Wir sind nicht schwul (German Edition)
eigenen, getrennten Wege. Dass vor allem dieser Weg sehr schwierig ist, hat sich bereits im Verlust von Yoru widergespiegelt. Man könnte eigentlich meinen, es gäbe immer eine Nacht. Aber in diesem Fall hat sie diese verlassen, als sie sie am meisten brauchten. Hätten sie sich nach den Proben und den Aufnahmen wieder getrennt, wäre es leichter für ihn gewesen, sein Familienleben mit der Band zu vereinbaren. Die anderen Jungs werden das auch eines Tages verstehen müssen und vielleicht nicht mehr ganz so eng beieinander kleben. Irgendwann werden auch noch andere von ihnen Familien haben wollen, genauso wie Yoru.
In der kleinen Pause, die wir einlegen, starre ich gezielt Kurenai an, der mit dem Mikrofon in der Hand am Boden liegt, und den Blick gen Decke richtet. Nach einer Weile bemerkt er meinen Blick, dreht den Kopf und sieht mich an. Schmunzelnd zeigt er mit dem Daumen nach oben. „Es läuft gut. Wenn es in zwei Tagen auch so abläuft, kann gar nichts schief gehen. Schade, dass du nicht bei uns bleiben möchtest.“
Uchin beugt sich über Kurenai und spielt sein Instrument genau neben seinem Ohr ab, der wie vom Blitz getroffen schnurstracks auf seine Beine springt. Fluchend verpasst er ihm einen Schups, den Uchin tänzelnd ausgleicht, um nicht hin zu fallen. „Red nicht so einen Mist, Kurenai. Finn kann nicht bleiben. Das wäre den anderen gegenüber nicht fair, schließlich wollen die auch noch was von ihm abhaben.“ Verlegen sehe ich zu Boden.
„Machen wir weiter?“ Puka trommelt auf seinem Lieblingsspielzeug herum, dem er den Namen Uchin -ni gegeben hat. Ist das nicht niedlich? Uchin ist jedes Mal furchtbar genervt, wenn Puka sein Schlagzeug so nennt und es dabei betätschelt und umschmeichelt, als wäre es ein Haustier, das artgerecht behandelt werden muss. Tsuto stößt sich von der Wand ab und setzt in Pukas Trommelwirbel ein. Ich folge mit der Geige, dann Uchin und zum Schluss Kurenai. Die Scheinwerfer sind bereits so eingestellt, dass man für die eigentliche Show nichts mehr verändern muss. Wenn die Generalprobe im Ganzen so gut abläuft, wie unsere kleine Probe heute, wird es ein tolles Ereignis … und mein Erstes, in dieser Hinsicht.
Eine Stunde später habe ich Pause. Bevor ich die Bühne, wie abgesprochen verlasse, verpasse ich Tsuto noch einen leichten Tritt. Lachend tritt er zurück, was von neidigen Blicken Kurenais verfolgt wird, weil er nicht aufgeklärt ist.
„Ich muss schnell etwas erledigen, aber keine Sorge, dieses Mal bleibe ich in der Nähe.“ Die Vier winken mir zu und ich verschwinde Backstage, in der Kabine, die meinen Jungs zugeteilt wurde. Ein paar der Säulen haben sich dort breit gemacht.
„Hey there!“, grüße ich sie. Sie grüßen mit einem schlichten Nicken zurück.
„Kann mir bitte jemand von euch helfen?“ Ich muss diese Bilder unbedingt haben! Die Frau, mit der ich neulich schon hier herunten gesprochen habe, nimmt sich erneut meiner an.
„Was kann ich für dich tun, Finn?“ Fast schon mütterlich legt sie mir eine Hand auf die Schulter und führt mich aus den Raum. Keine Ahnung, warum sie annimmt, ich würde mit ihr alleine sprechen wollen. Ich lasse sie einfach mal machen, schließlich tut es nichts zur Sache.
„Gestern vormittag wurden Bilder von mir und Mikage gemacht.“
Die Frau sieht mich schlagartig freudestrahlend an. „Sie wurden heute erst im Intranet online gestellt! Die sind sehr gut geworden.“
Verlegen lächle ich sie an und kratze mich mit der Hand am Hinterkopf. „Nun, ich wollte fragen, ob Sie wissen, woher ich die Bilder bekommen kann … ich hätte gerne selbst welche.“
Die Frau führt mich sofort den Gang entlang, Richtung Hinterausgang. „Sicher doch. Nachdem die Bilder von Finn und Mikage sind, müsstest du dich nur im Radioturm melden. Dort wurden sie doch gemacht, oder?“ Ich nicke bestätigend.
„Ja und dann wird man dir sicher welche geben. Soll ich das am besten gleich für dich übernehmen?“
Dankend erfasse ich ihre Hand und verneige mich leicht. „Das wäre sehr freundlich!“ Warum sie mich trotzdem fast bis nach draußen geschleppt hat, kapier ich nicht.
Da stehen wir jetzt. Vor dem Hinterausgang.
„Gerne. Was tut man nicht alles, für seine Arbeitgeber.“ Okay. Worauf will sie hinaus? Gleich lasse ich ihre Hand wieder los und sehe sie abwartend an.
„Wie kann ich das wieder gut machen?“ Es ist offensichtlich, dass ihr etwas auf dem Herzen liegt, weshalb sie sich sofort meiner angenommen und
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