Wir sind nicht schwul (German Edition)
unterwegs bin und er obendrein krank ist. Und vielleicht ist er wirklich so, wie er sich mir gerade gibt.
Wer weiß?
Das würde mir erklären, wieso er schon seit Jahren eine Freundin hat. „Wieso seid ihr nicht verheiratet?“
Kaum sehe ich seinen zuwideren Gesichtsausdruck, tut mir meine Frage auch schon wieder leid. Doch bevor ich mich entschuldigen kann, geht er mich scharf an: „Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht.“
Beschämt sehe ich aus dem Auto. Richtig. Wieso war ich nur der Meinung, ich hätte das Recht dazu, mich in Privatangelegenheiten von Personen einzumischen, die ich gar nicht kenne?
„Es tut mir leid.“ Es bleibt bei einem unverständlichen nuscheln. Das war echt zu peinlich. Renji ist anders als der Rest. Er hat Anstand und er hat sich und anderen Grenzen gesetzt. Er passt auf, was er sagt. Ich finde es gut, dass er versucht seine Privatsphäre zu schützen. Hätte ich eine Freundin und wäre Mitglied einer bekannten Band, hätte ich ebenfalls kein Wort darüber verloren, allein schon, um sie vor der Welt und dem Medienrummel zu schützen, selbst wenn mich jemand aus meiner Arbeitsgruppe gefragt hätte. Fremde geht so etwas einfach nichts an. Da sieht man mal wieder, wie jung und unerfahren ich hingegen zu Gadeshi bin, die ja doch schon ein paar Jahre mehr auf den Buckel haben, als ich. Die Stimmung bleibt getrübt, bis wir in die Halle kommen. Renji wird sofort belagert und für seine Aufnahmen gestylt.
„Und, habt ihr euch gut unterhalten?“, fragt Yuoi, der Asuka huckepack trägt und ihn erst wieder runter lässt, als sie bei Renji und den Stylisten ankommen.
„Du hättest gestern dabei sein sollen, Shi-chan. Finn wird ganz gut in unsere Gruppe passen, ne?“ Übertrieben erfreut starrt mich Yuoi an. Ich lächle und nicke nur verlegen. Nja, was er sich da so vorstellt, hat meine Gedankenhänge noch nicht wirklich gestreift.
„Ich bekomme schon noch die Gelegenheit, etwas von Finn-sans positiver Seite kennen zu lernen.“ Eh, das war widerlich und obendrein eine gemeine Anspielung. Dabei hätte er mich wenigstens ansehen können, um noch klarer zu machen, dass ich das Gespräch von vorhin verpatzt habe.
Nah und?
Jedem kann so etwas passieren! Er soll mir gefälligst nicht erzählen, dass er noch nie Fehler gemacht hat. Ob ich sauer bin? – Darauf könnt ihr Gift nehmen!
Meine Stimmung schwankt sofort um, als er endlich für die Aufnahmen fertig ist und gefilmt wird. Sie müssen sehr oft unterbrechen und Pausen einlegen, weil er immer wieder ziemlich unschöne Hustenanfälle bekommt, wobei es ihm die Tränen aus den erröteten Augen drücke. Mit allen möglichen Aufputschmitteln und einer ganzen Menge Schminke versuchen sie sein Krankheitsbild zu übermalen.
Auf den Aufnahmen sieht man später wirklich nichts mehr, dass er eigentlich gesundheitlich angeschlagen ist. Je länger die Aufnahmen mit ihm dauern, desto mehr hege ich den Wunsch, dass sie doch endlich fertig werden.
Es ist schrecklich, ihn so zu sehen und zugleich schön, wie sich die anderen um ihn kümmern, ihm immer wieder Mut zusprechen und mit allem möglichen versorgen. Yuoi und Ukage führen vor ihm einen echten Freudentanz auf, der ihn jedes Mal aufs Neue zum Lachen bringt. – Kein Wunder, denn der sieht echt bescheuert aus.
Parallel zu diesem Musikvideo wird zusätzlich ein Making-off-Video gedreht, auf dem natürlich auch Renji zu sehen sein wird. Ob die Fans bemerken werden, was sich hier abgespielt hat, wenn sie das Video sehen, auch wenn Alles darauf ausgelegt ist, dass es niemand mitbekommen soll?
Drei volle Stunden später ist Renji erlöst.
Seine Hautfarbe, nachdem er abgeschminkt wurde, verleiht mir ebenso eine abscheuliche Leichenblässe. Er sieht aus, als würde er jeden Moment krepieren. Ich hab echt so meine Zweifel daran, dass eine Nacht im Krankenhaus daran auch nur irgendetwas ändern könnte.
Bevor Renji geht, rufen ihm die andren Jungs noch alles Mögliche hinterher.
„Hey, kommst du endlich, Finn-kun?“ Eh? Renji ruft nach mir, von wegen ich soll mit ihm mitkommen. Verschlafen deute ich auf mich. Er lächelt schwächelnd in sich hinein, packt mich relativ grob mit einer Hand am Hinterkopf und schiebt mich vor sich her. „Wer denn sonst, du kleiner Dummkopf“, er ist grob zu mir und trotzdem lächle ich glücklich. Ganz so sauer kann er doch nicht auf mich sein, wenn er sogar möchte, dass ich ihn wieder begleite, „oder siehst du hier sonst noch jemanden, der mich
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