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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dr. Perthes.«
    »Um Dr. Angela Bender?« Perthes beugte sich vor. »Da bin ich ehrlich gespannt.«
    »Um es kurz zu machen – die Dame liebt Sie.«
    Peter Perthes wurde ein wenig rot. Er fühlte, wie ihm das Blut im Halse klopfte, und das ärgerte ihn. Eine Unsicherheit überfiel ihn, von der er nicht wußte, wie er sie wieder loswerden konnte.
    »Wie kommen Sie zu dieser Annahme?« fragte er. Es sollte eine matte Abwehr sein, aber Wolf von Barthey lächelte weise.
    »Sie macht sich Sorgen um Sie, wegen Kolumbien. Sie will Sie nicht verlieren. Wie jede liebende Frau wird sie zu einer Egoistin, wenn es um ihr Glück geht. Ich habe Ihr Gespräch vorgestern abend gehört, auch wenn ich so tat, als hörte ich es nicht. Die junge Dame will Sie davon abhalten, in die Tropen zu fahren.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und wie stellen Sie sich dazu?«
    »Ich werde selbstverständlich trotzdem gehen!«
    »So selbstverständlich ist das nicht. Die Liebe stellt eine der stärksten Bande dar, junger Freund. Es gibt kein Stahlseil, das stärker wäre! Wenn Könige ganze Völker einer Frau wegen aufgaben, so ist es leicht, eine Fahrt über den Teich nicht zu wagen.«
    Wolf von Barthey sah den Arzt mit kalt gewordenen Augen scharf an. »Sie lieben doch Fräulein Dr. Bender auch?«
    »Ja.« Peter Perthes spielte mit einem fiederigen Palmenblatt. »Ich hätte es zwar bei meiner angeborenen Nüchternheit nicht für möglich gehalten, aber es ist so etwas wie ein Elementarereignis, gegen das es keinen Widerstand gibt.«
    Er ließ das Palmenblatt los, stand auf und trat an die Glasbrüstung. Er schaute hinaus in den sonnendurchfluteten Park mit den geschnittenen Taxushecken und dem wunderbaren, tiefgrünen englischen Rasen, auf dem sich Rasensprenger drehten. »Nur – ich lasse mich durch diese Liebe nicht von meinem Weg abbringen, den ich ja nicht nur für mich, sondern für Tausende, vielleicht für Millionen Menschen gehe!«
    »Bravo!« Wolf von Barthey klatschte in die Hände. »Und darauf trinken wir noch zusammen einen Whisky!« Dann schob er den mitgenommenen Vertrag vor Peter Perthes hin und machte eine leichte Verbeugung. »Bitte – die Vertragsformulare! Lesen Sie die Bedingungen zu Hause in Ruhe durch.« Er ergriff des jungen Doktors Hand und drückte sie in herzlicher Freude.
    »Lassen Sie mich Ihnen als erster gratulieren!« rief er. »Ich wünsche Ihnen einen Weg, der steil emporführt bis zu jener olympischen Höhe, auf der Sie dereinst in Stockholm den Nobelpreis erhalten!«
    Sie lachten beide über diese Aussicht, die jetzt, in diesem Raum gesprochen, eine Utopie war. Doch dann wurden sie wieder ernst, denn aus dem Scherz schälte sich die Wahrheit: Drüben, in Kolumbien, auf den noch weißen Flächen der Landkarte, den riesigen Urwald- und Sumpfgebieten, die noch kein Mensch betreten hatte, lebten die Vipern und Giftspinnen, lauerte der vielfältige Tod durch Giftpfeile und winzige Tierbisse. Dort lag die Realität aller Pläne und Hoffnungen, dort würde sich in absehbarer Zeit ein Forscherschicksal vollenden, würde sich das Leben eines Mannes runden, der allein, unbeachtet von der übrigen Welt, durch verseuchtes Land zog, um der Menschheit zu dienen.
    »Ich bewundere Sie«, sagte Wolf von Barthey leise, als sich Dr. Perthes verabschiedete. »Sie haben Mut; und das ist etwas, was man heute so selten findet. Mut vor den Konsequenzen, die einmal kommen werden. Ich sehe erst heute, welch ein gleichförmiges Leben ich dagegen führe …«
    Er blickte Peter Perthes nach, während dessen Wagen durch den Stadtwald davonrollte. Dann ging er ins Haus zurück und setzte sich still zu seiner Frau ins Musikzimmer.
    »Ich glaube, Helene«, sagte er nach einer Weile des Schweigens, das auch Frau von Barthey nicht unterbrach, »ich glaube, wir stehen heute am Anfang einer neuen großen Entdeckung. Wir haben ein Genie entdeckt …«
    In der Klinik war es jetzt ein offenes Geheimnis, daß die nette Kinderärztin Dr. Bender und der große, immer so stille Tropenarzt zusammengehörten und demnächst wohl heiraten würden. Man hatte beobachtet, wie sie gemeinsam Wäsche kauften, sich Möbel ansahen, einen Teppich aussuchten und mehr als einmal vor Reisebüros standen, um anscheinend Pläne für eine Hochzeitsreise zu schmieden.
    In der Stille aber, wenn Peter Perthes in seinem Labor arbeitete und Angela Bender ihre Kinderpraxis zu versorgen hatte, schwirrten Telefongespräche durch den Äther, wurden hinter verschlossenen Türen

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