Wir sind nicht schwul (German Edition)
Lässt sich nun auch nicht mehr ändern.
„Und wenn es sein muss, werde ich mich für Finn einsetzen.“ Habe ich eben behauptet, meine Worte wären schnulzig gewesen? Also, dann war das hier gerade die Oberschnulze, vor allem, weil sie von Tsuto kam.
Jepp, von Tsuto.
Ulkig, oder?
Mir macht das irgendwie Angst. Abwinkend öffnet Kurenai wieder sein Buch. „Schade. Aber wie ihr meint. Ich misch‘ mich da nicht weiter ein.“ Uchin sieht mich nur noch ein Weilchen lang an, wobei seine Mundwinkel ständig verzückt zucken, und zupft anschließend weiter die Saiten seiner Gitarre.
Doch der Höhepunkt des Nachmittages kommt erst noch, als ich den Mund für ein abschließendes Wort aufmachen will. Die Tür fliegt auf und ein quietschender Junge stürmt herein. Er packt mich an der Taille und wirbelt mich durch den Raum, bis er stehen bleibt und mich vor sich abstellt, mein Blick gen Tür gerichtet. Wenig später fliegt ein Polster durch die Tür und landet vor meinen Füßen.
„Du Feigling! Versteckst dich hinter deinem großen Bruder.“ Ist das, … ist das Gin? Nachdem er das Kleid trägt, wird er wohl Gin sein. Und dann ist das da hinter mir Odoiro?
„Hilf mir, Finn! Der will mich mit Plüsch erschlagen.“
Mit hochgezogener Augenbraue starre ich die zerrupfen Jungs an. Ihr Schminktrupp wird nicht erfreut darüber sein, wenn es die zwei reparieren muss. „Hey, ihr zwei. Die Fans stehen draußen schon Schlange und in zwei Stunden müssen wir fertig sein. Ihr solltet euch echt …“ Und da klatscht mir auch schon ein Polster ins Gesicht.
„Ups. ’Tschuldige. Eigentlich wollte ich Odi erwischen.“ Odi soll wohl der Spitzname für Odoiro sein.
Klar eigentlich.
Es dauert noch eine Weile, bis sich die beiden wieder beruhigt haben und kichernd mit ihren Polstern verschwinden. Im Gang sieht es nicht gerade besser aus. Weiße Federn, soweit das Auge reicht. Und da soll mir noch einmal jemand sagen, dass Japaner nicht zum Lachen und Spaß haben im Stande sind. Absoluter Schwachsinn. Wenn ich nur daran zurückdenke, dass mich Kaasan immer davon abhalten wollte, nach Japan zu fliegen, weil die Leute hier alle so falsch und ernst wären und sich kein Lachen erlauben wollen, dann wird mir jetzt richtig übel davon.
Hier laufen natürlich auch Kuriositäten herum, aber das haben wir in Österreich auch. Andere Kuriositäten, als hier, aber dennoch Kuriositäten! Und anders ist nicht immer schlecht.
Gut, aber das war noch nicht alles, kann ich euch sagen. Kurenai hat mich wenig später auf einen Sessel gezerrt, um mir die Haare und den Hut noch einmal zu richten. Ja, Kurenai kann das offensichtlich auch. Mich wundert das nicht wirklich. Das ist noch alles schön und gut, bis mir ein seltsamer, scharfer Geruch in die Nase steigt. Das Scheppern von Gläsern bestätigt meine Vermutung.
„Ihr trinkt doch nicht etwa vor einem Auftritt?“, frage ich Kurenai fassungslos, der an meinem Hut zupft.
„Wieso denn nicht? Das macht locker.“ Der Geruch von Alkohol ist noch so halbwegs okay. Was mich mehr stört, ist der Geruch von Rauch, der mir wenig später in die Nase steigt. Es sollte mich nichts angehen, trotzdem werde ich leicht nervös. Weil die Jungs nervös zu sein scheinen?
Warum das alles? Ich habe sie doch sonst nie rauchen gesehen. Was Tsuto macht, wenn er zum Training geht, weiß ich nicht, aber ich nehme stark an, dass ich es gerochen hätte, wenn er vor der Tür geraucht hätte. Ich will mich nicht unnötig unbeliebt machen und frage deshalb nicht nach, ob man hier in den Räumen überhaupt rauchen darf. Wie das mit dem Rauchergesetz in Japan ist, weiß ich schließlich nicht.
Kurenai lässt von mir und meinen Haaren ab und ich kann mich umdrehen, um zu sehen, wer da raucht. Tsuto sticht mir zuerst ins Auge, der zwischen seinen Zügen ein scheinbar witziges Gespräch mit dem ebenfalls rauchenden Puka führt.
„Raucht ihr immer nur vor einem Auftritt?“ Verdattert sitze ich auf meinem Sessel und starre die beiden an. Wie kann Puka nur so jung aussehen, wo er doch ganz offensichtlich raucht? Den Rauch durch seine Nase pustend drückt Puka sein Stangerl in einem Aschenbecher aus. Ob der vorher auch schon da stand?
„Vor einem Auftritt, manchmal danach und manchmal auch einfach so“, erklärt er mir gelassen. „Stressbedingt.“ Ich nicke nur. Es sollte mich wirklich nichts angehen, trotzdem verletzt es mich. Ich möchte, dass die Vier lange gesund leben, doch Zigaretten verhindert das genau
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