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Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit

Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit

Titel: Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Langer
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diesen sinnlichen sehr roten Lippen, die so vieles versprachen versprachen versprachen, senkte den Blick. Wenn er sie einmal nur küsste, wär sie verloren; sie müsste in dieSpree, sie würde es nicht ertragen. Sie biss sich ihre Lippen wund, ihm bloß nicht nachzugeben, und sah verlegen zur Seite. Adam konnte grob werden, wo er zu energischem Durchgreifen sich genötigt sah, er nahm ihr Kinn und zog es zu sich. Sieh mir in die Augen, meine Schöne, meine Rose, doch sie wehrte ihn ab, sie hatte dann doch einen überraschend eigenen Sinn.
    Das Spiel lief wie zu erwarten, es ist das gleiche von Anbeginn. Sie zog sich zurück, sein Eifer entflammte; sollte Franz sie in den Armen halten, musste sie auch ihm zu Willen sein. (Dabei zog es Franz schon zu Sophie.) Von ihrem Mann nur getätschelt, in der Nacht beehrt und nicht eben beglückt, spürte sie eine Hitze in ihrem Körper, die ihr Kopf mit Tränen bekämpfte.
Frissonnements
durchliefen sie, erschreckend lockende Schauer, sie seufzte »Adam« und drückte die Hände gegen den Schoß, die Scham, wie es auch heißt, das Herz schwoll ihr an, und da saß sie, und ihr wurde richtig schön heiß.
    Adam blieb beständig, auf seine unnachahmliche Art, sein Jagdtrieb hielt ihn gefangen, er brachte alles ins Spiel, Lippen, Nase, Worte, er schlich und tat wie ein gefangener Löwe, und die arme Henriette begann sich zu sehnen und glühte, wenn er auch nur das Zimmer betrat.
    Sie las nun bevorzugt Gedichte.
     
    Noch einmal erhebt sich der Wind, kichern böse die Moiren, ein kleiner Spaß, ein Zeitvertreib, kein großes Schicksal, ich bitte dich, und doch –
    Adam kommt, mit einer Frau an der Hand! Zart, trotz ihres Alters von vierunddreißig Jahren, gebildet, verwöhnt:Sophie von Haza, geborene Taylor, tritt auf den Plan, unübersehbar wölbt sich ihr Bauch, und Adam verkündet: Die ist es oder keine! Sophie sei geschieden, die Ehe werde geschlossen, so sei’s.
    An diesem Tag wirft Henriette eine Vase zu Boden und weint in der Kammer bittere Tränen, und sie schwört, der Liebe zu entsagen, und Rache zu nehmen schwört sie sich auch, das Taschentuch fest in den Mund gepresst, die Schluchzer zu ersticken.
    Sie wird sich der Rivalin nähern, so ist ihr Plan, sie wird sich mit Sophie befreunden. So wird sie in Adams Nähe bleiben. Die Rache einer Enttäuschten kennt viele Wege. Sie wird einen finden, mit dem sie Adam neues Glück vorgaukeln kann. Soll er doch sehen, wie frei sie ist, von ihm.
     
    Doch wie heißt es so schön, der Mensch macht Pläne, der liebe Gott schickt Schwäne. Das Leben hat seine eigenen Ideen.
    Henriette
mag
Sophie! Sie ist entzückt von ihr, der fünffachen Mutter, der lebenslustigen Person, der mutigen Frau, die Hof und Mann verlassen hat für einen Aufbruch ins kalte, fremde Berlin, als sie Adam folgte, ins Ungewisse, und nicht ihrem Gatten zurück auf das ferne Gut bei Posen.
    Henriette beginnt sie zu lieben, genau wie den Mann, den Adam ihr zuspielt, den nächsten, um sie zu beruhigen, Heinrich, Heinrich, kümmre du dich, ich muss sie fernhalten von mir, du weißt schon. Sophie kriegt jetzt nämlich ein Kind.
     
    Komisches Leben, denkt Henriette, doch lieben ist schöner als hassen.
     
    (Émile Liberté)
    Wer sieht dich so, wie du dich selber siehst?
    Ich sage es dir, Émile Liberté. Der Maler aus Santo Domingo.
     
    je n’ vais pas te dire   …
     
    ich werde dir nicht erzählen von den bajonetten die meine großmutter durchbohrten ich werde dir nichts sagen vom hunger den meine kleinen geschwister litten ich werde dir nichts sagen von dem fetten plantagenbesitzer der meine älteste schwester in seinen besitz genommen hat und die frucht ihrer üblen und ekligen zusammenkünfte mit dem kopf an die wand geschlagen hat ich werde dir nichts sagen von all den gräueln die ich gesehen den ungerechtigkeiten und grausamkeiten in meinem heimatland sen domeng, ayiti, die schöne, die perle, die einzigartige im blauen ozean, ausgebeutet von spaniern franzosen engländern und den eigenen leuten als hoffnung auf besserung für alle meine eigenen leute geboren zwischen zuckerrohr und kaffeepflanzen geboren im sanften wind der karaiben und der erbarmungslosen sonne des herzzerreißend blauen himmels nein ich will dir all das nicht sagen – – –
     
    Manchmal summt Émile Liberté, während er Heinrichs Porträt malt. Er hat eine Reihe von Zeichnungen angefertigt, in Heinrichs Zelle, während sein Modell an seinem Tisch saß und schrieb oder mit dem

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