Wir sind bedient
nebenbei ganz entspannt mit ihrer Mutter oder mit Kollegen, das finde ich schon lustig.
Ich glaube, das Merkwürdigste, was mir passiert ist, war, dass meine eigene Mama plötzlich im Laden stand und ein Intim-Waxing von mir wollte. Fand ich erst ziemlich eigenartig, ich meine, da unten bin ich ja rausgekommen, und plötzlich bin ich da mit meinen Händen zugange. Aber als ich erst mal dabei war, fand ich es okay, und meine Mutter hat sich über das Ergebnis total gefreut. Und irgendwie finde ich es natürlich auch gut, dass meine Mutter auf sich achtet und gepflegt aussehen will.
Was ich toll finde an meinem Job, ist, dass man den Leuten wirklich sehr nahekommt und sie so sieht, wie sie sonst eben kaum jemand sieht. Da kommt eine graue Maus oder ein biederer Anzugtyp rein, zieht sich aus und hat die abgefahrensten Tattoos oder Intimpiercings. Ich hatte mal eine Frau, da war ich echt baff, wie viele Intimpiercings man so haben kann. Ich hab sie gefragt: »Sag
mal, klimpert das nicht, wenn du läufst?« Und sie erklärte mir dann, wie sie ihre Schamlippen nach innen klappen muss, damit man nichts hört. Die kam hier rein in einem ganz schlichten Businesskostüm und hatte irgendeinen ganz normalen Bürojob.
Das hat mich schon nachdenklich gemacht, wie schnell man Leute in eine Schublade steckt und einfach nach dem allerersten Eindruck urteilt. Hinter langweiligen Fassaden stecken manchmal wirklich interessante, verrückte Menschen.
Gesichter und Namen kann ich mir schlecht merken. Aber Körpermerkmale wie Tattoos, besondere Leberflecken oder interessante Narben, die merke ich mir. Daran erkenne ich die Kunden sofort wieder, so was fällt mir einfach als Erstes auf. Es kommen auch ein paar Promis zu uns, Models und Schauspielerinnen, die sind alle wirklich sehr nett. Und es ist schon ganz interessant, sie so zu sehen zu bekommen, wie man sie natürlich normalerweise nie sieht.
Ich denke, Intim-Waxing ist heute kein groÃes Tabu mehr. Für mich war es schon immer ganz selbstverständlich, mir die Haare wegzumachen. Und ich verstehe nicht, warum viele da so eine Ideologie draus machen, dass das so unnatürlich sei. Ich meine, es hat doch auch keiner was dagegen, wenn sich Frauen die Achselhaare rasieren.
Gerade im Frühling und Sommer gucke ich den Leuten in der U-Bahn ständig auf die Beine, auf die Hände und die FüÃe, ist so eine Kosmetikerinnenangewohnheit. Und
da wundere ich mich schon, wie wenig Mühe sich viele mit ihrem eigenen Körper geben. Manchmal kommen auch Frauen zu uns, da denke ich: Meine Güte! Da ist offensichtlich noch nie jemals ein Rasierer angesetzt worden. Gut, kann natürlich jeder machen, wie er will.
Ich werde oft gefragt, ob ich meinen Job nicht manchmal eklig finde. Finde ich überhaupt nicht! Grundsätzlich ist die Arbeit sehr hygienisch. Ich trage immer Handschuhe, alles wird ständig desinfiziert. Es kommt schon ab und zu mal vor, dass ich Kunden habe, die sich ganz offensichtlich schon seit Tagen nicht gewaschen haben. Oder Spaà daran haben, wenn ich ihnen Schmerzen zufüge. Ich bin nicht zimperlich, aber ich mache auch den Mund auf, wenn ich etwas unangenehm finde. Natürlich höflich und diplomatisch. Trotzdem: Man darf nicht zu schüchtern sein, im Zweifel eine Behandlung auch zu unterbrechen.
Für meinen Freund war es schon ziemlich gewöhnungsbedürftig, was ich so mache. Am Anfang unserer Beziehung, wenn ich auf Partys ein bisschen von meinem Job erzählt habe, haben seine Freunde ihn gefragt: »Sag mal, deine Freundin, arbeitet die als Prostituierte, oder was?« Klar, ich habe den ganzen Tag mit nackten Menschen zu tun, das ist natürlich seltsam für viele. Aber letztlich bekomme ich auch nicht mehr zu sehen als ein Arzt oder eine Krankenschwester. Trotzdem: Zu genau will mein Freund lieber nicht wissen, was ich so auf der Arbeit erlebe.
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Die Ursprünge des Intim-Waxings liegen in den Küstenstädten Brasiliens. Mit zunehmender Verbreitung von Tangas wuchs die Nachfrage nach professioneller Haarentfernung. +++ Populär wurde die Methode auch bei uns, nachdem sich Stars wie Demi Moore und Scarlett Johansson dazu bekannten. +++ In Deutschland epilieren sich laut einer Studie der Universität Leipzig 81 % der Frauen zwischen 18 und 25 Jahren die Scham; bei den Männern sind es 32 %. +++ Für die Zeitschrift »Emma« sind die »Kindermösen erwachsener
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