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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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und natürlich das eine Mal, als wir bei der Eröffnungsparty von Tonis Fitnessstudio im Spinning-Raum…
     
    * * *

13.1. / 13:21 Uhr
 
Musste gestern Nacht zu Lukas und Ines umziehen, da zu viele Geräusche in der Wohnung. Werde Ohrstöpsel besorgen.
 
Meine Reputation bei Hifi-Studio Ohr und Audio-Philosoph hat gelitten. Muss dringend noch einmal mit Ines über eine Budgeterhöhung sprechen.
 
Mittagessen bei Burger-King eingenommen. Flame-grilled-Beef-Whopper-Menu mit großer Cola. Habe mich ins Obergeschoss gesetzt, damit Magda mich nicht sehen kann, fall sie zufällig vorbeikommt. Herrliches Winterwetter.
 
Nächste Schritte: einkaufen und Kuchen backen (Sahnekuchen nach Magda-Art).
 
Transrotor-Vertrieb ist nicht zu erreichen. Wahrscheinlich wegen Wochenende.

Ines ist zurück, und Bernd hat sich auch eingefunden. Wir sitzen im Wohnzimmer, klammern uns an unsere Kaffeetassen und suchen verzweifelt nach der rettenden Idee. Ines’ und Bernds Laune ist gedämpft, ich selbst bin noch ziemlich durcheinander und kann ihrem Tempo nur schwer folgen.
    »Hilft nichts. Wir müssen ausziehen, oder?«
    »Jetzt mach doch nicht die Pferde scheu, Ini. Warum sollte dieser Stöckelein-Grummler irgendwas spitzkriegen?«
    »Na hör mal, Bernd, wir sind gestern schon beinahe aufgeflogen.«
    »Aber das war eine Extremsituation. Der wird doch nicht noch mal bei euch übernachten?«
    »Natürlich nicht. Aber du musst auch an die nervliche Belastung denken. Der Sachbearbeiter, den wir die ganze Zeit verarschen, wohnt direkt unter uns.«
    Ich muss auch was beitragen.
    »Und der lebt zum ersten Mal in seinem Leben allein, Bernd. Der ist völlig hilflos, und weil er uns als Erste kennengelernt hat, steht er jetzt garantiert für die nächsten Wochen jeden Tag wegen irgendwas vor der Tür. Wir sind jetzt seine Freunde. Hätte nicht viel gefehlt, und wir beide hätten ihn adoptiert.«
    »Wenn mir das mit dem Namen bloß schon früher aufgefallen wäre.«
    »Hm, ich verstehe euren Punkt.«
    Wie ich es hasse, wenn plötzlich solche Unruhe in mein Leben hineinkommt. Mir war zwar immer klar, dass ich meine Studenten-WG-Phase nicht künstlich bis zur Rente ausdehnen kann. Aber, sagen wir mal, bis 50 wäre doch auf jeden Fall drin gewesen. Vor allem jetzt, wo Vanessa auch hier wohnt und unsere Beziehung endlich eine faire Chance bekommt, sich zu festigen.
    »Ausziehen ginge auf jeden Fall nicht von heute auf morgen. Ihr müsstet erst was anderes finden, es gibt eine Kündigungsfrist…«
    Ines und Bernd sehen sich an. Ja, und wir müssten auch noch mal überlegen, ob wir das mit unserer Ehe dann wirklich noch weitermachen. Ich wäre dafür. Wie gesagt, ich hasse plötzliche Veränderungen. Außerdem müsste ich, wenn Ines die Miete nicht mehr zahlt, wieder volles Gehalt verdienen, und das hieße wieder Frühschichten bei Karstadt übernehmen. Eine grauenhafte Vorstellung. Ob ich dazu überhaupt in der Lage wäre?
    Ines’ Blick macht mir Angst. Klar, sie denkt gerade darüber nach, ob sie jetzt endlich mit Bernd zusammenziehen soll. Sie will wissen, ob es klappt. Ich muss mich wohl damit abfinden. Wir haben halt zufällig zusammengewohnt, und da lag es nahe, diese Steuersparkomödie zu spielen. Mehr war es nicht. Wenn wir jetzt umziehen, werden die Karten neu gemischt. Ja, kein Zweifel, es liegt in der Luft, wir werden uns bald scheiden lassen, wir haben die längste Zeit zusammengewohnt und die Frühschichten… Nein, nicht aufgeben. Nicht so schnell.
    »Also ich finde, wir können das schaffen.«
    »Aber Ini hat recht, Lukas. Das Risiko. Ich habe unseren Anwalt noch nicht eingeweiht, aber vielleicht steht ihr dann sogar mit einem Bein im Gefängnis.«
    »Ekkehart hat doch schon zweimal hier übernachtet.«
    »Da sagst du was. In der ersten Nacht wussten wir nämlich noch nicht Bescheid, und jeder hat in seinem Zimmer geschlafen. Ekkehart sitzt wahrscheinlich genau in diesem Moment direkt unter uns und grübelt darüber nach.«
    »Das kann er ruhig machen. Schlau wie er ist, wird er bald drauf kommen, dass du früh rausmusstest und ich in Ruhe ausschlafen wollte. Und weil ich einen empfindlichen Schlaf habe…«
    »Hm, da hat er auch wieder recht, Ini.«
    »Irgendwas riecht hier komisch.«
    »Und wie soll das mit uns gehen, Bernd? Soll ich einen Zettel an die Wohnungstür hängen, damit wir auch ja nicht vergessen, dass wir uns im Treppenhaus nicht küssen dürfen? Ach nein, den würde er ja lesen, wenn er das nächste Mal kommt. Er will

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