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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alena Schroeder
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Frauen« Indiz einer »entmenschlichten Warengegenwart«.

»Pflanzen sind schließlich auch bloß Menschen.«
    Katherina, 58 Jahre, Blumenhändlerin, über die Blumenmafia und warum Männer gern Sträuße kaufen, die in die Aktentasche passen.
    B lumen halten nicht warm, Blumen machen nicht satt, Blumen sind Luxus. An Blumen wird als Erstes gespart, wenn die Zeiten härter werden. »Ich könnte ohne Blumen nicht leben!« - wenn ich das schon höre!
    Berlin ist ein Billigpflaster, auch für Blumen. In München kostet eine Rose, die du bei mir für zwei Euro fünfzig bekommst, acht Euro. Acht Euro! Und die Leute zahlen das auch. Na, da würde ich auch ordentlich Geld verdienen, wenn ich solche Preise verlangen könnte. Geht aber in Berlin nicht, die Leute sind auch nicht bereit, für gute Ware mehr zu bezahlen. Und die, die es könnten, kaufen ihre Blumen nicht bei mir, sondern lassen sie von livrierten Dienern in weißen Handschuhen aus dem KaDeWe anliefern. Es gibt auch Designerblumenläden, wo man Adventskränze für vierhundert Euro bekommt, mit Blattgold und Seidenschleifchen und allem Pipapo. So was gibt es bei mir natürlich nicht.

    Blumen sind für alle da, und ich binde einem Stammkunden aus dem Kiez auch mal was Schönes für fünf Euro. In der Handelsspanne sind Blumen eigentlich eins zu drei, aber das funktioniert gar nicht mehr. Wenn eine Nelke auf dem Großmarkt fünfundsechzig Cent kostet, dann müsste ich sie eigentlich für zwei Euro dreißig verkaufen. Aber für zwei Euro dreißig kauft die ja keiner, also verkaufe ich sie für einen Euro zwanzig. Damit habe ich noch keine schwarze Zahl geschrieben oder Gewinn gemacht. Den mache ich eher mit exotischeren Blumen, da sind die Leute auch eher bereit, höhere Preise zu bezahlen, obwohl der Aufwand für jede Blume ja im Grunde der gleiche ist.
    Schwule und Frauen wissen bei Blumen ziemlich genau, was sie wollen. Männer wollen lieber gar nicht groß in Verhandlungen treten und was Spezielles auswählen. Ich frage dann: »Na, was hat denn Ihre Frau für eine Lieblingsblume?« Wissen die wenigsten, da wird gleich gestottert. Oder ich frage nach dem Anlass. Einer achtzigjährigen Dame kann man nicht zum Geburtstag weiße Lilien schenken, da denkt die doch sofort an ihre Beerdigung. Und Männern ist das immer peinlich, wenn man nachfragt, weil es ihnen dann so vorkommt, als müssten sie was Intimes preisgeben.
    Es gibt auch Männer, die wollen partout Sträuße, die in die Aktentasche passen. Weil sie Angst haben, wenn sie offen mit einem Blumenstrauß über die Straße gehen, sähe das für die Nachbarn so aus, als hätten sie zu Hause was gutzumachen. Und ich merke natürlich, ob Männer
Gut-Wetter-Sträuße wollen. Wenn einer kommt und schon sagt, der Strauß darf mindestens dreißig Euro kosten, dann hat entweder Mutti Geburtstag oder die Frau muss besänftigt werden. Wobei - wenn Mutti Geburtstag hat, dann ist der Preis meistens egal, bei der Frau wird schon eher aufs Budget geachtet.
    Am komischsten sind die Frischverliebten: Kommen in den Laden und wollen »was ganz Besonderes«. Dann biete ich ihnen Veilchensträußchen an, das ist nämlich wirklich was ganz Besonderes. Aber ne, so was Mickriges wollen die Männer nicht, es sollte schon ein bisschen mehr hermachen. Dann sage ich: »Na, fallen Sie doch nicht so mit der Tür ins Haus bei der Dame, manchmal tut es auch was Subtileres.« Frauen wissen Veilchen zu schätzen, aber Männer wollen was Großes. Hauptsache groß, dann ist es auch gut.
    Ein junger Kerl wollte mal einen »Wetten, dass …?«-Strauß für seine Mutti. Die hat immer diese dicken Sträuße gesehen, die die Gäste bei Thomas Gottschalk kriegen, und träumte davon, auch mal so was zu bekommen. Aber so toll sind die gar nicht, das sind fünf Chrysanthemen, und der Rest ist Grünbett. Egal, habe ich ihm gemacht. Und die Mutti hat sich riesig gefreut.
    Eigentlich sind die Leute hier ja wahnsinnig biobewusst. Gehen auf den Ökomarkt und kaufen nur Sieben-Körner-Vollkornbrot von Demeter. Aber bei Blumen fragt keiner nach. Und gerade Blumen können so verseucht sein, das interessiert aber niemanden. Es gibt einen Fairhandel, auch für Blumen, aber an dem nimmt
kaum ein Herstellerland teil. Und es wird gespritzt ohne Ende: Herbizide, Pestizide,

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