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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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einmal einen guten Einfall. Man müsse die beiden Bilder direkt nebeneinander kleben — das mit dem Kunststoffbaum und das von der Kolonie, das der Vater so gut fand. »Dann müßte man zum zweiten Foto auch noch ein passendes Gedicht schreiben.«
    Ute machte ein bedenkliches Gesicht. »Das Kleben ist einfach. Aber das Dichten?«
    »Ach, komm, wir versuchend einfach noch einmal«, drängte Klaus.
    Schließlich hatten sie folgende Zeilen beisammen:
     
    Im linken Bild der Mann
    ist doch ein Dummerjan.
    Anscheinend sieht er nie,
    wie bunt hier in der Kolonie
    Baum, Strauch und Blumen blühn.
    Denn säh’ er sich das richtig an,
    dann würd’ verwerfen er den Plan,
    den schönen Ort hier zu vernichten.
    Das meinen wir, die dies berichten:
    die Ute Krauß und Möllmanns Klaus.
     
    Sorgfältig und sauber schrieb Ute die beiden Gedichte unter die aufgeklebten Fotos. Dann legten sie den Papierbogen in Olafs Zimmer mitten auf den Schreibtisch. Damit er ihn nicht übersehen konnte.
    »Echt schade, daß ich jetzt nach Hause muß«, sagte Ute, »und daß ich mich nicht in eine Maus verzaubern kann. Dann würd’ ich mich nämlich unter dem Schrank verkriechen, um zu sehen, was für ein Gesicht dein Bruder macht, wenn er unsere Reportage liest. Wahrscheinlich ein dummes. Bestimmt kann ich diese Nacht vor lauter Spannung nicht schlafen.«
     
    Am nächsten Morgen stand Ute schon zehn Minuten früher als sonst vor dem Schultor und wartete auf Klaus. Als sie ihn endlich erblickte, rief sie ihm entgegen: »Du kommst heute vielleicht spät! Los, erzähl schon. Hat’s noch Krach mit Olaf gegeben?«
    Klaus winkte ab. »Krach? Ha, keine Spur! Ich hab’ schon geschlafen, als Olaf nach Hause kam. Aber Papa hat’s mir heute morgen gleich erzählt. Also: Olaf ist in sein Zimmer gegangen, Papa unauffällig hinterher. Olaf hat unsere Reportage auf seinem Schreibtisch gesehen, hat sie gelesen, erst einmal, dann noch einmal. Und dann hat er vor sich hin geknurrt: ,Gar nicht übel, haben sich die beiden gut ausgedacht. Die Reime sind mal was völlig anderes. Ich werde es demnächst im Knallbonbon’ veröffentlichen.’ Stell dir vor, das hat er wirklich gesagt!«
    Ute machte vor lauter Freude einen Luftsprung. »Wir kommen in die Zeitung!« jubelte sie. »Wir kommen in die Zeitung!«
    »Pst!« mahnte Klaus. »Mach doch nicht so ein Tamtam! Es braucht noch keiner davon zu wissen. Ich finde, die anderen sollten es erst erfahren, wenn sie die Zeitung lesen. Die werden staunen!«
    »Ja«, sagte Ute, »besonders Jens Hippel. Der wird dann schon merken, daß wir uns auch ganz gut selbst beibringen können, wie man Reportagen macht.«
    Da läutete es zur ersten Stunde. Ohne große Eile gingen sie quer über den Schulhof auf das Tor zu.
    Plötzlich sagte Klaus, mehr zu sich selbst: »Komisch ist das schon.«
    »Was?« wollte Ute wissen.
    »Ach, ich mußte gerade an den Meier denken. Hast du in der Schule schon mal gehört, daß solche angeblichen Könner, die von Hinz und Kunz bestaunt werden, auch ziemlich viel Mist fabrizieren können?«
    »In der Schule? Nee, nicht daß ich wüßte«, sagte Ute. »Das muß man wahrscheinlich selbst herausfinden.«
     

Die schwedische Königin
     
    Nun hatten Ute und Klaus ihren ersten Erfolg errungen! Und das spornte sie natürlich an, gab ihnen Schwung zu neuen Unternehmungen. Denn Olaf und auch gewisse andere Leute von der Schülerzeitung »Knallbonbon« sollten nicht etwa denken, ihnen sei nur ein Zufallstreffer gelungen.
    Schon einige Tage später gingen sie erneut auf Reportagejagd, wie immer mit Recorder und Kamera. »Mal sehen«, sagten sie sich, »was uns über den Weg läuft.«
    Als »Jagdrevier« hatten sie die Innenstadt rund um den alten Marktplatz gewählt. Denn hier war immer etwas los. Da spielten manchmal Straßenmusikanten. Da rotteten sich mitunter Demonstranten mit Lautsprechern und Spruchbändern zusammen. Da priesen Straßenhändler sensationelle Weltneuheiten an, wie etwa Teppichschaum oder Würstchengriller. Und auf den Ruhebänken zwischen den Blumenkübeln saßen fast immer Leute, die Tauben fütterten oder Zeitung lasen oder auch solche, die einfach nur mit geschlossenen Augen in der Sonne hockten, um ein wenig braun zu werden. Die Kinder waren schon eine Weile über den Marktplatz geschlendert, als Klaus plötzlich überrascht stehenblieb. Er starrte eine junge Frau an, die auf einer Bank saß. Sie sah ein wenig müde aus.
    »Du, die kenn’ ich«, sagte Klaus. »Die hab’ ich

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