Wir sind nicht schwul (German Edition)
Stelle“, erkläre ich deshalb schnell. Muss ja keiner wissen, dass ich nicht gerade der Freund von festen Beziehungen bin. Ist ja nicht so schlimm, wenn man sich nicht gerne anfassen lässt, oder?
„Sex wird überbewertet. Es ist fast egal, mit wem. Hübsch sollte die beim ersten Mal sein und wenn sie Erfahrungen hat wäre das auch nicht schlecht. Ob du sie zusätzlich dann noch magst oder nicht spielt weniger eine Rolle, es geht mehr um das Feeling zwischendurch.“ Grinsend leckt sich Uchin über die Lippen. Dass diese vier netten Jungs so dreckige Gedanken haben können, hätte ich nie von ihnen erwartet. Das zerstört gerade total mein Heile-Welt-Bild.
„Und hey, wir haben hier X Fangirls, die dir aus der Hand fressen würden, sobald du die mit Leckerlies gefüllte Hand nach ihnen ausstreckst Du bräuchtest dir dann nur noch die passende Beute auszusuchen.“ Ich bemühe mich redlich, noch fassungsloser auszusehen, als sowieso schon. Wie kann man nur so denken?!
„Ich will gar nicht wissen, wie viele du schon Fanvögel gefüttert hast, Puka. Sag mir bitte, dass das ein Scherz war.“
Doch der süße, hübsche Junge zuckt nur mit den Schultern. „Wieso denn nicht? Sie sollten doch selbst wissen, dass man es mit einem Fangirl niemals ernst nehmen würde, weil sie einfach alle gleich sind! Schreiende, fanatische Weiber. Die müssten alle genau wissen, dass das nur One-Night-Stands sind.“ Zu guter Letzt klappt mir der Mund auf. Am liebsten hätte ich ihm eine Standpauke gehalten, wie unsittlich das ist, dass sich so etwas nicht gehört, dass das Ausnützerei ist und es die armen Mädchen sicherlich verletzt, die sich falsche Hoffnungen gemacht hatten, mit einem ihrer Idole zusammen zu kommen. Auf der anderen Seite habe ich nicht mehr all zu viele Tage mit meinen Jungs und die möchte ich mir nicht vermiesen, darum sage ich schlicht: „Ich finde das absolut nicht okay, darum bin ich so was von gar nicht deiner Meinung.“ Dass Tsuto lächelnd den Kopf senkt fällt mir sofort auf und ich kann nicht leugnen, dass mich das nur noch mehr aufrüttelt „Was? Sag mir nicht, du denkst genauso wie er.“ Ich kann euch sagen, ich habe mich sowas von zusammenreißen müssen, um die Stimme nicht unnötig zu erheben. Dafür ist mir nicht einmal aufgefallen, dass ich von meinem Sessel aufgestanden bin.
„Ganz im Gegenteil, Finn. Ich bin eher der Meinung, dass man mit Fangirl nichts anfangen sollte, weil eine Beziehung zu ihnen nur falsch sein kann. Sie lieben einen doch nicht wirklich. Sie lieben nur das Bild, dass wir ihnen darbieten, ohne zu wissen, wer wir wirklich sind. So etwas mag ich nicht wirklich, darum widern mich Fangirls, die meinen, sie würden mich lieben, eigentlich an.“ Puka zieht bei Tsutos Worten eine Schnute und vertieft sich schnaubend in Uchins Manga. Ich hingegen erröte nur noch mehr. Dieses Mal aber, weil es mich zutiefst erstaunt, was Tsuto gesagt hat. Gerade der, mit dem ich mich anfangs am wenigsten verstanden habe, teilt mit mir den gleichen Gedanken? Ich kann nicht leugnen, dass ich ihn gerade sehr sympathisch finde.
„Puka scheint eben auf Mädchen zu stehen, die leicht zu haben sind. Gegen ein Swingerleben ist nichts einzuwenden. Soll er doch seinen Spaß haben, solange er noch jung ist und die Mädchen wirklich noch so leicht zu haben sind. Tsutos Einstellung ist ebenfalls absolut okay. Jedem das seine. Findest du nicht auch, Finn? Es bringt gar nichts, sich jetzt über Pukas Verhalten gegenüber seinen Fans zu ärgern und sich darüber zu freuen, dass Tsuto auf deiner Seite ist, denn dadurch wirst du die Einstellung von niemanden ändern können.“ Hah! Hat der eine Ahnung. Wenn ich möchte, kann ich das!
Well.
Nein.
Kurenai hat natürlich recht.
„Schön“, atme ich durch, „das gibt euch allen trotzdem nicht das Recht dazu, mich mit irgendjemanden zu verkuppeln.“ Von verkuppeln war nie die Rede, obwohl alle wissen, was gemeint ist.
„Ich wette, du wärst viel entspannter, wenn du mal Dampf ablassen könntest.“ Das sagt Kurenai wieder genauso mitfühlend, wie man es von ihm gewohnt ist. Albern, wieso manche der Meinung sind, dass Männer tatsächlich ab und zu „Dampf ablassen“ müssten. Ein glückliches Händchen ist nie besonders weit.
„Mag sein, aber es ist trotzdem meine Entscheidung, wann ich was mit wem mache und ich werde mir dafür alle Zeit der Welt nehmen, wenn ich die brauche.“ Hat das zu schnulzig und mädchenhaft geklungen? Irgendwie schon.
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