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Wir toeten nicht jeden

Wir toeten nicht jeden

Titel: Wir toeten nicht jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Salem
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einzige Salsa, und pures Glück, ein Gefühl, an das ich mich kaum noch erinnern kann. In Yolandas Gesicht spiegelt sich Überraschung, aber sie ist garantiert so freudig erregt wie ich.
    Der Remix geht dem Ende zu. Ein letztes Mal ziehe ich sie an mich und beuge den Oberkörper dann gekonnt über sie, worauf tosender Applaus ausbricht, sodass ich sie kaum verstehe, als sie mir ins Ohr flüstert:
    »Wenn du bei allem so leidenschaftlich bist, wird das eine unvergessliche Nacht.«
    Es regnet Komplimente von allen Seiten, als wir uns wieder zu Leticia und ihrem Richter gesellen. Der Blick meiner Ex ist voller Fragezeichen.
    »Ich habe in den letzten Monaten Unterricht genommen«, rechtfertige ich mich, als sie mir mein Glas reicht.
    »Es gibt Dinge, die lernt man bei keinem Lehrer, Juanito. Die hat man, oder man hat sie nicht. Und man lebt sie aus – oder auch nicht, je nachdem, mit wem«, murmelt sie.
    Wir machen einen großen Bogen um das Kinderfest, das bereits auf sein Ende zusteuert. Die Erwachsenen werden sich wohl noch eine Stunde vergnügen, bis sich die meisten verziehen und nur noch die Nachtschwärmer übrigbleiben, die nie wissen, wann man von einem amüsanten Typen zur Nervensäge mutiert. Tony redete vorhin davon, die Nacht durchmachen zu wollen.
    In den Händen zwei Flaschen Champagner, die sie aus der Restaurantküche organisiert hat, führt mich Yolanda zwischen den Bäumen hindurch zu meiner Parzelle. Nichts dagegen einzuwenden. Ich frage nicht nach den Gläsern, denn es ist klar, dass wir die selbst sein werden. Vor meinem Zelt zieht sie sich aus, und ich tue es ihr nach. Dann laufen wir Hand in Hand los, so wie am Vormittag, und jetzt ist meine Erektion gerechtfertigt und stört mich auch nicht mehr. Und sie kann wieder meine Gedanken lesen.
    »Heute Mittag konnte ich nicht, aber jetzt sieht uns niemand. Und es ist immer noch mein freier Tag.«
    Ich bleibe stumm, denn ich bin mit dem Spüren ihrer warmen Hand beschäftigt. In meiner linken Hand hält sich eine Champagnerflasche die Waage mit der zweiten in ihrer Rechten. Ich weiß, dass wir zur Bucht laufen, so wie am Morgen, aber alles ist nun anders. Ihre ins Licht des Vollmonds getauchte Nacktheit wirkt jetzt noch sinnlicher, zugleich aber auch gelöster. Und ich brenne erneut vor Begierde, nur dass ich das jetzt akzeptiere und genieße, so wie eben beim Tanzen.
    Im Wasser trinken wir Champagner und tanzen, nackt und uns immer wieder zart berührend. Wir haben keine Eile, sondern alle Zeit der Welt. Es existieren nur der Mond, das Meer und unsere Haut. Prickelnde Haut.
    Eine Welle bringt uns den ersten Kuss. Und dann kommen Wellen über Wellen, die uns emporheben und an den Strand spülen. Kurz kriege ich Panik: Was, wenn mich jetzt, da ich meine Gefühle endlich zulasse, die Technik im Stich lässt? Aber vielleicht hat Leticia ja recht, versuche ich mich zu beruhigen, und es kommt nicht auf die Geschicklichkeit an, sondern auf die Zärtlichkeiten. Und ich streichle sie und werde gestreichelt. Und ich stöhne, oder sie, oder wir beide gleichzeitig. Und dann dringe ich in Yolanda ein wie in ein neues Zuhause voller Überraschungen und erforsche jeden Winkel, immer wieder, denn die Räume ihrer Lust sind hell erleuchtet oder erhellen sich, wenn ich sie betrete.
    Und dann, in einer Pause, während wir Atem schöpfen und die Wellen über den Strand rollen, so wie kurz zuvor die Wellen der Lust uns überrollt haben, sagt mir der Mond, dass die Nacht eben erst begonnen hat.
    Und dass sie uns gehört. Uns ganz allein.
     

11
     
    Noch bevor ich die Augen aufmache, spüre ich es.
    Mein Geschlecht.
    Erleichtert.
    Zufrieden.
    Dankbar.
    Und sie ist noch da.
    Wir liegen im Zelt; keine Ahnung, wie und wann wir es hierhergeschafft haben. Es ist früher Morgen, und das Licht, das durch die Zeltwände dringt, ergießt sich über ihre wohlgeformten Kurven. Eine langsame Welle des Verlangens durchflutet mich von unten bis oben, wie ich sie so mit zerzaustem Haar neben mir schlafen sehe. Ihre Haltung hat nichts Katzenhaftes, so wie am Morgen danach in einem romantischen Film. Yolanda liegt auf dem Rücken, den Kopf mir zugewendet, Beine und Arme von sich gestreckt wie ein selig schlafendes Baby, und schnarcht. Ganz leise, aber sie schnarcht. Zärtlichkeit steigt in mir auf, legt sich über mein Begehren, füllt es ganz aus, lässt es sogar noch an Umfang und Festigkeit zunehmen. Auch ich liege da wie ein zufriedenes Baby, nur ist mein Geschlecht jetzt steif. Ein

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