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Wir sind doch Schwestern

Wir sind doch Schwestern

Titel: Wir sind doch Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gesthuysen
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Töpfe.«
    Die Nachbarinnen waren bereits so mit den Vorbereitungen beschäftigt, dass zu Kattys Enttäuschung keine von ihrer neuen Fasson Notiz nahm. Ein paar gelungene Witze auf ihre Kosten hatte sie sich wenigstens erhofft.
    »Guten Abend, alle miteinander«, sagte sie deshalb provozierend, »fällt euch nichts auf?«
    Keine sagte etwas, bis eine der Frauen schließlich skeptisch fragte: »Hast du abgenommen?«
    Katty lachte und ließ die Frage unbeantwortet. »Der Einkochkessel steht in der kleinen Abstellkammer in der Scheune«, sagte sie stattdessen und ging zur Tagesordnung über. »Magda, du weißt doch, wo. Und ihr zwei, Bärbel und Lieschen, ihr geht mit und holt den Klapptisch für das Fass Bier.« Einen Moment lang überblickte Katty das Geschehen, dann fiel ihr auf, dass Schnaps und Schnapsgläschen aus dem Haupthaus noch fehlten, und sie machte sich schnell auf den Weg.
    »Die Nachbarn sind schon da!«, rief sie laut, als sie dort ankam, und wusste selbst nicht so genau, ob sie ihre Schwestern heute wirklich dabeihaben wollte. Obwohl die Vorstellung ihre Fantasie anregte. Vermutlich würde Gertrud bei ihrer derzeitigen Laune jedem erklären, dass er keine Ahnung vomKränzen habe, und persönlich vorführen, wie man es richtig machte, während Paula, die blinde Nuss, sich womöglich im frisch gebundenen Kranz verhedderte und das Werk von Stunden im Nu zunichtemachte. Katty musste schmunzeln und bemerkte, dass ihr Zorn auf Gertrud verflogen war. »Wenn ihr zu uns rauskommt, zieht euch bloß warm an!«, rief sie deshalb, bekam aber keine Antwort. Auch gut, dachte sie und stellte zwanzig kleine Schnapsgläschen auf das Tablett, Pinneken nannte man die am Niederrhein. In eine Hälfte der Pinneken schenkte sie süßen Holunderschnaps, in die andere Hälfte klaren Korn. Dann nahm sie das Tablett und drehte sich vorsichtig in Richtung Flur, um sich um ihre Gäste zu kümmern.

Der 100. Geburtstag – Freitag
Das Eisen wird geschmiedet
    »Nimmst du mich mit raus?« Paula hatte Katty in der Küche rumoren gehört und ihre Chance gewittert. Sie wollte die Nachbarn begrüßen und hatte sich zehn Minuten zuvor schon einmal auf die Reise gemacht, war aber an dem abschüssigen Flur gescheitert wie Reinhold Messner an der Eiger Nordwand. Sie hatte gehofft, dass Katty noch einmal hereinkommen würde, und sich so lange abmarschbereit im Wohnzimmer postiert.
    »Ach herrje«, sagte ihre Schwester und erinnerte Paula mit dem Tablett an einen Zirkusartisten, »du kannst dich jetzt nicht an mir festhalten, sonst passiert ein Unglück.« Die kleinen Gläser klapperten bedrohlich auf dem Tablett. »Na gut, dann warte ich, sonst kullern wir nachher noch als Schnapsleichen den Flur runter.«
    »Was macht Gertrud?«, fragte Katty. Es klang betont beiläufig.
    »Der geht es schon wieder besser. Sie will heute Abend im Bett bleiben. Mach dir keine Gedanken. Und lass mich hier nicht versauern.«
    Der Weg zur Tenne war für Paulas alte Augen ein schwarzes Loch. Sie sah Katty darin verschwinden. Warum konnten ihre Schwestern nur nicht vernünftig miteinander reden?, fragte siesich. Katty mit ihrem aufbrausenden Temperament ging immer gleich in die Luft, wenn Gertrud eine Andeutung über Heinrich machte, und die reagierte ihrerseits auf Kattys Wutausbruch mit Trotz und Dickköpfigkeit. Dabei war mit Gertrud eigentlich so leicht umzugehen, wenn man vernünftig mit ihr sprach. Sie war schließlich eine nachdenkliche und kluge Frau. So heftig wie gerade eben hatte Paula den Konflikt ihrer Schwestern noch nie eskalieren sehen. Sie würde eingreifen müssen.
    In diesem Moment kam Jan ins Wohnzimmer und reichte ihr seinen Arm wie ein eleganter Herr seiner Dame. Paula lachte, sie würden ein schönes Bild abgeben: der kleine Mann mit Hut und Hosenträgern, daneben eine unbeholfene alte Frau. Die Tenne war hell erleuchtet, als sie dort ankamen, und so konnte Paula tatsächlich ein bisschen was vom Treiben sehen.
    »Gut, Kinder, dann will ich mal inspizieren, was ihr bisher so angestellt habt!«, rief sie in die Menge und erntete dafür Gelächter und einen gespielt strengen Blick von Katty. Ihre Finger waren inzwischen nicht mehr geschickt genug, aber früher hatte sie Kränzabende geliebt. Die kleinen Röschen wurden aus Krepppapier gebastelt. Man nahm dazu einen Streifen weißen oder roten Krepp, rollte ihn zu einem Röhrchen, schnitt eine Seite ein, damit sie sich wie eine Rose auffächern konnte, umwickelte die andere Seite mit Draht und

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