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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegen Dr. Sacher voreingenommen sein. Er schirmte sich gegen alles aus Köln ab und bot dem Arzt einen Widerstand, wie ihn dieser nicht erwartet hatte.
    Dr. Sacher nickte. »Ich weiß. Ich komme aus der Wohnung. Ich wollte mich mit Ihnen unterhalten!«
    »Nach achtzehn Uhr! Ick bin Anjestellter der Universität und damit des Staates. Ick bekomme mein Jehalt für jute Pflichterfüllung. Bis achtzehn Uhr habe ick meine Pflicht zu tun. Wenn Sie mir sprechen wollen – bitte, nach dem Dienst!«
    Damit schlug er Dr. Sacher die Tür vor der Nase zu und entfernte sich brummend.
    Paul Sacher zuckte mit den Schultern und sah auf die Uhr. 14 Uhr! Noch vier Stunden … Sie wollten ausgefüllt sein, wenn sein Erlanger Aufenthalt von Erfolg sein sollte. Der Gedanke, in der Zwischenzeit doch einmal mit Angela zu sprechen, ließ ihn nicht los. Vielleicht gab seine Gegenwart ihr die Möglichkeit, Schweres von ihrer Seele zu lösen? Oft braucht der Mensch nur einen Anstoß, um die aufgestaute Tragik seines Schicksals herauszusprudeln und sein Herz zu befreien von dem Druck und der Angst, dieses Leben allein ertragen zu müssen …
    Aber dann entschloß er sich doch, Angela vorläufig nicht über ihr Geheimnis zu befragen. Er kannte sie; er wußte, daß sie von selbst zu ihm kommen würde, wenn sie die Unmöglichkeit eingesehen hatte, selbst mit der Last des zerrissenen Gewissens fertig zu werden. In sie zu dringen würde vergeblich sein.
    Sein eigener innerer Zwiespalt beunruhigte ihn. Er setzte sich in ein Café und vertrieb sich die Zeit mit der Lektüre von Illustrierten und Tageszeitungen. Langsam nur vergingen die Stunden.
    15 Uhr – 16 Uhr – 17 Uhr …
    Die vierte Portion Kaffee wurde serviert. Sein Herz begann stärker zu schlagen. Der ungewohnte Coffeinstoß strengte ihn an, und als es 17.30 Uhr war, bezahlte Sacher und ging in die Nähe der sich bereits leerenden Laboratorien. Im Schatten einer Haustür stehend, beobachtete er, wie die Chemiker und Physiker – viele Damen darunter – das große Gebäude verließen. Professor Dr. Heines trat heraus – sein Bild war Dr. Sacher aus vielen Zeitschriften vertraut –, dann der Chemiker Professor Dr. Dr. Krahn, Nobelpreisträger und Experte für Teerforschung. Kurz nach 18 Uhr – von der nahen Kirche verklang noch der Glockenschlag – schloß der Laboratoriumsdiener Benischek das Gebäude ab. Paul Sacher sah ihn, wie er in der Tür erschien, noch einmal nach rechts und nach links blickte, ein zusammengeknülltes Papier, das vor dem Eingang lag, aufhob und dann wieder hinter der dicken Eichentür verschwand.
    Mit schnellen Schritten eilte nun Dr. Sacher um das Haus herum zu dem Privateingang und schellte wieder. Dieses Mal dauerte es nicht so lange. Die schlurfenden Schritte näherten sich, und Fritz Benischek schloß auf. »Herr Doktor Sacher …«, sagte er. Er hatte ein gutes Namensgedächtnis und war auch stolz darauf. »Woll'n Se immer noch wat?«
    »Allerdings! Ihr Dienst als Angestellter des Staates ist vorüber, jetzt sind Sie Privatmann. Und als solcher möchte ich Sie sprechen, Herr Benischek.«
    Der alte Mann musterte den Arzt von neuem. Er war sich nicht ganz schlüssig, ob der Besucher da seinen Spaß mit ihm trieb oder ob er es ernst meinte. Zu Dr. Sachers Glück entschloß er sich für das letztere und schob die Tür ein wenig auf.
    »Kommen Se!«
    Sie gingen durch verwaiste Gänge, vorbei an offenstehenden Türen der einzelnen Labors, in den Teil des Gebäudes, wo sich Benischek häuslich niedergelassen hatte. Das Zimmer, in dem Dr. Bender nächtelang gearbeitet hatte, war wieder ausgeräumt und als Wohnzimmer eingerichtet worden. Ohne zu ahnen, in welchem Raum er sich jetzt befand, ließ sich Paul Sacher auf das Sofa nieder, auf dem Angela – vor Erschöpfung zusammengebrochen – den Triumph ihres Sieges über das Gift der ›Schwarzen Witwe‹ genossen hatte.
    Dr. Sacher holte die halbe Flasche Cognac aus der Tasche und stellte sie auf den alten Ausziehtisch. »Bitte!« meinte er freundlich. »Unter Männern spricht es sich leichter, wenn der Leib auch zu seinem Recht kommt.«
    Fritz Benischek starrte die Flasche an. Die drei Sterne am Flaschenhals lockten ihn sehr, andererseits machte ihn diese unerwartete Spende vorsichtig. Wie kommt dieser fremde Arzt dazu, ihm eine Pulle zu spendieren? Er will doch etwas! Und es muß etwas Wichtiges sein, was er will. Umsonst bringt man doch Benischek nicht so viel Cognac mit …
    Er holte zwei Gläser und stellte

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