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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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gleichgültig gewesen wären.«
    »Ich muß schon die ganze Zeit über etwas anderes nachdenken«, sagte Ute und starrte auf ihre Fußspitzen. »An was denn?«
    »Du, Klaus, ich hab’ auf einmal richtige Angst. Angst vor später, wenn ich erwachsen bin. Ich glaube, es ist gar nicht so schön, erwachsen zu sein. Überleg doch mal: Seit wir Reporter sind, haben wir schon mit etlichen Leuten gesprochen. Wie viele von ihnen waren nicht richtig zufrieden mit ihrer Arbeit! Ich finde das schlimm. Ich möchte viel lieber zufrieden sein.«
    Klaus atmete ein paarmal tief durch und dachte nach. Es dauerte eine Weile, bis er darauf antworten konnte. Er meinte, alle seien aber doch nicht unzufrieden gewesen. »Die Schuhverkäuferin hat gesagt, daß sie eigentlich gerne Schuhe verkauft. Bloß wenn doofe Kunden kommen, ist sie sauer.« Und die Kindergärtnerin von vorhin sei doch zufrieden gewesen, und die Studentin mit den Blumen auch, die habe sogar sehr fröhlich gewirkt. »Kann sein, so genau hab’ ich sie mir nicht angeschaut«, meinte Ute.
    »Siehst du, und das war gerade falsch!« ereiferte sich Klaus. »Denn hättest du beobachtet, wie sie mit den Leuten sprach und ihnen ihre Sachen zeigte, würdest du jetzt nicht so trüb dreinschauen. Fröhlichkeit ist nämlich ansteckend, sagt meine Mama immer.«
    Doch Ute glaubte das nicht, im Augenblick jedenfalls nicht. Die Angst vor dem Erwachsenwerden ließ sich nicht im Handumdrehen verscheuchen. Und deshalb sagte sie leise, fast bittend: »Laß uns lieber Schluß machen mit dem ,Zwiebelblatt’. Laß uns zusammen was anderes tun, etwas, das einen nicht so nachdenklich und traurig macht.«
    Klaus fuhr hoch, als habe ihn ein kalter Wasserstrahl getroffen. »Bist du verrückt?« brauste er auf. Doch dann riß er sich schnell zusammen. Er dachte: Wenn ich jetzt einen Wutanfall kriege, dann mach’ ich erst recht alles kaputt. So sagte er nach einigen Augenblicken nur: »Schade, Ute, dabei fing es gerade erst an, echt spannend zu werden.«
    Ute gab keine direkte Antwort. Schließlich stand sie langsam auf und sagte leise: »Ich geh’ dann jetzt. Tschüs, Klaus.«
    Klaus blickte ihr nach, bis sie in eine schmale Straße eingebogen war. Komisch, Ute ist doch sonst immer so mutig, dachte er. Die Angst paßt gar nicht zu ihr. Na, vielleicht krieg’ ich die Sache doch noch irgendwie hin.
     

Die Schatzsucher
     
    Von nun an gingen Ute und Klaus einander aus dem Weg. Ute aus Enttäuschung und Verlegenheit, Klaus mehr aus Arger und Trotz. Selbst in der Schule sprachen sie kaum miteinander und steckten nicht, wie sonst, in jeder Pause zusammen.
    Schon bald fiel das etlichen Klassenkameraden auf. Spöttisch fragten einige, ob sie endlich genug voneinander hätten. Oder ob ihre dicke Freundschaft vielleicht allzu dick geworden und deshalb geplatzt sei. Manche fragten auch neugierig, was es denn eigentlich mit ihrer Geheimniskrämerei auf sich gehabt habe. Jetzt, da doch offenbar alles zwischen ihnen aus sei, könnten sie es ruhig verraten.
    Ute aber dachte gar nicht daran. Ihre heimliche Zeitung, das »Zwiebelblatt«, sollte auch weiterhin ein Geheimnis bleiben. Klaus dagegen erwiderte auf derartige Fragen bloß: »Abwarten, Leute, ihr werdet es schon erfahren. Es kann sich nur noch um Tage handeln.«
    Und dann kam der Tag. Der Tag, an dem Olaf Möllmann und sein Redaktionsstab in der großen Pause die neueste Ausgabe des »Knallbonbon« verteilten. Und gleich auf der zweiten Seite waren Utes und Klaus’ Bilder mit den dazugehörigen Reimen abgedruckt.
    Noch während der Pause kamen auf die beiden manche Mitschüler zugerannt, die gestern noch dumm dahergeredet und gespottet hatten.
    »He! Ihr steht ja in der Zeitung!«
    »Die Bilder sind wirklich Klasse!«
    »Und die Gedichte sind echt Spitze!«
    »Gibt’s diesen komischen Menschen mit dem Kunststoffbaum tatsächlich?«
    »Der hat wohl nicht alle Tassen im Schrank!«
    »Den muß man sofort in die Wüste schicken!«
    Ein Junge sagte zu Klaus: »Das also war’s, was ihr zwei heimlich ausgeheckt habt. Schade, auf die Idee wär’ ich auch gern gekommen.« Trotzdem klopfte er ihm auf die Schulter und sagte: »Glückwunsch!«
    Wie es sich dann ergab, daß Ute und Klaus plötzlich wieder einträchtig nebeneinanderstanden, wußten sie hinterher selbst nicht. Jedenfalls lachten sie sich an und freuten sich über ihren Erfolg. Ute lehnte sich sogar ein wenig an Klaus’ Schulter. Fast hätte er sie in den Arm genommen. Aber so was tut ein

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