Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Wassernattern, die mit schillerndem Leib ins Wasser sprangen und pfeilschnell in schwimmenden Lianen verschwanden.
    Als Dr. Cartogeno an den Strand watete, trat er auf einen Käfer, der sich sofort im Leder der Stiefel festbiß.
    »Sieh einer dieses freche Biest an!« rief der Arzt, nahm sein langes Buschmesser und löste das Insekt ab. »Hier scheint jeder Wurm in kriegerischer Stimmung zu sein!« Er zertrat den Käfer und half mit, einen Pflock in den Sand zu schlagen, um die Boote daran zu vertäuen. Der indianische Dolmetscher saß unterdessen an einem Busch in der Mitte der Sandbank und zerlegte einen Stapel Fische, die die Träger in den Lastbooten während der Fahrt mit dünnen Schleppangeln gefangen hatten. Über einem offenen Feuer wurden sie an kleinen Holzspießen gebraten.
    Peter Perthes und Fernando Cartogeno aßen aus einer Büchse Kekse und kaltes Schweinefleisch und tranken bitteren, kalten Mate dazu. Die Sonne brannte unbarmherzig. An die heraufgezogenen Boote klatschten die Schuppenschwänze der Alligatoren. Von der fast greifbar nahen Baummauer des Urwaldes herüber zog eine satte, übelriechende Schwüle.
    Einer der Träger, der Führer des zweiten Packbootes, erhob sich. Er ging hinunter zu seinem Boot und holte aus einer Blechbüchse einige dunkle Zigarillos. Da warf er plötzlich die Arme in die Luft, stieß einen grellen Schrei aus und sank nach vorn in die Knie. Noch einmal schlug er mit den Armen um sich, dann blieb er im Sand liegen und rollte stumm an die Bootswand.
    Schon beim Aufschrei waren die beiden Ärzte aufgesprungen. Sie hielten ihre Pistolen schußbereit in den Händen. Jetzt stürzten sie an den Rand der Sandbank und sahen die glasigen Augen des Trägers. Vor seinen Lippen stand Schaum. In seiner Brust federte ein langer, dünner Pfeil. Ein Pfeil, mit roter Farbe bestrichen.
    Der Dolmetscher, der als erster nach den Ärzten bei dem Toten erschien, stieß beim Anblick des roten Pfeils einen hellen, kurzen Schrei aus und warf sich zu Boden. Er kroch hinter die Bootswand des am nächsten liegenden Kahnes und blieb dort, an allen Gliedern zitternd, liegen.
    »Sapolàna«, stammelte er, als Perthes zu ihm trat. »Der Pfeil … der rote Pfeil … er wird uns alle töten.«
    Die Pistole in der Hand, blickte Peter Perthes um sich. Starr, undurchdringlich, feindlich standen zu beiden Seiten des Flusses die Urwaldriesen. Nirgends zeigte sich eine Stelle, von der aus ein Schütze gezielt haben konnte. Der Mörder mußte in einer der mächtigen, weit über den Fluß ragenden Baumkronen sitzen. Dr. Cartogeno suchte bereits mit einem Fernglas die dichten Wipfel ab.
    »Was bedeutet der rote Pfeil?« fragte Dr. Perthes den Eingeborenen. Er blickte hinüber zu dem Toten, der sich schon verfärbte und wächsern wurde. Der Pfeil hat Gift, durchzuckte ihn die Erkenntnis.
    »Er wird uns alle töten«, rief der Indianer wieder und blieb hinter dem Boot liegen. »Keiner, der den roten Pfeil sah, kommt lebend aus den Wäldern zurück! Das weiß das ganze Land. Herr … oh, wir sind verloren …« Er sank mit dem Kopf in den Sand und begann, ein Vaterunser nach dem anderen zu beten. Dazwischen stammelte er indianische Brocken, die Gebete zu seinen alten Göttern, den Götzen, sein mochten.
    Dr. Perthes blickte sich um. »Hier können wir nicht bleiben, Dr. Cartogeno«, sagte er. »Wir präsentieren uns hier wie auf dem Schießplatz als Zielscheibe. Nirgendwo ein Schutz! Sie können uns abknallen, ohne daß wir uns wehren können.« Und den Trägern rief er zu: »Alle Boote sofort wieder in den Fluß! Wir müssen das Ufer erreichen!«
    Sie rannten zu dem Lagerfeuer zurück, während Dr. Cartogeno mit zwei Pistolen den Aufbruch sicherte. Die wenigen abgeladenen Gegenstände wurden rasch in die Boote zurückgeworfen. Dann stießen die Träger und der immer um sich blickende Dolmetscher die Kanus in den Strom und steuerten in die Flußmitte. Dort erst steckte der kolumbianische Arzt seine Pistolen ein, während Dr. Perthes von neuem am Bug hockte und sein Gewehr geladen und entsichert auf den Knien wiegte.
    »Mich wundert es eigentlich, daß Sapolàna uns nicht alle auf der Sandbank weggeblasen hat«, meinte Dr. Cartogeno. »Eine solche Freundlichkeit ist nicht sein alltäglicher Charakterzug.« Er hatte den toten Träger vor sich liegen und schnitt mit einem Skalpell den tief in den Brustkorb eingedrungenen Pfeil aus dem Körper. »Er ist tatsächlich vergiftet«, rief er und zeigte Dr. Perthes die Spitze

Weitere Kostenlose Bücher