Wir neuen Großvaeter

Albrecht Beutelspacher vom Mathematik-Museum in Gießen. »Und zwar jedem! Aber nur, wenn man selbst Mathematik macht.« Wobei ich selbst gerne das Wort »Spaß« durch den Begriff »Freude« ersetze. Freude ist inniger und hat mehr Tiefgang und Glanz. Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855) – einer der größten Mathematiker der Geschichte – bringt es auf den Punkt: »Es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, nicht das Besitzen, sondern das Erwerben, nicht das Dasein, sondern das Hinkommen, was den größten Genuss gewährt.«
    Als im Oktober 2010 der letzte chilenische Kumpel mit der Rettungskapsel an die Erdoberfläche zurückgeholt worden war, beschrieb eine in Santiago erscheinende Zeitung seltsame
Zahlen-Zufälligkeiten im Zusammenhang mit dem Unglück: Ursprünglich hatte der zuständige Bergbauminister angekündigt, den ersten der Eingeschlossenen noch vor Mitternacht des 12. Oktober zu bergen. Dass Florencio Àvalos erst um 0:10 Uhr an die Oberfläche kam, war aus Sicht vieler Landsleute ein gutes Omen. Denn die Zahlen des Datums 13. 10. 10 ergeben addiert 33 – und diese Zahl hatte sich bei der Rettungsaktion als Glückszahl herausgestellt. Wenn man das Datum 22. 8. 2010 – der Tag, an dem bekanntgegeben wurde, dass die Bergleute noch leben – auf ähnliche Weise zusammenzählt (22+8+2+1) erhält man ebenfalls die 33. Der Satz: »Es geht uns gut im Schutzraum, die 33«, den José Ojeda, einer der ersten Geretteten, in roter Schrift auf einen Zettel geschrieben hatte, besteht im spanischen Original (estamos bien en el refugio oss 33) aus 33 Zeichen, wenn man die Leerzeichen mitzählt. Und schließlich erreichte die eingesetzte Bohrmaschine vom Typ »Schramm T-130« den unterirdischen Schutzraum der verunglückten Männer in 33 Tagen.
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    Noch kann ich dem sieben Jahre alten Leo bei seinen Hausaufgaben hilfreich zur Seite stehen. Doch am Horizont schimmert bereits meine Begrenztheit in Sachen höherer Mathematik herauf. Dann wird sich Leo allein mit Algebra und den trigonometrischen Funktionen herumschlagen müssen. Zum Trost erklärte ich ihm, dass bestimmt auch die Außerirdischen gute Mathematiker sein müssten. Primzahlen – so der Berliner Naturwissenschaftler Günter Ziegler – spielen im gesamten Universum eine Rolle, bis hin zu einer möglichen Kommunikation mit einer außerirdischen Kultur. Unzählige Parabolantennen lauern rund um den Globus auf ein Signal, das keinem kosmischen Rauschen entstammt, sondern von einer intelligenten Quelle ausgesendet wird.

    Â»Pi ist keine Erfindung, sondern eine Findung«, erklärt Ziegler. »Auch auf fernen Planeten ist der Umfang eines Kreises Durchmesser mal Pi. Und die Kreisform und damit Pi ist sehr elementar. Das werden auch Außerirdische so sehen müssen. « Seit Leo sämtliche Folgen von Star Wars gesehen und Raumschiffe mit Legosteinen konstruiert hat, ist er ohnehin längst mit außerirdischer Technik vertraut.
    Jüngst hat ein 20-jähriger Kanadier eine Zahl mit vier Millionen Stellen als größte bekannte Primzahl identifiziert und ist dafür hochgelobt worden. Deshalb: Großväter sollten ihren Enkeln Mut zur Mathematik machen. Das Spiel mit den Zahlen gehört zum Abenteuer unseres Geistes und zum Reichtum des menschlichen Verstandes. Mathematik ist elementarer als der Erkenntnishorizont unseres Gehirns. Ein größeres Abenteuer gibt es nicht.
    Wenn Primzahlen in regelmäßiger Reihenfolge auftauchen sollten, können sie nur von einer technisch versierten Zivilisation im Weltraum kommen.

Ein Appell an die Großväter dieser Welt
    Schenkt euren Enkeln Zeit für eine Geschichte
    Vorlesen schafft Kompetenz von Anfang an
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    Großväter aller Länder vereinigt euch! Wir müssen endlich etwas gegen die Leseschwäche vieler Kinder tun, die Pädagogen immer wieder beklagen, und auf die alle zwei Jahre der weltweit größte Schülertest PISA ( Programme for International Student Assessment ) hinweist.
    Ein großer Teil der Jungen und Mädchen erreicht bei der Lesekompetenz lediglich die niedrigste Leistungsstufe; ihnen fehlt weitgehend die Fähigkeit, komplizierte naturwissenschaftliche und mathematische Sachverhalte zu verstehen.
    Zwar ist Deutschland einer der wenigen Staaten, die sich positiv entwickelt haben – im Jahre 2001 standen die