Wir kommen von der Presse
der ,Felizitas’ werden mit einem fröhlichen Fest protestieren, wenn alles klappt!«
Im Krankenhaus
Klaus hatte kürzlich an der Windschutzscheibe eines Autos ein kleines, aber auffälliges gelbes Schild mit der Aufschrift PRESSE gesehen. Und sofort hatte er sich gedacht: Solche Schilder müßten wir auch haben! Mit Draht oder Bindfaden könnte man sie leicht an den Fahrradlenkstangen befestigen.
Der Gedanke war nicht übel. Sie wären damit zwar noch immer keine »rasenden Reporter«, wie Lisa sie manchmal nannte, aber immerhin radelnde Reporter.
Klaus bastelte die Schilder noch am selben Abend aus rosa Karton mit schwarzer Schrift, was mindestens ebenso auffällig wirkte wie gelber Karton. Außerdem schrieb er zwei Schildchen mit der Aufschrift PRESSE, etwa in halber Postkartengröße, die man sich mit einer Sicherheitsnadel gut sichtbar an die Brust stecken konnte.
Ute fand die Schilder sehr praktisch und wirkungsvoll. Und sie meinte, sie sollten überhaupt viel öfter mit den Rädern auf Reportagejagd gehen, weil man dann in der gleichen Zeit mindestens doppelt soviel erleben könne. Als Ziel für die Einweihungsfahrt mit ihren Presserädern bestimmten sie die Kolonie »Felizitas«. Sie wollten Herrn Neubert besuchen und ihn fragen, was er von ihrem Plan mit dem Fest hielte.
Der erste, der ihnen auf dem Hauptweg in der Kolonie begegnete, war Schmuddel, der sie damals gefangengenommen hatte. Als er die Presseschilder sah, fragte er: »Habt ihr noch immer den Tick mit der Zeitung?«
»Na und?« erwiderte Klaus unbekümmert. »Hast du etwa keinen Tick mit deinen Tauben?«
Schmuddel überlegte. »Das mit dem Taubentick stimmt«, sagte er schließlich.
Und Ute meinte: »Ohne einen Tick war’ ja auch alles langweilig.«
Sie erzählten Schmuddel, daß sie Herrn Neubert besuchen wollten. Zu ihrem Schreck aber hörten sie, daß er vor einigen Tagen ins Krankenhaus Bethanien gebracht worden sei. »Er hat was am Herzen«, berichtete Schmuddel. »Mein Papa sagt, der Oskar Neubert hat sich früher, als er noch in der Maschinenhalle war, kaputtgemacht.«
Die Kinder sahen sich ratlos an und überlegten eine Weile. Dann schlug Ute vor, Herrn Neubert im Krankenhaus zu besuchen. »Vielleicht freut er sich, wenn wir kommen.«
Auf dem Weg zum Krankenhaus erwähnte Klaus, daß er vorhin einmal kurz daran gedacht habe, mit Schmuddel über ihre Idee mit dem Koloniefest zu sprechen. Aber dann habe er doch lieber den Mund gehalten.
»War auch gut so«, sagte Ute. »Darüber können wir nur mit Herrn Neubert reden. Andere würden uns bestimmt für verrückt halten und auslachen.«
»Kann schon sein«, meinte Klaus. »Bei Herrn Neubert weiß man jedenfalls, wie man dran ist. Der nimmt uns sicherlich ernst.«
Nach höchstens zehn Minuten hatten sie das Krankenhaus Bethanien erreicht. Mit den Rädern sparte man doch allerhand Zeit. An der Anmeldung erkundigten sie sich, in welchem Zimmer Herr Neubert lag, stiegen dann zwei Treppen hoch und betraten einen langen Gang mit blitzblankem Fußboden. An der linken Seite sahen sie eine Reihe weißer Türen mit schwarzen Nummern. Rechts waren hohe Fenster. Ein paar weißgekleidete Krankenschwestern gingen eilig an ihnen vorbei, ein Mann in gestreiftem Bademantel schlurfte gebeugt von Fenster zu Fenster. Ute fand, daß es hier auffällig stark nach irgendeinem Reinigungsmittel roch.
Als sie vor der Tür mit der Nummer standen, die man ihnen genannt hatte, zögerten sie. Plötzlich fiel ihnen ein, daß man einem Kranken eigentlich immer etwas mitbrachte, Blumen oder Weintrauben oder Saft. Und sie hatten nichts dabei.
»Ach, Quatsch«, flüsterte Klaus. »Wir bringen ihm unsere Idee vom Koloniefest mit. Darüber wird er sich auch freuen.«
Er wollte gerade vorsichtig anklopfen, als eine Schwester aus dem Krankenzimmer kam. Erschrocken fuhren Ute und Klaus zurück.
»Zu wem wollt ihr?« fragte sie streng.
»Zu Herrn Neubert von der ,Felizitas’«, sagte Klaus. »Das geht jetzt nicht«, erwiderte die Schwester. »Der Arzt ist bei ihm. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier warten.« Dann eilte sie durch den Flur davon.
Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, bis der Arzt endlich aus dem Zimmer trat. Verwundert schaute er die beiden an, sah die Kamera vor Klaus’ Brust und den Recorder an Utes Schulter. Vor allem aber fielen ihm die rosa Schildchen auf. »Aha, von der Presse seid ihr. Wollt ihr bei uns jemanden befragen? Wir haben allerdings zur Zeit weder einen berühmten
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