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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschah: Das Blut veränderte sich, die Kristalle des Giftes lösten sich auf! Mit starrem Blick sah Peter durch das Okular. Er konnte es nicht begreifen, was er dort sah. Er konnte es einfach nicht verstehen. Immer und immer wieder schob er neue Objektträger unter den Tubus, spritzte sein Blut auf das Glas und gab von dem Serum dazu. Und immer wieder vollzog es sich vor seinen Augen: Das Blut wurde rein!
    Ein Zittern überfiel Peter Perthes. Er starrte die neun noch gefüllten Ampullen an, riß den Deckel des Paketes an sich und suchte verzweifelt nach einem Zeichen des Absenders. Erlangen! Sonst nichts. Per Luftpost! Kein Name. Kein Hinweis …
    Das erste Mittel gegen die ›Schwarze Witwe‹!
    Als Dr. Cartogeno nach drei Stunden zurückkehrte, saß Peter noch immer am Tisch und schrieb mit fliegenden Händen in sein Tagebuch. »Fernando!« rief er. »Fernando, es ist ein Wunder – wirklich, es ist ein Wunder!« Er winkte dem sprachlosen Freund, näher zu treten, und zeigte auf das Mikroskop. »Es frißt das Gift auf! Ich habe es versucht – mit meinem Blut! Und ich kann es nicht begreifen … Ich kann es einfach nicht verstehen.. Das gewaltigste Mittel seit den Erfindungen Robert Kochs kommt anonym!«
    Dr. Cartogeno starrte auf den hellen Kreis unter dem Mikroskop. Auch er begriff nicht, was er sah. Von dem Serum schienen Wirkstoffe auf das Gift überzugehen, die es völlig zersetzten und absorbierten. Es gab kein Gift der ›Schwarzen Witwe‹ mehr …
    »Leg dich aufs Bett, Peter«, sagte der Kolumbianer leise, indem er sich vom Tisch erhob, »wir wollen es versuchen.«
    Auf seinem Rollstuhl fuhr Perthes an das Feldbett. Dann hob ihn Dr. Cartogeno hinüber und legte ihn auf den gespannten Drillichbezug. Aus dem Sterilkasten nahm er eine Spritze, setzte die Nadel ein und ergriff eine der Ampullen. »Zehn Kubikzentimeter – ohne Zusatz«, sagte er wie fragend.
    »So steht es auf dem Zettel.« Dr. Perthes nickte und rieb sich selbst den linken Arm mit Alkohol ein. Dann legte er sich ein wenig Watte zurecht, während Cartogeno die Spritze langsam aus der Ampulle aufzog.
    Der dünne, milchige Saft füllte den gläsernen Leib. Es sieht aus wie Aquacillin, dachte Peter. Merkwürdig, wie stark das Vorurteil der Menschen gegen Dinge ist, die sich nicht in der altgewohnten Weise präsentieren. Aber ich habe es ja im Mikroskop gesehen – es frißt das Gift auf! Es ist meine letzte Hoffnung …
    Cartogeno beugte sich über Peters Arm. In seinem Innern war eine starke Erregung. Doch seine Hand, in allen Lagen gewohnt, den ärztlichen Dienst zu verrichten, war ruhig wie immer. Die Spitze der Nadel stieß durch die wie Leder gewordene Haut, traf die Vene, langsam zog Dr. Cartogeno ein wenig Blut auf, nickte leicht und spritzte dann das unbekannte Serum in Peters Blutbahn.
    Angelas Serum …
    Während Dr. Perthes auf den Einstich Watte preßte und sich auf sein Kissen zurückfallen ließ, nahm Dr. Cartogeno das Tagebuch vor sich auf die Knie und setzte sich zu Peter ans Bett. Genau beobachtete er die Wirkung der Spritze.
    »Es wird heiß im Körper«, sagte Perthes nach einer Weile. »Es ist, als ob du Calcium injiziert hättest. Es brennt in den Adern.«
    Dann schien ihn eine Schwäche zu überfallen. Er schloß die Augen. Sein Gesicht rötete sich, der Atem ging rasselnder …
    Dr. Cartogeno rannte zum Impfschrank und zog eine Spritze zur Bekämpfung des Kollapses auf. Dann eilte er zu Peter zurück, der ihn mit fiebrigen Augen ansah. Schweiß trat auf die Stirn Peters.
    »Das Herz …«, röchelte er. »Das Herz setzt aus … Die Dosis ist zu stark. In meinem Körper brennt alles …« Er schwieg erschöpft und schloß von neuem die Augen.
    Nach einer Stunde war der Anfall, so rasch er gekommen war, vorüber. Die Merkwürdigkeit dieses Fieberschauers war, daß sich Peter danach nicht erschöpft fühlte, sondern – im Gegenteil – ein wenig erfrischt und von einem Druck befreit, der ihm die ganzen Wochen über in den Gliedern des Körpers gesessen hatte.
    Er las mit Staunen das Tagebuch durch, das Dr. Cartogeno in dieser Stunde geführt hatte, und wunderte sich über die starken Reaktionen seines Blutes auf das neue Serum.
    »In drei Tagen die nächste Spritze«, sagte Dr. Perthes und saß schon wieder vor seinem Mikroskop. Im Lichtfeld des Okulars lag der milchige Saft aus den fremden Ampullen. »Jetzt ein Labor haben«, stöhnte er. »Analysieren können, aus welchen Stoffen das Serum besteht. Fernando, dafür gäbe

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