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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einfach nicht wissen, was Sie tun. Dort, wo Sie jetzt hinwollen, ist die Hölle los!«
    Peter winkte ab, stieß die Tür auf und trat ins Freie. Eine Hitzewelle und feuchte, nach Verfaultem riechende Luft schlug ihm entgegen. »Sie sind ein Hasenfuß, Kollege«, sagte er über die Schulter. »Kommen Sie, lassen Sie uns die Boote auswählen.«
    Am Flußufer waren die Blätterhütten der Träger und Führer aufgerichtet worden. Die Männer bewachten die Boote, verpflegten sich durch Jagd und Fischfang, saßen, der Raubtiere wegen, an offenen Feuern, und hatten im Umkreis Warner aufgestellt, die vor allem die Schlangen beim Eintritt in den Lagerkreis töteten. Es waren in diesen Tagen nur zwei Riesenschlangen, eine Boa und eine besonders schwere Anakonda, die durch den Feuerschein aus dem Wasser gelockt wurden. Die Träger erschlugen sie, zogen die wunderbar gefärbte, geschuppte Haut ab und brieten das saftige Fleisch über dem Feuer.
    Die beiden Ärzte wählten aus der Masse der Boote zwei besonders lange, breite und doch wendige Baumkanus aus, die als Packboote gedacht waren. Für sich selbst und den Dolmetscher nahmen sie ein kleineres, schmales und wieselflinkes Rindenboot, das über etwaige Stromschnellen oder Wasserfälle leicht zu tragen sein würde.
    Beim Morgengrauen weckte Dr. Cartogeno den Gefährten. »Auf, Sie Idealist!« rief er und stieß Peter Perthes in die Seite. »Unsere Karawane ist bereits auf dem Wasser und harrt ihres Herrn!«
    Eine halbe Stunde später stießen sie auf den Fluß hinaus und ließen sich von der Strömung treiben. Die Bewohner von Zapuare, die von dem Vorhaben der beiden Ärzte gehört hatten, standen am Flußufer und blickten den drei Booten stumm nach. Sie waren sicher, diese Karawane und die Ärzte nicht wiederzusehen. Als die drei Boote um eine Biegung des Flusses den Blicken entschwunden waren, standen die Bewohner von Zapuare noch lange am Ufer zusammen und beredeten das Ereignis.
    »Sie kommen nicht weiter als bis zum Managuare«, prophezeite ein alter Orchideenjäger. »Dann hat Sapolàna sie verspeist!«
    Die drei Boote schossen durch den Strom. An schwimmenden Inseln vorbei, gebildet aus vermorschten Baumstämmen, die in den Fluß stürzten, sich mit Lianen verfilzten und mit der Zeit zu Inseln wurden, vorbei an Kolonien von Alligatoren und auseinanderstiebenden Rudeln von Wasserschweinen trieben sie an einer grünen, undurchdringlichen Wand aus Bäumen, Schlingenpflanzen und großdornigen Büschen entlang. Der Fluß wurde breiter, und Schwärme von schillernden Fischen begleiteten die Boote. Es roch über den Strom hinweg nach Verwesung, vermischt mit dem starken Duft großblütiger Blumen, die am Uferrand üppig wucherten und die schwarze, feindliche Baumwand etwas belebten. Drückende Hitze lag über dem Fluß. Der Urwald schien jeden Luftzug zu ersticken. Feucht und flimmernd bewegte sich die Luft auf und nieder, als brodele sie wie kochendes Wasser.
    Peter Perthes saß am Bug des schnellen Rindenbootes und hatte sein Gewehr über die Knie gelegt. In der Bootsmitte hockte Dr. Cartogeno, einen Blätterfächer in der Hand. Er fächelte sich stöhnend Luft zu. Hinten, am Steuer, saß der indianische Dolmetscher, der durch schrille Zurufe die beiden großen Packboote dirigierte. Sie folgten in Kiellinie und waren neben den Lasten mit je drei Trägern besetzt.
    »Wie lange rechnen Sie für unseren Ausflug in die Hölle?« fragte Dr. Cartogeno sarkastisch und brannte sich eine seiner langen, widerlich riechenden Zigarillos an, von denen Dr. Perthes behauptete, er lege sie zur Fermentierung in frischen Kuhmist.
    »Drei Wochen!« rief Peter Perthes zurück und schoß auf einen Alligator, der auf das Ruderboot zugeschnellt kam. Getroffen drehte das Tier ab und hinterließ im Wasser einen roten Streifen. Dann wurde es in einen Wirbel von peitschenden Schwänzen und hornigen Panzern gezogen, die bis zu einem Meter hoch aus den Flußwellen stießen. Mit Schrecken sah Perthes, wie der angeschossene Alligator von seinen Artgenossen in Stücke zerrissen wurde. Nach einigen Sekunden trieb nur noch ein blutiger Rückenpanzer auf dem trüben Fluß.
    »Bravo!« rief Dr. Cartogeno vergnügt. »Sie sorgen ja gut für die netten Viecher! Wenn sie erst Blut gerochen haben, kennen sie kein Erbarmen.«
    Nach stundenlangem Abwärtstreiben steuerten sie gegen Mittag eine Sandbank im Strom an und schoben die Kiele der drei Boote auf den Sand. Die Träger säuberten den Boden von Spinnen und

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