Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
mit Nicholas zum Auto, welches in der Einfahrt parkte. Sie wollte rechtzeitig zu Hause sein, da sie nicht gern im Dunkeln fuhr. Als sie den Wagen aufschloss und ihren Sohn auf die Rückbank setzte, bemerkte sie seitlich von sich einen Schatten. Sie drehte sich um. In der Dämmerung erkannte sie Jarvis, der mit seiner schlaksigen Figur an der Hausmauer lehnte. Sein rechtes Auge war mittlerweile von einem blauen Veilchen gezeichnet. Die Schlägerei hat ihre Spuren hinterlassen. Langsam trat Francis an ihn heran.
„Dein Auge. Das sieht ja schlimm aus“, sprach sie bedrückt. Jarvis schwieg.
„Tja“, fuhr sie dann fort. „Ich wollte gerade los. Nicholas muss morgen in die Schule, und ich mag es nicht, wenn...“
„Nimmst du mich mit in die Stadt?“, unterbrach Jarvis fragend. Francis schluckte.
„Sicher.“ Sie stiegen ins Auto.
„Warum schläfst du nicht bei Mum und Dad? Die haben doch genug Zimmer“, wollte Francis während der Fahrt wissen. Jarvis schüttelte jedoch den Kopf.
„Ich bleibe lieber in der Stadt.“ Sie sprachen wenig während der Fahrt. Am Horizont ging die Sonne unter.
Auch im Hause Anderson kehrte langsam die Ruhe wieder ein. Die letzten Gäste gingen, das Personal fing an aufzuräumen. Die Luft auf der Terrasse wurde kühler. Gero und Neal saßen vergnügt in der Hollywoodschaukel. Leicht angeheitert lachten sie über jede Kleinigkeit. Als sie am späten Abend auf Neals Eltern im Haus stießen, war sein Anliegen nur noch reine Formsache:
„Ich kann nicht mehr Auto fahren. Es ist kein Problem, dass wir heute Nacht hier bleiben, oder?“
„Natürlich nicht! Es freut mich sogar. Ich werde gleich das Gästezimmer für Gero richten lassen. Du kannst ja in deinem alten Zimmer schlafen“, erwiderte Stephanie. Peter Anderson schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich glaube kaum, dass Gero im Gästezimmer schlafen wird.“
„Wir schlafen beide bei mir“, erklärte Neal. Demonstrativ legte er einen Arm um Gero. „Das ist doch klar.“
„Möchtest du noch auf ein Glas Wein mit hochkommen?“, fragte Francis ihren Bruder, als sie sich der Stadt näherten. Jarvis nahm dankend an. Als sie vor dem Haus ihrer Wohnung hielten, stiegen sie zügig aus. Nicholas war inzwischen auf dem Rücksitz eingeschlafen. Jarvis nahm ihn behutsam auf den Arm und trug ihn die Treppen hoch. Als er ihn ins Bett gebracht und die Kinderzimmertür geschlossen hatte, konnte er seine Gedanken jedoch nicht mehr zügeln: „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du von diesem Kerl ein Kind hast.“
Er ging in das Wohnzimmer und setzte sich. Francis sah ihn fragend an.
„Du kennst Thilo doch gar nicht“, entwich es ihr vorwurfsvoll.
„Gib dir keine Mühe“, lenkte Jarvis ein. „Wir beide wissen ganz genau, dass Thilo nicht der Vater ist.“
Francis setzte sich ebenfalls. Sie schien bedrückt. Dann öffnete sie eine Weinflasche.
„Woher ...?“ Ihre Worte verstummten.
„Man merkt es. Und wer es nicht merkt, der ist blind.“ Jarvis schenkte beide Gläser voll. Seine Schwester machte große Augen.
„Du meinst, es wissen noch mehr?“
Jarvis nickte. „Garantiert. Sie verschweigen es nur. Sie wollen es nicht sehen, verstehst du?“ Vorsichtig nahm er Francis’ Hand.
„Es kann mir wirklich egal sein, was du machst. Es kann mir auch egal sein, was dich mit Neal verbindet. Solange du nur ein kleines bisschen für mich empfindest.“
Francis blickte ihren Bruder sprachlos an. Er blieb die ganze Nacht.
Neals Zimmer sah noch genauso aus wie früher. Seine Eltern hatten nach seinem Auszug nichts verändert. In der Ecke stand verstaubt seine erste Gitarre. An der Wand hingen Poster von David Bowie und The Clash. Selbst im Kleiderschrank hing noch der pinke Anzug, den Neal zu seinen wildesten Zeiten getragen hatte. Er selbst lag völlig erschöpft im Bett. Er hatte die Augen geschlossen. Gero starrte allerdings in die Luft.
„Hattest du eigentlich schon viele Männer?“, fragte er plötzlich. Neal lachte laut auf.
„Wie kommst du denn auf diese Frage?“
Gero druckste herum. „Nun ja, ich meine ja nur. Du wirkst nicht gerade unerfahren auf mich. Und dein Vater meinte auch...“
„Mein Vater?“, wiederholte Neal erstaunt. Er hielt die Augen jedoch immer noch geschlossen. „Was hat der dir denn erzählt?“
„Er meinte, du hattest früher viele Bekanntschaften, aber nie etwas Festes. Stimmt das?“ Geros Stimme klang neugierig. Sein Freund grinste.
„Abgesehen davon, dass
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