Wir sind nicht schwul (German Edition)
Taku beigelegt.
Irgendwann während dieser Zeit kam ich selbstredend darauf, dass ich mich vielleicht auch einmal bei meinen Eltern melden sollte. Gen Ende habe ich es bereut.
Damit meine Mutter mich während meiner schönen Zeit in Japan nicht tyrannisieren und überwachen kann, habe ich sie nicht mit meinem Handy, sondern von einer Telefonzelle aus angerufen. Zuallererst hat sie mich geschimpft, wieso ich mich erst jetzt melde. Danach durfte ich mir anhören, was für Sorgen sie sich gemacht haben, weil niemand etwas von mir wusste. Sie hätte nur auf YouTube nachsehen müssen und hätte Videos von allen möglichen Leuten von meinem Japanaufenthalt gefunden. Schon blöd, wenn man sich eigentlich gar nicht dafür interessiert. Nachdem sie damit fertig war, hat sie mich vollkommen genervt gefragt, ob es mir eh gut gehe und ob ich genügend esse, ob mich Japan und die Japaner jetzt schon deprimieren und ob ich großes Heimweh hätte.
Die meiste Zeit hatte ich mir einfach nur ihre Schimpfereien über die furchtbaren Japaner angehört, manchmal genickt und stumm zugestimmt. Keine Panik! – Natürlich log ich sie an, um schnell wieder meine Ruhe zu haben. Brav wie ich bin habe ich über alles geklagt, was mir auf die Schnelle eingefallen ist. Das Wetter ist ja ach so beschissen, die Leute sind zum kotzen, unehrlich, unfreundlich und schwer umgänglich. Dann wären da noch die Straßen, die mies aussehen, die Luft stinkt selbstverständlich auch und die Bezahlung ist der allerletzte Dreck, dafür, dass die Unterkünfte so teuer sind.
Nachdem sie mir ihr Beileid in zwei knappen Sätzen ausgedrückt- und gemeint hat, ich könnte jeder Zeit wieder zurück kommen, war das Gespräch beendet.
Es hätte wesentlich länger gedauert, wenn ich ihr die Wahrheit gesagt hätte. – Wenn ich ihr gesagt hätte, wie sehr ich Japan und alles daran liebe. Sie hätte es nicht verstanden.
Nicht verstehen wollen.
Nur so, indem ich ihre Befürchtungen bestätigt habe, die sich schon tief in ihr verankert hatten, konnte ich sie ruhig stellen.
Es ist leider wirklich so. Glaubt jetzt bitte nicht, ich würde meine Mutter nicht lieben. Sicher liebe ich sie, doch auch Mütter sind Menschen und haben Fehler, wie jeder andere auch. Und sie hat den, dass sie mich, das was ich bin und das, was ich fühle, noch nie akzeptieren konnte.
Oft habe ich mich gefragt, ob es daran liegt, dass ich nicht ihr leibliches Kind bin, jedoch kam ich zu dem Entschluss, dass eher nicht im Erbgut verankert ist, was aus uns wird und wie wir schlussendlich denken und uns verhalten. Als ich später noch einmal über das Gespräch nachdenke, muss ich mir jedoch eingestehen, dass tatsächlich nicht alles so „toll“ ist, wie ich es mir immerzu einzureden versuche.
Zwei Wochen später stehe ich mit meinen Koffern und meinen Instrumenten vor der Unterkunft. Meine Jungs stehen vor mir, klopfen mir auf die Schulter und drücken mich an sich. Als ich so den Blick über sie schweifen lasse, bin ich einerseits traurig, dass ich nicht mehr mit ihnen im gleichen Raum schlafen werde, was zur Folge hat, dass Kissenschlachten, unsinnige Süßigkeitenorgien und sonstige typische Blödeleien zukünftig ausbleiben werden, andererseits bin ich froh darüber. Froh, zu wissen, dass das nicht das Ende ist.
Tsuto, der nicht mehr mit mir darüber gesprochen hat, was er an jenen Abend zu mir gesagt hatte, gab mir mehrmals zu verstehen, dass ich mich sofort bei ihm melden soll, sobald ich Zeit habe und ebenfalls, wenn es mir schlecht geht, denn dann würde er sofort kommen und mich von dort fort holen.
Ist das nicht süß?
Mehr oder weniger.
Mit dieser Aussage jagt er mir eher Angst. GierO kennt Gadeshi mehr oder weniger und wenn Tsuto so reagiert, könnte es durchaus sein, dass die Jungs, die auf mich warten, schwer umgänglich sind. Oder zumindest gewisse Eigenheiten haben, mit denen man eventuell nicht so einfach klar kommen könnte.
Was weiß ich! Auch jeden Fall hat es mich verunsichert.
Als wäre ich nicht schon nervös genug.
Ich werde Gadeshi treffen und mit ihnen arbeiten! Wer zum Teufel wäre da nicht nervös?
Der Rest von meinen Jungs hat sich wie immer benommen, um wieder aufs eigentliche Geschehen zurück zu kommen.
Puka heult und Uchin heult, nachdem er gesehen hat, dass Puka heult und Kurenai schüttelt getrost lächelnd den Kopf.
„Im Namen aller: Wir hatten eine sehr schöne, ereignisreiche und lehrreiche Zeit mit dir. Und dafür sind wir sehr dankbar.
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