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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eireann Nóc
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ich mir vorgenommen hatte, mein Leben von Grund auf zu verändern.
    Wenn man jahrelang geschwiegen hat, ist es verdammt schwer, plötzlich doch über seine Probleme zu reden. Obwohl meine Reaktion hier sowas von übertrieben ist.
    Doch es ist immerhin ein Anfang. Ein Anfang, der mich ganz entsetzlich schmerzt. Ich dachte eigentlich, dass die Tränen, die meine Wange hinunter strömen, auf meinen glühenden Wangen verdampfen würden, bevor sie jemand zu Gesicht bekommt. Nur leider bleibt das eine Wunschvorstellung. Ein naiver Gedanke.
    Mikage hat mich die Zeit über ruhig angesehen. Zuerst überrumpelt und erschrocken, gleich darauf aber ungezwungen ruhig und schon beinahe … irgendwie … mitleidig?
    „Fass mich nie wieder an! Tu nie wieder so, als wärst du ein Freund, denn du kennst mich gar nicht!“, schimpfe ich auf Deutsch weiter. Ich nützte die kurze Sprechpause, um mich an der Kabinenstange fest zu halten, weil ich der Tränen wegen (versucht mal zu weinen, ohne dabei einen Mucks von euch zu geben) gar nichts mehr sehen kann und meine Knie drohen unter mir, nachzugeben. Mikage versucht nach mir zu greifen. Gezielt schlage ich nach seinen Händen und er hält tatsächlich einen kurzen Moment inne.
    „Fass mich gefälligst nicht an!“, fahre ich ihn auf Japanisch an. Wie peinlich das ist. Wie sehr ich es erst wohl bereuen werde, wenn ich wieder zur Besinnung gekommen bin?
    Wie ein Häufchen Elend klappe ich auf dem Boden zusammen.
    Diese Welt hier ist zu verlogen. In Österreich hätte man sich nicht mit mir abgegeben, ohne mir klar gemacht zu haben, dass es nur um Ruhm geht, aber hier wird einem alles richtig professionell vorgespielt. So falsch! Eine so verdammte, gespielte Märchenwelt! Ich will nach Hause – und das, obwohl gerade einmal drei … vier Tage vergangen sind. Unkontrolliert streiche ich mir immer wieder die Tränen aus dem Gesicht und es dauert nicht lange, da hat sich Mikage neben mich gesetzt und meinen Kopf an seine Brust gedrückt. Der Moment, in dem die meisten Fotos von ihm und mir geschossen werden, was die Situation nicht gerade erheitert. Kann man sich diese Absurdität überhaupt vorstellen?
    Schützend umhüllt mich Mikage mit seinem Körper und streicht mir immer wieder zärtlich mit der Hand über den Rücken und durchs Haar. Sein Mund ist ganz nah an meinem Ohr, als er mir nach einer Weile sanft zuflüstert: „Es tut mir leid.“ Nah super, jetzt heule ich gleich noch mehr und vergrabe meinen Kopf in seinem Oberteil. Nicht, dass er wirklich verstanden haben könnte, was ich gesagt habe, es könnte jedoch sein, dass er weiß, worum es gegangen ist. Schließlich ist er, er selbst. Tut es ihm wirklich leid oder spielt er auch jetzt eine Rolle?
    „Es tut mir so leid“, sagt er mir immer wieder, zwischen anderen Worten, wie: „Ich wusste das nicht.“ Und: „Verzeih mir.“ Weint er etwa? Das kann doch nicht sein, oder? „Bitte verzeih mir, ja?“ Er weiß, wovon ich gesprochen habe. „Wenn du willst, … ich lasse dich in Ruhe … verbiete mir nur bitte nicht …“, zum Glück braucht er etwas, um die Worte zu finden, die er sagen möchte, weil ich alle Mühe damit habe überhaupt irgendetwas zu verstehen, „bitte lass mich dich trotzdem weiterhin sehen.“ Mein Herz verkrampft sich, als hätte jemand ein Seil darum gewickelt und kräftig verknotet. Habe ich ihm Unrecht getan? Hat er sich doch um meinetwillen so sehr um mich bemüht?

    Ich weiß nicht mehr, wie lange wir da gesessen haben und geweint haben. Ja, er hat tatsächlich auch geweint.
    Und so nebenbei bemerkt: Hoch lebe transparente Schminke! Es ist nichts verronnen und so sehen wir wenigstens auf den verweinten Bildern, die von uns gemacht worden sind, noch gut aus – und ja, ich weiß, wie bescheuert es ist, in solch einer Situation noch an so etwas wie Make-up zu denken. Ich weiß nur mehr, dass wir schon bald entschieden, das Gebäude zu verlassen, sobald wir nicht mehr all zu fertig aussehen. Die Kostüme haben wir anbehalten, um nicht unnötig länger in diesem Raum bleiben zu müssen. Wer von uns beiden gen Ende betretener aussieht, ist schwer zu sagen.
    Ich habe den ganzen Weg zum Auto hin Mitleid mit ihm und große Schuldgefühle, die nicht weniger werden, als wir endlich im Auto sitzen. Den kurzen Weg vom Gebäude zum Auto hat er alles und jeden ignoriert, der uns ansprechen wollte, was so gar nicht zu ihm passt.
    Und jetzt, als wir endlich im Auto sitzen, starrt er die ganze Zeit über aus dem

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