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Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Mädchen auf seinen Schoß und tätschelte ihren Rücken. »Wir haben da was in der Altstadt in Aussicht. Ein komplettes Kellergeschoss. Wir müssen es nur herrichten. Du könntest mit Martin hingehen. Ihr kennt euch?«
    Ein Junge am Tisch schob sich die Mütze ins Genick und hob grüßend die Hand.
    »Er wird dir sagen, was zu tun ist. Seht zu, dass wir Wasser haben. Und eine Kochstelle. Holz und Kohlen.«
    »Du bist aus Sülz«, sagte Bastian. »Hab dich mal am Bunker in der Rupprechtstraße getroffen. Du warst viel mit Günther unterwegs. Mit dem habe ich im EL-DE- Haus im Keller gesessen. Sie hatten uns da mal ganz ordentlich in der Mangel.«
    Martin nickte.
    »Dann habt ihr euch ja was zu erzählen«, fuhr Otto dazwischen. »Ich will dem Führer ein schönes Geburtstagsgeschenk bereiten. Ich dachte daran, einen Wehrmachtstransport entgleisen zu lassen. Du kennst dich auf den Eisenbahnstrecken aus, wurde mir berichtet.«
    »Ja, ganz gut sogar. Wir waren eine Zeit lang nachts im Gleisdreieck und an den Rangierbahnhöfen unterwegs. Wir hatten es auf Lebensmittel abgesehen. Mir fällt da schon was ein. Und wenn wir uns ein paar Nächte auf die Lauer legen, ist das eigentlich ein Kinderspiel. Also kann ich bleiben?«, fragte Bastian.
    »Das werden wir dann sehen. Kümmere dich mit Martin um den Zug. Ihr müsst herausfinden, wo wir ihn uns schnappen können. Und glaube nur nicht, dass das ein Kinderspiel ist.«
    Bastian erhob sich. Aber der Junge, der Martin hieß, blieb sitzen. Er sah zu Otto hinüber.
    »Ist noch was?«, fragte Bastian.
    »Wenn du bei Ford warst ...« Otto betrachtete den Ring eingehend. » ...dann verstehst du was von Autos. Kannst du fahren?«
    »Fahren ist kein Problem. Im Werk haben sie es uns manchmal erlaubt, in der HJ -Gruppe. Ich kann auch Moped fahren und auf einem Motorrad komme ich gut klar.«
    Otto steckte sich den Ring an den Finger und zog eine Zigarettenschachtel hervor. Er schüttelte sie, um sich zu überzeugen, dass sie nicht leer war, und hielt sie Bastian hin. Overstolz.
    »Wir haben da eine alte Karre in einem Hühnerstall in Hürth. Die läuft nicht mehr richtig. Ein Loch in der Ölwanne und dann ist da was mit dem ... Dingsda. Ich glaube, mit dem Differential. So richtig Ahnung hat hier niemand. Vielleicht guckst du dir das mal an?«
    Bastian öffnete die Schachtel. Er nahm die Letzte heraus und zündete sie an. »Ich kann das mit Ralle machen. Ralle ist gut im Organisieren und ich kann das Schrauben übernehmen.«

    ES
    GAB JETZT
    TAGE, an denen Paul sich dabei erwischte, dass er tatsächlich glücklich war. Das lag zum Teil daran, dass der Frühling Licht und Wärme brachte. Und dass sie mehr zu essen hatten als im vergangenen Winter. Das war das wirklich Schlimme am Hunger, dass er im Bauch trommelte und dann im Kopf. Die Leere hallte wider im ganzen Körper, rumorte unterm Schädel und machte einer großen Gier Platz. Jetzt und sofort sollte etwas Essbares her ... es gab immer nur das Jetzt und das Sofort.
    Jetzt quengelte Lisa ungeduldig und wollte sofort etwas zu essen haben. Jetzt war das Brot alle. Und jetzt die Kartoffeln. Und war etwas da, wurde es sofort gegessen.
    Doch in diesem Jahr war es besser. Die Flieger kamen zwar inzwischen Tag und Nacht. Tagsüber nutzten sie die Türme des Domes als Landmarke. Täglich sahen sie sie, von Westen kommend, hoch am Himmel, unerreichbar für die Flak. Und ohne Störung von den wenigen Jägern zogen sie ihre Bahnen. Fliegeralarm gab es nur noch bei tatsächlicher Bedrohung. Vorbei die Zeit, als ein einzelnes, dröhnendes Flugzeug die Stadt in Angst und Schrecken versetzte und alles Leben am Boden lahmlegte. Die Luftgefahr war zu einem Dauerzustand geworden.
    In der Gärtnerei hatten sie jetzt Drahtfunk. Das Rundfunkgerät wurde auf Langwelle eingestellt, war mit dem Telefon verbunden und schon tickte im Lautsprecher das Rufzeichen aus der Befehlsstelle der Kölner Flakdivision. Die Karte hatten sie im Kopf. Der Rest war zu errechnen. Das Schema war einfach. Flugzeuge legten in einer Minute etwa sechs bis acht Kilometer zurück.
    »Einundzwanzig Uhr fünf, Feindmaschinen über Mönchen-Gladbach mit Südost-Kurs in Richtung Köln«, kam die Stimme aus dem Lautsprecher.
    Sie verglichen die Zeit: 21:09 Uhr. Die Maschinen waren also inzwischen dreißig oder mehr Kilometer weiter geflogen, standen also fünfzehn bis zwanzig Kilometer vor Köln. Nach einer weiteren Minute waren sie fast da. Höchste Zeit für den Keller.
    Bald hatten

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