Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
war? Etwas Fremdes. Etwas, was er sich nicht eingestehen wollte - ihn aber trotz allem reizte?
„Keine Ahnung wie das passieren konnte.“ Er ließ den Kopf hängen. Noch nie hatte er sich so elend gefühlt.
„Alles klar“, entgegnete Neal. Er konnte sich nicht mehr zusammen reißen. Am liebsten hätte er Gero angeschrien, ihn geschüttelt, ihm Vorwürfe gemacht - ihn vielleicht weiter bedrängt, doch das durfte unmöglich geschehen. Er stand auf und griff sich seine Jacke.
„Was hast du vor?“ Geros Augen weiteten sich.
„Ich gehe“, antwortete Neal.
„Aber wieso?“
„Das fragst du noch?“ Es klang sauer. „Wenn du dich so anstellst! Hätte ich das vorher gewusst.“ Neal griff sich an den Kopf. Sein durchdachter Plan war plötzlich zusammen gefallen, wie ein Kartenhaus. Und doch wollte er vor Gero nicht zeigen, wie entsetzlich enttäuscht und verärgert er war. Das Beste war nun wirklich - zu gehen! Mit ernster Miene wandte er sich der Zimmertür zu.
„Warte! So meinte ich das ja auch nicht, ich ...“
Gero versuchte händeringend die Situation zu klären.
Neals Antwort klang allerdings schnippisch: „Hör mal zu. Ich kann genug andere Typen habe, wenn ich will! Klar? Ich bin auf dich nicht angewiesen.“
Gero wirkte geschockt.
„Aber ...“
„Mach’s gut“, sagte Neal kurz angebunden und verschwand.
„Musst du nicht aufstehen?“, fragte Frau Steinert ihren Sohn am nächsten Morgen.
„Keine Lust!“ Gero verkroch sich unter der Bettdecke. Eine Geste, die seine Mutter von ihm nicht kannte. Prüfend kam sie näher.
„Gefällt dir dein Studium nicht mehr?“
„Doch.“ Es klang genervt, und Gero machte keine Anstalten, seine Mutter dabei anzusehen.
Frau Steinert wurde besorgter. Erneut erkundigte sie sich nach dem Befinden ihres Sohnes, der dadurch fast wütend wurde.
„Lass mich alleine, bitte!“ Seufzend verließ seine Mutter das Zimmer.
Anstatt die Uni zu besuchen, fuhr Gero in die Stadt. Er war lange nicht mehr dort gewesen, auch wenn seine Mutter öfter drängte, er möge sich doch seine Kleidung alleine kaufen. Bis jetzt war es ihm egal gewesen, was er trug, aber heute spürte er plötzlich einen Drang nach Veränderungen.
Etwas ging in ihm vor. Er fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut, und als er an den vielen Menschen vorbei ging, war es, als starrten sie ihn alle an.
Unzufrieden lenkte er in eines der großen Warenhäuser. Er betrachtete die vielen Kleiderständer, was er suchte, wusste er allerdings selbst nicht so genau. Er konnte sich nicht einmal entscheiden, welchen Typ er darstellen wollte. Den legeren, lockeren mit weiter Jeans und Baseballkappe? Oder den Yuppie, stets gestylt, mit Hemd und Schlips?
Bis jetzt hatte er stets unauffällige Kleidung getragen. Enge Jeans, Pullover, die seine Mutter ihm gestrickt hatte oder einfache Hemden und Shirts.
Als er an einem der vielen Umkleidekabinen vorbeikam, erhaschte er einen Blick in den Spiegel. Und noch nie sah er sich so, wie jetzt: Erwachsen - und doch so unendlich klein und planlos.
Verärgert fuhr er sich über sein Haar, welches er streng zu einer Seite gekämmt hatte. Nun stand es wirr von seinem Kopf ab. „Muttersöhnchen!“, betitelte er sich selbst, dann wandte er sich, ohne auch nur ein einziges Kleidungsstück gekauft zu haben, ab.
Fast hätte er das Warenhaus wieder verlassen, als er an der CD-Abteilung vorbeikam.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Dieses Gefühl zog ihn an, und doch war es so ungewohnt, dass es Gero stark verunsicherte.
Trotzdem ging er weiter, um die vielen CD-, DVD- und Videoregale neugierig zu mustern. An der Information blieb er stehen.
„Entschuldigen Sie, bitte“, er stockte, und es war, als säße ein dicker Kloß in seiner Kehle, „aber haben Sie zufällig eine CD von den „Drowners“?“
Der Mann hinter dem Infotresen lachte kurz auf. „Natürlich!“, antwortete er, als wolle er sich über Geros Unsicherheit lustig machen. „Wir haben alle!“
Anscheinend hatte Gero direkt ins Schwarze getroffen, denn gegen seine Erwartungen kam der Mann hinter dem Infostand hervor und steuerte sofort zu den CDs der Kategorie D zu.
Er setzte seine Brille auf und suchte die passenden Scheiben hervor.
„Wir haben alle Alben und ein paar Singles!“ Er presste Gero einige Exemplare in die Hand. „Als Fan würde ich Ihnen noch das Live Video empfehlen - grandiose Aufnahmen!“
Der Mann strahlte vor
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