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Wir sind nur Menschen

Wir sind nur Menschen

Titel: Wir sind nur Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ach was, bis New York geht sein Ruf!« Er wandte sich an Peter, der aus seinem Kühlschrank eine flache Schale nahm. »Haben Sie mir einen Pudding kaltgestellt?« rief der Bankier lustig.
    »Etwas Ähnliches.« Perthes winkte, und von Barthey trat an den Experimentiertisch. Er blickte in die Porzellanschale, auf deren flachem Boden ein Blutkuchen lag. Die geronnene kalte Masse sah braun und fleckig aus.
    »Wenig appetitlich«, meinte der Bankier und wurde plötzlich ernst. »Ihr Blut?« fragte er Peter.
    »Nein, das Blut eines Tapirs. Es enthält in konzentrierter Form so viel Curarin, daß man mit diesem Blutkuchen leicht zwanzigtausend Menschen umbringen könnte.«
    Wolf von Barthey betrachtete die Schüssel voller Grauen.
    »Und was machen Sie damit?«
    »Das folgende Experiment soll meine Begrüßung für Sie sein.« Er nahm mit der Pinzette einen kleinen Teil des geronnenen Blutes aus der Schüssel und löste es in Wasser auf. Dann zog er die tödlichen Flüssigkeit in eine Spritze auf und hielt sie vor die Augen des Bankiers. »Diese Spritze enthält jetzt so viel Giftstoff, wie er sonst an hundert normalen vergifteten Pflanzen anzutreffen wäre.« Er ging damit zu einem Käfig im Nebenraum und holte einen kleinen Affen heraus. »Dieses Gift injiziere ich jetzt dem Tier.«
    »Lassen Sie das Äffchen leben, Doktor!« rief von Barthey. Er blickte das zitternde Tier an und wandte sich dann ab.
    Während Dr. Cartogeno den quiekenden Affen festhielt, stieß Peter die Spritze mit dem Giftstoff tief in den Schenkel des Tieres. Es fiel fast augenblicklich in Zuckungen.
    »Sehen Sie es?« fragte Dr. Perthes laut. Der Bankier drehte sich um, seine Augen waren geweitet. »Das Äffchen liegt im Sterben. Das Curarin lähmt sofort die Muskeln und Organe.« Nun wandte sich Perthes zu Dr. Cartogeno um, der bereits eine andere Spritze in der Hand hielt.
    »Antitoxikum, Fernando!« Perthes nahm die Spritze und stieß sie dem immer apathischer werdenden Affen in den gleichen Schenkel. »So«, sagte er dann zufrieden, und sah Herrn von Barthey groß an, »wenn der Affe jetzt noch stirbt, dürfen Sie mich einen Scharlatan nennen!«
    Wolf von Barthey wischte sich über die Augen und lehnte gegen den Tisch. »Das ist ja unheimlich, Doktor Perthes, das ist …« Ihm versagten die Worte. Der Affe hatte sich aufgerichtet, streichelte mit beleckten Fingern die beiden Einstichstellen und flüchtete dann auf einen der Schränke, wo er hocken blieb und zu den drei Menschen hinunterkeifte.
    Wolf von Barthey aber stürzte auf Peter Perthes zu und schloß ihn überschwenglich in seine Arme. »Sie haben es geschafft! Ich wußte es ja, ich habe es allen gesagt, allen, die nicht daran glauben wollten! Der alte Miesmacher Window und der sachliche Dr. Sacher – sie zweifelten! Aber ich habe gesagt: Er schafft es! Er ist nicht umsonst in den Wäldern, habe ich gesagt, er bringt uns das Gegengift gegen Curare, das einzige Mittel, das hilft! Mensch, Doktor … Ach was, Peter nenne ich Sie jetzt, Peter, mein Junge …« Rührung überfiel ihn. Er ließ den Arzt los und setzte sich auf das Feldbett. »Ich erlebe ein Wunder …«, stotterte er. »Ist das Ihr neues Serum?«
    »Ja. Es muß jetzt noch von tüchtigen Serologen erprobt und klinisch untersucht werden. Ich mußte Sie damit begrüßen, Herr von Barthey: Es ist das Serum, das Sie mit nach Deutschland nehmen! Der Stamm unserer pharmazeutischen Fabrik, ihre Grundlage sozusagen: die Herstellung eines bisher unbekannten Physostigmins, entwickelt aus Phytotomie der Toxiferen.«
    »Hören Sie auf! Hören Sie auf!« Der Bankier hielt sich die Ohren zu. »Ich ersticke an diesen schrecklichen Ausdrücken!« Während Dr. Perthes sachlich und ein wenig stolz seine Erfolge mit dem Gegengift erläuterte, lief Dr. Cartogeno in die nächste Bar und erstand einige Flaschen Whisky und lauwarmes Sodawasser, das er sogleich in den Kühlschrank stellte. Ein Benzinmotor hielt ratternd das verzweigte Kühlsystem der Schränke in Betrieb und spendete Strom für die Lampen und alle Geräte.
    Am Abend erzählte Wolf von Barthey von seiner Fahrt. Vor vier Wochen schon war er in Buenaventura angekommen, von da fuhr er nach Bogota. Dort hielt man seinen Besuch für geschäftlich und erklärte ihn für einen Selbstmörder, als er den Wunsch äußerte, nach Zapuare zu Dr. Perthes zu fahren. Zwei Herren des Ministeriums versicherten, daß der kolumbianische Staat für nichts haftbar zu machen sei, wenn er in die Hände der

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