnte Böses. Klaus verstand sofort. Ja, auch er hatte es auf einmal eilig. Sehr eilig sogar.
Zwei Fotos und zwei Reime
Ute und Klaus rannten los, sie hatten einen Affenzahn drauf — wie zwei Diebe, denen die Gegend plötzlich nicht mehr geheuer ist. Sie verspürten eine dunkle Ahnung, daß Jens Hippel jeden Augenblick hinter ihnen auftauchen könnte. Und dann gab’s bestimmt Stunk. Die beiden wollten gerade die breite Straße am Ende der Waldallee überqueren, um dann schnell auf der anderen Seite in einer kleinen Parkanlage unterzutauchen. Doch leider mußten sie erst einmal eine lange Fahrzeugkolonne vorbeifahren lassen. Und das wurde ihnen zum Verhängnis.
Plötzlich kam Jens auf seinem Moped angebraust, bremste scharf und blieb mit seinem knatternden Drahtesel unmittelbar vor ihnen am Bordstein stehen.
»Hab’ ich euch doch noch erwischt!« schnauzte er sie an. »Was fällt euch ein, euch als Reporter aufzuspielen und mir einfach dazwischenzufunken?«
Ute und Klaus stellten sich zunächst dumm und spielten die Unschuldslämmer. Doch nach und nach mußten sie insgeheim zugeben, daß Jens mit Recht aufgebracht war. Tagelang hatte er versucht, den Architekten am Telefon zu erreichen, bis es ihm endlich gelungen war, ihn persönlich zu sprechen und mit ihm einen Zeitpunkt für das Interview zu vereinbaren. Tagelang hatte Jens sich überlegt, was er den wichtigen Mann alles fragen wollte. Und was war daraus geworden?
Herr Meier, noch verärgert über Ute und Klaus, hatte den armen Jens kurzerhand rausgeschmissen. »Was?« hatte er ihn angebrüllt. »Noch ein Reporte? von der
Schülerzeitung? Die beiden Knirpse vorhin haben mich doch schon interviewen wollen. Mir reicht’s für heute! Zum Teufel mit der Presse!«
»Hat er das wirklich gesagt?« rief Ute zornig. »So ein Lackaffe! Er war bloß beleidigt, daß wir seinen sogenannten ,Garten’ blöd fanden.«
»Red kein Blech daher, Kleine!« fuhr Jens sie an. Und dann schimpfte er los. Es sei allerhand, was sie sich da herausgenommen hätten. Ein echter Reporter, auch einer von einer Schülerzeitung, brauche Übung, Erfahrung, Wissen und so weiter und so weiter. So was könne man sich nicht im Handumdrehen aneignen. Vor allem aber brauche man reichlich Gespür dafür, wie man sich gegenüber stadtbekannten Leuten, wie dem Architekten Meier, zu benehmen habe. »Wenn ihr unbedingt Reporter werden wollt«, sagte Jens, »dann geht erst mal bei einem erfahrenen Zeitungsmann in die Lehre. Aber pfuscht uns nicht ins Handwerk. Ist das klar?«
Klaus hatte sich die ganze Zeit über einfach dumm gestellt und ihn mit unbeweglichem Gesicht angeschaut, als ob ihn die Strafpredigt im Grunde gar nichts anginge. Ute dagegen biß sich verlegen auf die Unterlippe und sah den wütenden Jens schuldbewußt an.
Jens ließ sein Moped kurz aufknattern. »So«, sagte er zu Klaus. »Ich fahr’ jetzt zu euch und erzähl’ die Story deinem Bruder. Der wird dich schon zusammenboxen. Verlaß dich drauf!«
Langsam gingen Ute und Klaus weiter.
»Jetzt wird’s ernst«, meinte Klaus. »Wenn es um seine Zeitung geht, ist Olaf hart und außerdem kalt wie eine Hundeschnauze.«
»Hast du vielleicht Angst?« fragte Ute.
»Nicht direkt, mir ist nur ein bißchen mulmig zumute«, gestand Klaus.
Sie überlegten gemeinsam, was sie tun sollten, und waren sich bald einig: Klaus mußte mit seinem Vater sprechen, bevor ihn Olaf in die Finger kriegte.
Als sie an der Straße vorbeikamen, in der Ute wohnte, ging
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