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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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hatte ich vielleicht ‘ne Wut im Bauch«, sagte sie und berichtete von ihrer Auseinandersetzung mit den Eltern. »Ich kapier’ nicht, daß man ewig Bedenken haben muß wie die. Aber das hab’ ich mir vorgenommen: Wenn ich mal Kinder habe, mache ich das ganz anders! — Und wie war’s bei dir?« Klaus zögerte. Um Ute nicht traurig zu stimmen, verschwieg er, wie sehr seine Eltern sich über den Erfolg gefreut hatten und daß der Vater ihm einen neuen Film für die Kamera geschenkt hatte. Er sagte nur: »Ach, die hatten ja die Fotos und Reime schon vorher gesehen. Deshalb war’s eben keine richtige Überraschung. Aber gefreut haben sie sich schon mit mir.«
    Ute wollte auch wissen, ob Olaf noch etwas gesagt habe. Ja, er habe gemeint, sie sollten sich aber nicht einbilden, daß er nun in jedem »Knallbonbon« einen Bericht von ihnen abdrucken würde. Es sei denn, sie lieferten etwas ganz Besonderes.
    »Etwas Besonderes?« Ute überlegte. »Ich möchte am liebsten nur noch fröhliche Leute interviewen.«
    »Ich glaube, das wird ziemlich schwierig sein«, meinte Klaus nachdenklich.
    »Außerdem«, sagte Ute, »müssen wir in Zukunft aufpassen, daß meine Eltern nichts merken. Sonst krieg’ ich wieder Krach.«
    Klaus blickte sie überrascht an. »Du willst also weitermachen?«
    »Warum nicht? Direkt verboten haben sie’s mir ja nicht. Und versprochen hab’ ich auch nichts.« Ute war inzwischen klargeworden, daß ihre Angst neulich auf dem Marktplatz nur eine Art Krankheit war, wie sie jeden mal überkommt. Die hatte sie aber nun überwunden. Von ihrem grünen Rastplatz neben dem Wegrain schauten sie über eine große, buntblühende Wiese. Sie wurde auf der anderen Seite von einer hohen Böschung begrenzt, die mit wilden Brombeeren, Holundersträuchern und wildem Rosengebüsch bewachsen war. Plötzlich sah Klaus am Fuß der Böschung eine Gestalt. Gebückt schlich sie an den dichten Sträuchern entlang. Mal blieb sie stehen, mal teilte sie die langen Rosenranken auseinander, als suche sie etwas. Dann war sie jäh im hohen Gras verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Doch einige Augenblicke später tauchte sie ein paar Meter weiter wieder auf. Und ihr Gesicht war nicht zu erkennen, weil sie die ganze Zeit zu Boden schaute. »Du«, raunte Klaus. »Der Kerl da drüben kommt mir nicht geheuer vor.«
    Ute hatte inzwischen die geheimnisvolle Gestalt ebenfalls beobachtet. Sie trug einen dunklen Wettermantel und über dem Kopf eine Kapuze, obwohl es weder regnete noch stürmte.
    »Vielleicht will er da im dichten Gebüsch etwas verstecken«, meinte Klaus. »Womöglich ist er ein Ganove! So ein Mist! Als Reporter müßte man eigentlich immer auch ein Fernglas bei sich haben.« Klaus behalf sich, indem er die Finger krümmte und sie wie ein Fernglas vor die Augen hielt. Gleich darauf stellte er fest: »Das ist bestimmt ein Ganove!«
    »Oder ein Schatzgräber«, meinte Ute.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Kann doch sein«, erwiderte Ute. »Vielleicht weiß er, daß früher mal jemand hier irgendwo einen Schatz vergraben hat, im Krieg oder als es noch Raubritter gab.« Vorsichtshalber warfen sie sich flach ins Gras, um nicht gesehen zu werden. Nur ihre Nasen hielten sie so hoch, daß die Halme sie nicht kitzeln konnten.
    »Verflixt, daß wir keinen Fotoapparat bei uns haben!« schimpfte Ute. »Das gäb’ eine tolle Reportage!«
    Aber Klaus meinte, von hier aus sei es viel zu weit für eine scharfe Aufnahme. »Oder wir müßten uns näher heranschleichen.«
    In diesem Augenblick sahen sie, wie der Wind der verdächtigen Gestalt die Kapuze vom Kopf wehte und langes, blondes Haar zum Vorschein kam.
    »Eine Frau!« stieß Ute überrascht aus. »Oder seh’ ich Gespenster?«
    Klaus richtete sich lachend auf. »Erkennst du sie wirklich nicht? Das ist die Studentin mit den Blumen vom Hellweg! Los, die überfallen wir jetzt mal ganz freundlich. Hier wird sie ja wohl Zeit für uns haben.«
    Und schon rannte er davon, überquerte die Wiese, sprang über einen Bach und rief dem verwunderten
    Mädchen schon von weitem zu: »Hallo! Kennen Sie uns noch? Wir kommen von der Presse und möchten mal was fragen. Sie brauchen gar nicht zu erschrecken.« Lisa erschrak trotzdem. Dann aber lachte sie. »Ihr seid ja echte rasende Reporter!«
    Klaus zeigte auf den Weidenkorb, den sie am Arm trug und in dem langstielige Gräser und Ranken mit weißen und violetten Wildrosen lagen. »Pflücken Sie das etwa für Ihre Sträuße, die Sie dann auf

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