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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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Fotostudios befinden und Pressetermine gehalten werden, weshalb man hier dauernd alle möglichen Persönlichkeiten sehen kann. Das Gebäude ist enorm groß! Und einfach ideal für all diese Zwecke.
    „Da. Das ist eines meiner Bilder.“ Wir bleiben vor einer Wand stehen. Das eine Bild hängt zwischen zwei Fenstern. In welchem Stock wir uns wohl befinden? Keinen blassen Schimmer und nein, ich werde nicht nach unten sehen, um es abzuschätzen.
    Kommen wir zu dem Bild zurück …
    Es ist sehr dunkel und erinnert mehr an ein Bild, das durch ein Shooting entstanden ist und nicht wirklich von einem Musikvideo stammt. Er sitzt, mit dem Zeigefinger an seiner Lippe. Die andere Hand hängt zwischen seinen Beinen herab. Ein Bein hat er aufgestellt, auf dem der Arm abgestützt wird, dessen Hand zu seinem Gesicht zeigt. Er trägt einen Hut und an seinem Kopf hängen zwischen den glatten Haaren zahlreiche Rasterzöpfe. Seine Augen sind ein richtiger Eye-Catcher. Auffallend geschminkt, aber nicht übertrieben.
    Kurzum: Wie immer verdammt sexy und süß zugleich. Mit seinen großen Augen sieht er direkt in die Kamera.
    Habe ich mich verraten, weil er mich schmunzelnd von der Seite aus beobachtet? Schnell erkenne ich, dass das nicht das einzige Bild von ihm ist, das in dieser Etage hängt. Ein Bild ist besser als das andere.
    Seufzend erwidere ich seinen Blick. „Angeber.“
    Lachend zieht er mich von der Wand weg und hält sofort wieder an, als ein schwer beschäftigter Japaner an uns vorbei rennen will.
    „Entschuldigung? Einen Moment bitte.“ Hastig dreht sich der arme Mann herum, dem vor lauter Hast die Schweißperlen die Stirn runter tropfen, was nicht gerade g‘schmackig aussieht.
    „Wo finde ich Rorin?“
    Wild gestikulierend und einen Schritt nach hinten stolpernd – er hat es offensichtlich sehr eilig - fragt er nach: „Von Fulfilment?“ Mikage nickt schnell und der Mann denkt einen kurzen Moment nach, die Augen zur Decke gerichtet. „Ich glaube, die haben jetzt ein Interview im dritten Stock, Part B, Zimmer acht … oder neun. Es müsste ein Schild ausgehängt sein.“
    Mikage bedankt sich schnell und der Mann eilt weiter den Gang entlang. Es muss ein Angestellter gewesen sein, weil er wusste, was gerade wo im Haus abgeht. Jetzt weiß ich auch endlich, welchen Rorin Mikage gemeint hat.
    Fulfilment kenne ich selbstverständlich. Ein Mädchen und ein Junge übernehmen den Gesangspart. Zusätzlich spielt Mädchen Gitarre. Die anderen drei Jungs belegen Bass, Schlagzeug und eine seltsame Mischung aus allen möglichen Blasinstrumenten. Sie sind schon länger als Gruppe unterwegs, aber Rorin hat nach Jahren der Gruppe gestanden, dass er sich nicht mehr all zu wohl fühlt und gerne einer anderen Gruppe beitreten möchte. Alle haben seinen Entschluss bedauert, aber ihn zu seinem Wohl nicht daran gehindert. Seit kurzem läuft die Entwöhnungsphase und die letzten Interviews, bevor er in eine andere Band wechseln soll.
    Was ich mit der Sache zu tun habe, verstehe ich noch nicht so ganz. Ein Gewisser Verdacht überkommt mich jedoch.
    Mikage zögert gar nicht und stürmt einfach durch die Tür hindurch, obwohl auf dem Schild: „Bitte Ruhe, hier findet ein Interview statt!“, steht. Peinlich berührt folge ich ihm langsam und verneige mich schnell vor den neugierigen Gesichtern. „Entschuldigt bitte.“
    Das Kamerateam besteht aus einer Frau, die wahrscheinlich die Interviews durchführt, dem Kameramann und zwei anderen, die den Ton angeben. Die Truppe selbst sitzt in ihrer vollen Pracht auf ein paar weißen Stühlen, die auf einem roten Boden, vor einem roten Tuch stehen, das wie ein Vorhang von der Decke hängt. Mikage schmeißt sich vor die Kamera und führt einen albernen Tanz auf.
    Nur kurz dreht er sich um, winkt in die Kamera und entschuldigt sein Verhalten, was jetzt bereits vollkommen überflüssig ist. „Vergebt mir, aber das ist sehr wichtig!“
    Das Mädchen hat sich leise kichernd hinter ihm erhoben und zieht ihn an seiner Hosen auf den Boden.
    „Und verzeih mir, aber du standst gerade sehr im Weg.“
    „Mikage, möchtest du dich dem Interview anschließen?“, fragt einer der Kameramänner.
    Ich halte mich entschieden am Rand und werde dort auch nicht weiter beachtet.
    „Nein, eigentlich bin ich nur hier, um Rorin zu entführen.“ In einem galanten Sprung kommt er wieder auf die Beine, drückt dabei allerdings das Mädel, mit einer Hand an ihrem Kopf, weiter zu Boden, sodass sie nicht wieder aufstehen

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