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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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beeindrucken zu können.“ Der Grund, warum mir gleich umso heißer wird. Es war Taktik, mir zuerst zu sagen, es wäre nicht wegen mir gewesen und dann doch zuzugeben, dass ich ihn beeinflusse. Er hätte es nicht sagen sollen, denn das macht es für mich noch viel schwerer, so zu tun, als wäre es mir egal, wenn es gestimmt hätte, dass er es nur seiner Freunde wegen getan hat.
    Was denke ich da nur für einen Unfug?!
    Mikage belügt mich doch nur wieder und ich wette, wenn ich mich eines Tages doch ihm hingeben sollte, was sicher nicht passieren wird, dann lässt er mich liegen, wie eine ausgelutschte Zitrone.
    „Du denkst viel zu viel nach.“ Das braucht er mir nicht zu sagen. Das weiß ich auch selbst.
    „Wohin gehen wir?“
    „In ein Studio. Dort können wir uns ein paar Kostüme ansehen. Wir werden eines aussuchen, das zu GierOs passt, damit du beim Konzert nicht wie der letzte Depp aussiehst.“ Das wollte GierO heute mit mir machen? Und Mikage übernimmt das einfach so?
    „Und du willst mir ernsthaft dabei helfen?“
    Er lächelt wieder nur. Hat er gar nichts zu tun? Neue Lieder schreiben, beispielsweise?

    „Ein paar Kostüme?!“ Das, was ich zu sehen bekomme, sind etliche Kleiderständer, voll mit allen möglichen und unmöglichen Dingen. Hosen, Mäntel, Shirts, Hüte, Armstulpen, Gürtel, Röcke und Kleider … es hängt dort nichts, was es nicht gibt, … oder liegt über den Boden verstreut.
    Künstler sind anscheinend alle gleich unordentlich. Zumindest das Zeug auf den Kleiderständern ist nach Farben sortiert.
    „Naja, man braucht ein wenig Auswahl.“ Abgesehen von uns, sind hier noch so manch andere, die die Kleider durchwühlen. Ich kenne niemanden. Keine Ahnung, ob die nicht vielleicht sogar einer Band angehören, die ich mag. Und natürlich sind auch hier Kameras. Man bespricht sich und lacht viel.
    Mikage und ich sind bald mitten im Geschehen. Eine Frau hilft uns dabei, möglicherweise passende Sachen für das Konzert, für mich, herauszusuchen. In einer provisorischen Umkleidekabine wechsle ich schnell die Outfits, die sie mir reichen. Meine Präsentationen will die Kamera manchmal kommentiert haben, sonst passiert aber nichts Aufregendes. Die Outfits sind nur überwiegend sehr schräg und wir haben eine Menge Spaß beim Anprobieren. Auch Mikage sucht sich zu einem meiner Kleider ein passendes Gegenstück und wir posieren vergnügt vor den Kameraleuten, die begeistert pfeifen. Aus dem irrsinnigen Spiel wird ein kleines Shooting. Die Fotos dazu werde ich ein paar Tage später zu sehen bekommen.
    Ich habe mich noch nie zuvor so sicher vor einer Kamera gefühlt. Ganz im Gegenteil. Ich bin immer davon gelaufen, oder habe die Hand vor die Linse gehalten, damit man keine Fotos von mir machen, oder mich gar filmen kann.
    Dass das Posieren auch Spaß machen kann, erlebe ich gerade zum ersten Mal und wieder ist es Mikage, der mir die schönen Seiten dieser Welt zeigt.
    Wir üben uns in der „Pyramide“, wirbeln den jeweils anderen durch den Raum und probieren uns in der Rückwertsrolle. Es ist, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Mikage rennt nach drei hintereinander folgenden Rollen sogar mitten in einen Kleiderständer hinein, der mit ihm zu Boden kracht. Es sieht zu komisch aus, wie er versucht, sich aus dem Kleiderwirrwarr zu befreien. Sein Leben scheint nur aus Herumtollen zu bestehen, ein paar Konzerten und manchmal schreibt er ein paar neue Lieder, die ihm so einfach von der Hand fallen, wie Äpfel von Bäumen, sobald sie reif sind.
    Als ich ihm beim Aufstehen helfen will, nützt er das sofort aus und zieht mich zu sich auf den Boden hinunter. Wir kullern mitsamt einem halben Kleiderständer über den Boden. Mikage stützt links und rechts von mir die Arme am Boden ab, um uns anzuhalten. Kichernd zieht er mir den Clownshut vom Kopf und setzt ihn sich auf. Frech zwickt er mich in die falsche Nase. Die hatte er irgendwo gefunden und sie hat so dämlich ausgesehen, dass ich einfach nicht wirderstehen konnte, sie aufzusetzen.
    Der Kamera entgeht nichts. Der Typ, der sie in der Hand hält, ist keine Linealslänge von uns entfernt. – Und Mikage tut das, was er am liebsten tut. Zumindest versucht er es. Er beugt sich schon wieder so gefährlich nahe zu mir herunter, dass er mich jeder Zeit küssen könnte. Tu es nicht, tu es nicht, denke ich immer wieder, aber wohin könnte ich denn ausweichen, schließlich kniet er über mir. Ich müsste, wenn dann schon, unter ihm durch rutschen.

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