Wir sind nicht schwul (German Edition)
die Mühe machen und eine andere Band in den Keller sperren? Die können es sich doch gar nicht erlauben, Dreck am Stecken zu haben. Was Tsuto da labert ist unnötige Vorsicht.
Neurotisch.
„Die Jungs von Gadeshi sind sicher nicht so böse.“
„Das sagst du nur, weil du ihre Lieder magst, oder?“ Böser Vorwurf.
Klar mag auch ich ihre Songs. Sie sind einfach genial!
„Daran liegt es nicht. Sie wirken nur nicht so böse, wie du sie darstellst. Die haben doch gar nicht die Zeit dazu, böse zu sein. Du bist da ganz anders. Du hast wirklich viel zu tun … ich sehe doch, dass ihr dauernd am Basteln seid. Und trotzdem machst du dir Gedanken darüber, was euch eine andere, eine bessere Band antun könnte? Verzeih mir, wenn ich das sage, aber … das ist vollkommener Schwach-Sinn! Vollkommener! Ihr und Gadeshi spielt in komplett anderen Ligen! Grund Eins, warum ihr euch nicht einmal ansatzweise in die Quere kommt. Grund Zwei ist, dass du nicht wissen kannst, wie sie wirklich sind, wenn du sie noch gar nicht kennen gelernt hast und Grund Drei …“ Ich komme gar nicht dazu, meinen dritten Grund zu nennen, da er mir seine Hand auf den Mund geklatscht hat.
„Ist ja gut, ist ja gut, ich hab’s verstanden, okay?“ Jaaa, das sagt er ! Stimmt’s aber auch? Mir egal, nachdem er mir gesagt hat, was ihm auf dem Herzen liegt. Lange lässt er, was bin ich froh drum, die Hand nicht auf meinem Mund liegen, denn sie riecht äußerst gewöhnungsbedürftig … schwitzig … absolut widerlich!
„Ging es wirklich nur um Akio? Wenn da noch etwas ist und wir schon einmal dabei sind, dann sag es mir bitte gleich.“ Da ist tatsächlich noch etwas, denn er lehnt sich zurück und atmet die Luft einen Tick zu laut und zu lange aus.
„Ja, nein … doch … ich bin einfach nicht damit einverstanden jemanden auf Zeit aufzunehmen. Auf mich hört nur nie jemand. Das ist so extrem Scheiße! Niemand hat auch nur irgendetwas davon! Dafür kannst du nichts, ich weiß … trotzdem … hm … und da ist noch etwas ...“ Hell! Was denn noch? „Das sage ich dir vielleicht ein anderes Mal.“ Wäre nett, wenn er es bis dahin vergessen würde.
„Gut, dann … wollen wir noch etwas spielen, bevor wir nach oben gehen? Irgendetwas. Es ist mir gleich. Es muss keiner erfahren.“ Lächelnd fixiert er seinen Bass und schiebt die Noten von seinen Füßen weg, um näher zu mir rutschen zu können. Ich bin so froh, dass wir uns endlich ausgesprochen haben. Da sieht man wieder, dass oft nur dumme Missverständnisse daran schuld sind, dass man sich nicht versteht. Ziemlich unsinnig.
„Kennst du Enishi von Girugamesh?“ Kreisch! Ja, ja, JA!
„Ich liebe dieses Lied!“
„Wollen wir?“ Er zupft an seinem Bass und ich stimme an der passenden Stelle mit der Gitarre ein. Schön zu hören, dass Musiker nicht nur so egoistisch sind und nur ihre eigenen Lieder mögen, sondern auch die der anderen.
Niemand würde mir diese Geschichte glauben, darum werde ich sie anderen erst gar nicht erzählen.
Das, was in diese Nacht im Übungsraum geschah, wird niemand erfahren. Es bleibt ein weiteres Geheimnis.
Wir spielen und grölen, bis wir wortwörtlich heiser sind. Obwohl wir wissen, dass morgen ein Interview ansteht, kommen wir erst sehr spät ins Bett. Die anderen schlafen bereits.
Nach diesem Tagesabschluss habe ich das Gefühl, alles schaffen zu können und morgen soll dieses Gefühl noch nicht verschwunden sein.
Tote Fische schmecken nicht
M eine innere Uhr weckt mich schon vor dem eigentlichen Weckerläuten. Mit einem breiten, schelmischen Grinsen auf den Lippen schlüpfe ich unter meiner Bettdecke hervor und stolpere zu dem Gestell, das sie Küche nennen. Eeesh! Wer hat da seine Shorts am Boden liegen gelassen , frage ich mich auf meinem Weg. Motiviert schnappe ich mir den Reiskocher und fülle ihn auf.
Heute steht eine Probe bevor und ein garstiges Interview. Warum garstig? – Weil Reporter alle gleich eigenartig, schleimig, aufdringlich und falsch sind. Ein bisschen wie Stalker, weil sie oft Sachen über einen „wissen“, die sie nichts angehen. Hoffentlich werde ich nichts gefragt und wenn doch, weiß ich hoffentlich, was ich antworten soll und, vor allem, darf. Erst konzentriere ich mich lieber auf die Onigiri mit Ei, die ich meinen Jungs gerade mache. Zu Hause habe ich sie mir manchmal zubereitet und mit zum Maturakurs genommen. Meine Mitleidenden in meinem Kurs haben das, was ich immer bei mir hatte, immer mit großem Interesse
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