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Wir sehen uns in Paris

Wir sehen uns in Paris

Titel: Wir sehen uns in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kolloch Elisabeth Zöller
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ist John«, sagt die Stimme. »Ich rufe aus dem Krankenhaus an. Ich bin mit Isabella hierhergefahren.«
    »Was ist mit meiner Tochter?«, will Astrid wissen.
    »Sie hat eine Wunde am Bein. Die muss sie schon gehabt haben, als wir uns trafen. Sie hat mir etwas von einer Scherbe erzählt«, sagt John.
    Astrid lässt ihn nicht weiterreden. »Ich möchte jetzt gar nicht wissen, was du mit meiner Tochter in Saarbrücken tust. Das wirst du mir später erzählen. Ich möchte jetzt einfach wissen, in welcher Klinik Isabella ist und wie es ihr geht.«
    Hannah wird immer wütender. Dieser Mistkerl hat Isabella das alles eingebrockt. Hätte er ihr nicht die Tasche geklaut, wäre alles in Ordnung gewesen. Doch sie sagt nichts.
    »In welcher Klinik seid ihr?«, fragt Astrid.
    »Äh …«, beginnt er wieder. Der scheint sehr unsicher zu sein. »Im Klinikum Saarbrücken. Und da sitze ich in der Notfallambulanz und warte. Isabella wird operiert. Es besteht wohl die Gefahr einer Blutvergiftung.«
    »Blutvergiftung?«, japst Astrid. Sie scheint nun doch kurz um Fassung zu ringen.
    »Es ging ihr ziemlich schlecht«, erwidert John leise.
    Diese Sätze muss Hannah erst mal verkraften. Sie ist so aufgeregt, dass ihr übel wird. Isabella wird operiert. Und ein Fremder ist bei ihr? Der kümmert sich um sie?
    Doch Astrid hat sich offenbar wieder gefangen. »Danke, John. Es ist wirklich gut, dass wir das alles endlich erfahren haben«, sagt sie. »Wir sprechen uns. Wir kommen, so schnell wir können.«
    Wie kann sie so gelassen sein? – Und so nett? Hannah lehnt sich zurück. Irgendwann kriegt sie den Kerl in die Finger und dann gnade ihm Gott!
    Aber jetzt muss auch sie sich zusammenreißen und da rum ruft sie nur: »Grüß Isabella von mir. Ich bin Hannah, ihre beste Freundin.«
    »Ja, ich weiß«, tönt es aus dem Handy. »Isabella hat mir von dir erzählt.«
    Hannah ballt die Fäuste. Wäre schön gewesen, wenn Isabella mir auch von dir erzählt hätte , denkt sie. Im selben Moment schämt sie sich. Sie weiß doch gar nicht, was passiert ist. Auf John darf sie wütend sein, aber nicht auf Isabella …
    Astrid spricht nun wieder mit John. »Wir sind in ungefähr eineinhalb Stunden in Saarbrücken und kommen dann schnellstmöglich zur Klinik«, sagt sie. »Gib diese Nummer dem Klinikpersonal. Sie sollen mich anrufen. Kannst du bitte so lange bei Isabella bleiben, bis wir kommen?«
    »Ja, das mach ich«, sagt John knapp. Dann legt er auf.
    Astrid drückt Hannah das Handy in die Hand. »Hier, rufst du bitte Clara an und erzählst ihr, was los ist?«
    Hannah nickt und wählt dann schnell Claras Nummer.
    Clara ist unendlich erleichtert. »Oh, Gott sei Dank«, sagt sie. »Seid ihr auf dem Weg?«
    »Ja, natürlich, wir sind bald bei ihr.«

Nachdenklich läuft John in der Eingangshalle des Krankenhauses auf und ab. Es ist früher Abend, aber in der Klinik ist verhältnismäßig wenig los. Kaum Patienten, die ihre Infusionsständer durch die Gegend rollen, um im Café ein Stück Kuchen zu essen oder draußen vor der Tür eine Zigarette zur rauchen. In einem großen Fernseher, der an der Wand hängt, berichtet ein stummer Tagesschausprecher von den neuesten Ereignissen in der Welt. An der Aufnahme sitzt eine junge Krankenschwester. Sie nickt ihm freundlich zu. Er hat mit ihr gemeinsam den Aufnahmebogen für Isabella ausgefüllt, soweit er das konnte. Doch dann hat er ihr einfach die Nummer von Isabellas Mama in die Hand gedrückt.
    Niemand sagt ihm, was mit Isabella ist.
    John mag keine Krankenhäuser. Seit dem Tod seiner Mutter hat er keins mehr betreten. Er erträgt den Geruch nicht, auch nicht das Neonlicht, die weißen Kittel und die besorgten Mienen. Aber nun ist er hier, und er wird bleiben, bis Isabellas Mutter kommt. Er hat es versprochen. Warum eigentlich?
    Die Stimme von Astrid Morgenstern klingt in seinem Kopf nach. Sie wirkte nett und sehr besorgt. Die Stimme seiner Mutter hatte auch immer so geklungen. Lieb und einfühlsam, wenn ihm etwas fehlte. Damals, als sie noch eine Familie waren, als Mama noch lebte, Papa noch nicht trank, er noch nicht für seine Schwester sorgen musste …
    Da ist sie wieder, diese Panikattacke. Genau wie in Berlin.
    Warum? Marie geht es doch gut! Ist es wegen Isabella? Wegen der Krankenhausatmosphäre?
    Laufen, ein paar Minuten an die frische Luft, das wird helfen. Er sagt der freundlichen Schwester am Empfang Bescheid und geht hinaus in die Abendluft. Es hat aufgehört zu regnen, und es ist noch immer warm,

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