Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
Gero ist ... also ... Er ist ...“
„Schwul?“ Es kam fragend über Frau Steinerts Lippen, sie wirkte unsicher und doch in irgendeiner Art und Weise ziemlich gefasst über die Neigung ihres Sohnes.
Neal blieb die Luft weg vor Erstaunen. „Ja, also auf Frauen steht er zurzeit nicht, aber woher wissen Sie das denn?“
Frau Steinert senkte die Hand mit der Harke. Sie seufzte tief. Es klang bedrückt, aber auch liebevoll.
„Als Mutter merkt man so etwas doch. Mir ist schon länger aufgefallen, dass Gero nicht ist, wie andere in seinem Alter.“ Sie machte eine nachdenkliche Pause, um dann weiter zu berichten. „Es fing mit der Pubertät an. Gero zog sich gänzlich zurück. Er ging nicht mehr weg, hatte keine Freunde oder Freundin. Mein Mann und ich konnten ihn auch nicht beeinflussen.“ Sie lächelte. „Ich habe mir eingeredet, dass er mit dem Studium allein glücklich ist, aber als Sie dann auf der Bildfläche erschienen und ihn so verändert haben ... Sie haben ihm die Augen geöffnet, stimmt’s?“
Neal lächelte verlegen: „Ich glaube, tief in ihm drinnen hatte er seine Neigung schon gemerkt. Ihm fehlte nur jemand, der ihm den richtigen Weg zeigt.“
„Glauben Sie denn, dass es der richtige Weg ist? Gero ist noch so jung.“
Erste Unsicherheiten zeigten sich bei Frau Steinert, dennoch lächelte Neal sie vertrauensvoll an.
„Sie sollten ihm den größten Freiraum lassen, den er braucht.“
Frau Steinert nickte.
„Sie sind sicher schon erfahrener in solchen Dingen“, stellte sie fest. „Ich will mich auch nicht in ihre Beziehung einmischen. Sie haben doch eine Beziehung zu ihm, oder?“
Neal bejahte dies, und ein Funkeln in seinen Augen machte sich breit.
„Nun“, sprach Frau Steinert weiter, „ich denke, für Sie ist Gero nur ein Spiel, ein unerfahrener Junge, der Sie reizt. Sie sind nicht auf ihn angewiesen. Ich möchte nur sagen, wenn Ihnen wirklich etwas an meinem Sohn liegt, dann verletzen Sie ihn bitte nicht zu sehr, wenn Sie ihn wieder verlassen. Er ist zurzeit so glücklich.“
Neal öffnete den Mund. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Geros Mutter hatte offensichtlich ein völlig falsches Bild von seinen Absichten. „Ich glaube, Sie irren sich“, lenkte er sogleich ein. „Ich habe Ihren Sohn sehr gerne. Ich habe nicht vor, ihn wieder zu verlassen. Ich könnte ihn nicht leiden sehen, wirklich nicht.“
Allein die Vorstellung daran, brachte Unbehagen in Neals Gewissen.
Geros Mutter schien beruhigt. „Sie sind ein sehr netter Mann, Neal. Ich bin froh, dass Gero Sie hat. Aber nun gehen Sie zu ihm. Er wartet sicher schon.“
Das Gespräch hatte Neal nachdenklich gemacht. Er hatte geahnt, dass Gero für sein Alter noch kaum Erfahrungen gesammelt hatte, noch in irgendeiner Weise den Männern glich, mit denen er es sonst zu tun hatte. Neal war sich bewusst, dass er sich auf keine einfache Beziehung eingelassen hatte, und doch reizte ihn dieser Junge nach wie vor sehr. Um keinen Preis wollte er ihn wieder verlieren und damit alle Beteiligten enttäuschen.
„Bist du mir noch böse wegen gestern?“, wollte Gero sofort wissen, als sie schließlich alleine waren.
Neal hob schelmisch eine Augenbraue. „Was war denn da?“ Unmöglich wollte er wieder eine Diskussion anfangen. Er schubste Gero aufs Bett. Dieser sah ihn mit erwartungsvollen Augen an. Doch Neal winkte ab. „Ich habe jetzt keine Lust.“ Es klang gelangweilt, und er setzte sich an den Schreibtisch und zeichnete Männchen auf die Papierunterlage. Enttäuscht stand Gero auf und lehnte sich an Neals Rücken, da dieser nicht aufhörte zu zeichnen.
„Du bist doch sauer“, sagte Gero. Neal schüttelte den Kopf
„Nein, ich denke nur, wir sollten heute unseren Spaß woanders haben“, sagte er grinsend. Dabei drehte er sich um und umarmte seinen Freund liebevoll. Er war sich sicher.
„Wo denn?“
Neal ließ Gero los. „Bei mir“, antwortete er.
Und schon nahm er Gero bei der Hand, und sie verließen das Zimmer. Auf der Treppe wollte Gero sich los reißen, denn seine Mutter saß in der Küche und konnte sie sehen. Aber Neal hielt seine Hand so fest, dass es fast schmerzte. „Wollt ihr weg?“ Frau Steinert sah beide fragend an.
Gero wurde rot und versuchte krampfhaft seine Hand von Neals zu befreien. „Hör doch auf“, sagte der jedoch eindringlich. „Deine Mutter weiß über uns Bescheid.“
Nun wurde Gero schlagartig blass. Er blickte seine Mutter an und schien im Boden versinken zu wollen.
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