Wir sind nicht schwul (German Edition)
Fenster. Er wechselt kein einziges Sterbenswörtchen mit mir und ich auch nicht mit ihm. Ich hätte es tun sollen, nachdem er sich so süß bei mir entschuldigt und mir quasi sein Herz ausgeschüttet hat.
Aber ich kann nichts sagen. Was soll ich ihm denn sagen? Dass alles okay ist? Dass er alles vergessen soll, was geschehen ist und er gerne so weiter machen kann, wie bisher? Ich bereue es, wie es gekommen ist und hätte es genauso bereut, wenn ich nichts gesagt hätte. Egal, was ich sagen würde, es wäre gelogen, weil ich selbst noch nicht weiß, was ich wirklich will. Zumindest weiß ich es jetzt nicht mehr. Um ihn nicht weiter unter Druck zu setzen zupfe ich an meiner Hose herum und folge seinem Blick aus dem Fenster. Eine Stunde später halten wir vor der Unterkunft. Die Straße war dicht befahren, darum hat es länger gedauert als üblich.
Es ist bereits nach Mittag.
Mikage öffnet mir auch dieses Mal die Tür. Ich steige langsam aus. Er begleitet mich sogar noch bis zur Tür der Unterkunft. Ich schwöre, ich habe seine Mundwinkel zucken gesehen. Er wollte mir gewiss noch etwas sagen!
Lange stehen wir noch an der Tür und schweigen uns an. Ich weiß, dass er mich ansieht, während ich den Boden mit Blicken pflastere.
Diese vor Peinlichkeit strotzende Situation dauert so lange, bis Tsuto unser Schweigen unterbricht. „Hey, das sieht perfekt aus! Gut gemacht, Mikage. Hat es Spaß gemacht?“ Versucht er gerade, freundlich zu sein? Und warum? – Weil wir beide wie geschlagene Pudel aussehen?
Mikage unterbricht Tsuto, indem er ihn am Handgelenk fasst und Tsutos Augen mit seinen gefangen nimmt. Ich dachte schon, er würde ihn fressen wollen – auf eine unangenehme Art und Weise. „Ich habe einen guten Ersatz für Yoru gefunden. Sagt mir nur, wann er Vorspielen darf, dann schicke ich ihn her. Ihr werdet begeistert sein, das verspreche ich euch.“ Tsuto entreißt Mikage sein Handgelenk.
„Ist es das, was du uns eigentlich erst morgen sagen wolltest?“
„Ja. Ich kann nur morgen doch nicht mehr kommen.“ Ein Blinder hätte gesehen, dass er lügt. Er will nur nicht kommen, weil er mir nicht mehr in die Quere kommen möchte, obwohl er darum gebeten hat, ich möge ihm doch erlauben, mich weiterhin sehen zu dürfen.
Achja, richtig … ich hatte ihm keine Antwort gegeben.
„Tschüss.“ Die Situation ist untragbar, darum verabschiede ich mich und drücke mich an Tsuto vorbei, durch die Tür. Tsuto wollte bestimmt ins Trainingscenter, also sind die anderen bereits oben im Zimmer.
Ich sollte Recht behalten.
Kurenai ist ebenfalls sofort von meinem Outfit begeistert. Teilnahmslos lege ich meine Sachen ab und verschwinde schweigend im Bad, um mich umzuziehen und um mir das Salz von den Wangen zu waschen. Mit einem Handtuch komme ich wenige Minuten später wieder aus dem Bad.
„Alles klar?“ Uchin sieht von seinem „Junjou Romantica“-Manga zu mir hoch und mustert mich eindringlich von oben bis unten.
„Ja, natürlich. Ich werde noch schnell raus gehen und Lebensmittel einkaufen. Bis dann.“ Ich gebe ihnen nicht die Möglichkeit dazu, mir dumme Fragen zu stellen und verschwinde nach draußen und in den nächsten Supermarkt. Immerhin habe ich versprochen, mich um das leibliche Wohl der Jungs zu kümmern.
Der Einkauf ist schnell erledigt. In der Küche lasse ich mich dann an den Lebensmitteln aus, während mich Puka löchert. „Ein gigantisches Gebäude, nicht wahr? Hat er dir das Bild von uns gezeigt? Das mit den Häschen?“
Leicht lächelnd werfe ich die Kräuter in die Suppe. Ich koche Ramen. „Ja. Yoru ist auch auf dem Bild. Es sieht sehr witzig aus. Der Raum mit den Kostümen ist riesig! Die Leute sind dort sehr beschäftigt und haben viel zu tun.“
Puka hat sich auf die Arbeitsplatte gehockt und schwingt mit seinen Beinen hin und her. „Ihr hattet sicher eine Menge Spaß.“
Es kostet mich so endlos viel Kraft, die Mundwinkel nach oben zu ziehen und ihn anzulügen. „Ja.“ Es hat lange Spaß gemacht, endete aber in einem Scherbenmeer, das viele und tiefe, blutende Schnitte hinterlassen hat. Crash Head hätte jetzt seine Freude mit mir. So viel schönes Blut, das sie aufschlabbern könnten.
„Morgen haben wir ein Interview, weil das der vorletzte Tag vor dem Konzert ist. Bis auf Crash Head werden alle anderen Bands daran beteiligt sein. Crash Head hat abgesagt … keiner weiß, warum.“ Er springt von der Küchenplatte und lugt durch den Türspalt zu Kurenai. „Finn kommt schon mit
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