Wir sind nicht schwul (German Edition)
zum Interview, nicht wahr? Auch wenn das mit dem Auftritt eine Überraschung sein soll?“
„Sicher doch“, antwortet Kurenai sofort.
„Was kocht Finn denn da? Riecht wirklich gut.“ Ich spüre, dass sich meine Augen wieder mit Tränen füllen und ich versuche mich mehr aufs Kochen zu konzentrieren.
Es hilft.
„Ramen“, antworte ich. Ramen ist schnell gekocht. Minuten später kann ich jedem eine Tasse servieren. Nicht für mich. Mir ist der Appetit für eine ganze Weile vergangen.
Tsuto kommt gerade dann zurück, als ich vorhabe mich zu verabschieden, um draußen noch eine Weile spazieren zu gehen.
„Hey, warte noch kurz, Finn. Bevor du gehst … wo willst du überhaupt hin? Mikage ist schon weg.“ Das will ich doch wohl hoffen! Tsuto geht an mir vorbei und bleibt stehen, als er das Essen riecht. „Das riecht gut. Bekomme ich auch etwas?“ Er dreht sich nach mir um. Ich nicke stumm. „Super!“ Wenn er gute Laune hat, weil es mir beschissen geht, soll der schadenfreudige Wicht sofort zur Hölle fahren! Wir warten geduldig, bis er sich eine Schüssel geschnappt hat und sich zu Kurenai und den anderen an den Tisch setzt. Zum Essen hat sogar Uchin seinen Manga weggelegt.
„Ich habe noch mit Mikage gesprochen“, fängt er an, um die Spannung noch zu steigern. Warum muss ich mir das anhören, wenn ich doch eh weiß, worüber sie geredet haben?
„Und er hat jemanden gefunden, der zu uns passen könnte. Wir sollen ihm einen Termin nennen, wann der Junge vorspielen kommen kann.“ Damit steht fest, dass ich nicht bleiben werde. Nicht, dass das nicht sowieso klar gewesen wäre, aber jetzt ist es auch für die Jungs beschlossene Sache. Kurenai legt seine Essstäbchen beiseite und verschränkt die Arme vor der Brust. Tsuto sieht man an, wie froh er darüber ist, dass bald jemand zu ihnen stoßen wird, mit dem er sich sicher besser verstehen wird.
„Hat Mikage auch gesagt, wen er da gefunden hat?“
„Nein. Er meinte nur, dass wir uns sicher freuen werden. Das meinte er bei Finn zwar auch, aber dieses Mal hat er gleich einen Japaner ausgesucht, der auch hier bleiben kann!“ Giftig schielt er mich an.
Ich sage nichts.
Ich habe genug davon, zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Es würde nur wieder schief gehen.
„Du wirst ungerecht. Finn-kun kann gar nichts dafür, außerdem war von Anfang an klar, dass er nicht lange bleiben wird. Wir haben dem zugestimmt, also sind wir selbst schuld. Du kannst Finn-san nicht andauernd die Schuld in die Schuhe schieben.“ Also war es wirklich Mikage, der mich ihnen vorgeschlagen hat?
Irgendwann fühle ich einen Schmerz in meinem Arm, weil ich unbemerkt meine Nägel ins Fleisch gebohrt habe. Schnell lockere ich den Griff.
„Wann lassen wir ihn vorspielen?“ Tsuto geht erst gar nicht auf den Vorwurf ein.
„Nach unserem Konzert und vor Finns, würde ich sagen.“
„Also am Freitag? Vormittag?“ Puka rechnet die Tage an seinen Fingern ab.
„Das dürfte passen. Sind alle einverstanden?“ Ein schweigsames Nicken geht durch die Runde.
„Dein Ramen ist übrigens richtig gut, Finn!“ Ein kläglicher Versuch von Uchin, mich aufzumuntern.
„Hat Mikage sonst noch etwas erwähnt?“ Als würde mir das Tsuto wirklich verraten, wenn es so gewesen wäre.
„Nicht dass ich wüsste. Hätte er denn?“
Kopfschüttelnd packe ich meine Tasche und öffne die Tür. „Ich bin eine Weile draußen. Wartet nicht auf mich. Es könnte spät werden.“
„Nein, keine Sorge.“ Ich höre noch, wie jemand einen Polster nach Tsuto wirft. Schnell verlasse ich das Gebäude … schon wieder. Ich hasse ihn nicht dafür, dass ich ein Stein in seinem Leben bin. Lange hat er mich eh nicht mehr am Hals. Und ich ihn auch nicht.
Herz aus Glas
D raußen ist es noch hell. In der Nähe der Unterkunft ist ein kleiner Park. Wenigstens das habe ich mir gemerkt. Ich schlendere langsam in Richtung Grün. Manchmal begegne ich Schülern in Uniformen, die wie Matrosen aussehen. Blaue Hose, oder Rock, dazu ein blauer Oberteil und eine weiße Krawatte, mit so einem unsinnigen Stoff-Ding, das am Rücken herab hängt. Was das Ding auch immer für einen Sinn haben soll. Schmunzelnd sehe ich ihnen nach. Bei meinem Spaziergang denke ich an so vieles und gleichzeitig an nichts. Jedes Geräusch, das an mir vorbei rauscht nervt mich, vor allem das Hupen der Autos und das Jammern der Katzen.
Katzen?
Sofort bleibe ich stehen und sehe mich um. Erst kann ich nichts erkennen, also folge ich der Richtung,
Weitere Kostenlose Bücher