Wir sind nicht schwul (German Edition)
bis hier her gezerrt hat.
Unsinniger Weise.
„Ich wünschte, Finn könnte bei den Jungs bleiben. Es tut ihnen nicht gut, wenn sie dauernd die Bandmitglieder wechseln müssen. Ich wollte mit dir noch einmal im Vertrauen darüber reden, in der Hoffnung, dich umstimmen zu können.“ Sie Frau setzt sich wirklich für die Jungs ein und das rührt mich sehr. Sie ist sehr ehrlich und fürsorglich. Das alles und das Wohlergehen der Band bedeuten ihr viel. Ihr Engagement während der Vorbereitungen ist ebenfalls erwähnenswert.
Ich kann ihr trotzdem nicht helfen.
Bevor ich etwas sagen kann, hebt sie die Hand und unterbricht meinen Atemzug. „Natürlich ist mir bewusst, dass man Finn von Anfang an gesagt hat, es wäre nur auf Probe und wenn dann nicht länger als für drei Monate, aber wir haben alle gehofft, dass er für immer bleibt. Eine Staatsbürgerschaft ist schnell eingeholt, wenn du beschließt, der Band beizutreten. Eine zweite Staatsbürgerschaft. Die Familie lässt sich natürlich nicht ersetzen, aber es gibt Skype und Mobiltelefone und … du weißt sicher, was ich meine, nicht wahr?“ Wenn sie das alles noch einmal wiederholen könnte, wäre ich ihr sehr dankbar, denn mindestens die Hälfte habe ich nicht verstanden.
„Tsuto ist bei den Proben wieder richtig aufgeblüht!“ Wenn sie seine Launen meint, dann wäre es besser, ich verschwinde sofort wieder, damit er sich vom Finn-Schock erholen kann.
„Finn hat in dieser kurzen Zeit etwas bewirkt, auch wenn er das niemals zugeben würde. Ich weiß das. Ich arbeite seit der Gründung der Band mit ihnen zusammen.“ Ich glaube ihr doch. Bleiben kann ich trotzdem nicht. Als sie endlich ihren Schnabel hält (ihre Stimme ist sehr gewöhnungsbedürftig), schüttle ich seufzend den Kopf.
„Geht nicht. Ein anderer Junge wird Vorspielen, der viel besser zu ihnen passt, als ich. Außerdem hat er schon mehr Erfahrung mit Bands und diesem Lebensstil.“
„Finn weiß bereits, wer zum Vorspiel kommt?“ Achja, genau, das hätte ich eigentlich für mich behalten sollen.
„Ja, ich war dabei, als Mikage und ich ihn gefragt haben. Ein sehr netter, junger Herr.“ Ein Knirps! – Wenn man es genau nimmt. Er sieht nicht ganz so süß aus, wie die Jungs von GierO, aber wozu gibt es Make-Up?
„Ich bin davon überzeugt, dass er gut mit den Jungs zurecht kommen wird. Darauf würde ich mein Wort geben!“ Ich kenne den Jungen nicht, aber so, wie er sich gefreut hat, würde er es sich niemals erlauben, sich die Freundschaft mit seiner neuen Band in spe zu vereiteln.
Erfreut scheint die Dame nicht zu sein. „Will Finn nicht bleiben, weil er schon einen anderen Job, bei einer anderen Band angenommen hat?“ Noch eine, die das denkt? Tsuto scheint hier nicht der Einzige zu sein, der mir nicht durch und durch vertraut … was sicher besser so ist.
„Ich habe keinen weiteren Job angenommen. Ich wurde bereits gefragt, nur habe ich noch niemanden zugesagt. Auch Mikage nicht.“ Ja. Und vor dieser Entscheidung fürchte ich mich sogar ein wenig.
Ein wenig ? Ich scheiß mich an vor lauter Angst!
Wenn ich ihm zusage, denkt er sicher, dass ich mich fügen werde und das wäre ein Fehler. Ganz gleich, ob alle behaupten, er wäre nicht schwul, denn so, wie er sich mir gegenüber gibt, ist er zumindest Bi! Aber, wenn ich ihm absage, ist er vielleicht auf ewig böse auf mich, was ich ebenfalls nicht riskieren will.
„Ja …“, sagt sie schließlich langsam.
„Ich kann Finn zu nichts zwingen. Ich kann nur sagen, dass es uns allen viel bedeuten würde, wenn er bleibt würde.“ Klar fühle ich mich geehrt, dass sie mich behalten wollen. An meiner Entscheidung ändert es trotzdem nichts.
„Es tut mir leid. Ich kann nicht bleiben. Aber ich danke Ihnen, dass Sie sich an mich gewendet haben. Die Jungs sind wirklich sehr nett! Ich passe nur nicht zu ihnen und zu ihrer Musik. Es ist nicht das, was mir durch und durch zusagt.“
Das scheint sie endlich verstanden zu haben. „Ah! So!“ Mit großen Augen nickt sie mir zu. „Wenn Finn das nicht zusagt, dann ist es natürlich besser, wenn er sich weiter umsieht. Jeder soll sich wohl fühlen.“ Endlich ist das geklärt! Schade, dass mir diese Erklärung nicht schon früher eingefallen ist … achja, richtig … auch das wollte ich eigentlich ebenfalls nicht ausplaudern. Erleichterung bricht über in mir aus, da das Gespräch vorbei ist und ich obendrein das Gefühl habe, nichts gesagt zu haben, was die Jungs beleidigen könnte, sollten
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