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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Natürlich fliegen Sie auch die letzte Strecke.«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Ich werde mich zu Fuß auf den Weg machen. Ali kann Sie fliegen. Er war in dieser Gegend stationiert und kennt die Flugüberwachung. Lassen Sie mir nur ein Gewehr da, und ich mache mich nach Bandar-e Delam auf. Okay?«
    Die Umstehenden ließen ihre Blicke von Lochart zu Seladi und Valik schweifen. Und warteten.
    Die beiden Generäle setzten sich mit der neuen Situation auseinander und kamen bald zu dem gleichen Schluß: Inscha'Allah! Lochart hatte sich dafür entschieden zu bleiben und damit auch für die Konsequenzen.
    »Sehr gut«, sagte Valik ruhig, »Ali wird uns fliegen.« Er lächelte und fügte rasch hinzu: »Weil wir ein sehr demokratisches Volk sind, schlage ich vor, wir stimmen ab: Irak oder Kuwait?«
    »Kuwait«, sagte Annousch sofort, und die anderen sagten es ihr nach, bevor Seladi sie unterbrechen konnte.
    Na schön, dachte Valik, ich habe mich breitschlagen lassen, weil Seladi behauptete, den Polizeichef in Bagdad zu kennen und daß es dort billiger sein würde als in Kuwait – nicht mehr als 20.000 Dollar für meine Familie und mich. »Du bist doch auch einverstanden, Exzellenz Onkel? Kuwait. Danke, Captain. Vielleicht wollen Sie Ali sagen, daß er uns fliegen wird? Er ist unten am See.«
    »Gern. Ich hole nur meine Sachen. Sie überlassen mir ein Gewehr?«
    »Selbstverständlich.«
    Lochart ging zum Schuppen und verschwand im Inneren.
    »Ein paar von Ihnen holen jetzt den Heli heraus, und wir können los«, ordnete Seladi an. Die Offiziere schickten sich an, seinen Aufforderungen nachzukommen. Lochart verließ den Schuppen wieder und ging den Weg zum See hinunter. Seladi sah ihm nach und schloß sich dann den Offizieren an. Valik merkte, daß seine Frau ihn beobachtete. »Ja, Annousch?«
    »Was habt ihr mit Captain Lochart vor?« fragte sie leise, obwohl niemand sie hören konnte.
    »Er … Du hast ihn ja gehört. Er weigert sich, uns zu fliegen, und will bleiben. Er steigt aus.«
    »Ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht, mein Lieber. Wirst du ihn töten lassen?« Ein freundliches Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ermorden?«
    »Ermorden wäre das falsche Wort.« Sein Mund lächelte. »Du wirst mir doch sicher zustimmen, daß Lochart jetzt eine große Gefahr für uns darstellt. Er kennt uns alle, kennt unsere Namen … Unsere Familien werden büßen, wenn er erwischt, gefoltert und verurteilt wird. Seladi wollte ihn auf jeden Fall töten lassen – eine militärische Notwendigkeit, meinte er. Aber ich sagte, nein, er soll uns weiterfliegen.«
    »Um in Kuwait oder Bagdad geopfert zu werden?«
    »Seladi gab Ali den Befehl, nicht ich. Es ist tragisch, aber notwendig. Du stimmst mir doch zu, nicht wahr?«
    »Nein, mein Lieber, das tue ich nicht. Wenn er erwischt wird, ist es Allahs Wille. Aber jetzt solltest du dich besser beeilen, denn wenn ihm hier etwas zustößt, werden es viele sehr zu bedauern haben.« Das Lächeln spielte immer noch um Annouschs Lippen, und ihre Stimme blieb leise. »Auch du, mein Lieber.«
    Valik zögerte kurz, dann eilte er Lochart nach. Die Kinder kamen aus dem Haus auf ihre Mutter zugeschossen, sie aber sagte freundlich: »Wartet hier, meine Lieben! Ich komme gleich.«
    Eine auf Pfählen ruhende Veranda säumte das Seeufer. Ein paar Stufen führten auf ein Floß ins Wasser: für Wasserschifahrer und das Motorboot, das im nahen Bootshaus angepflockt lag.
    Lochart stand mit erhobenen Händen am Ufer.
    Ali hielt die Maschinenpistole auf ihn gerichtet. Seladis Befehl war klar gewesen: »Gehen Sie zum See und warten Sie! Entweder wir rufen Sie zurück, oder wir schicken den Piloten zu Ihnen hinunter. Wenn er kommt, erschießen Sie ihn und kommen Sie sofort zurück!«
    Der Befehl war ihm in tiefster Seele zuwider gewesen. Sein Gesicht war aschfahl. Er hatte noch nie getötet und bat Allah um Verzeihung, aber Befehl war Befehl. »Tut mir leid«, stammelte er und wollte abdrücken.
    In diesem Augenblick schienen Locharts Beine einzuknicken. Der Kanadier ließ sich seitwärts ins Wasser fallen. Automatisch folgte Ali der Bewegung und zielte wie beim Übungsschießen auf den Rücken.
    »Halt!«
    Der Sekundenbruchteil, den Ali gezögert hatte, genügte seinem Hirn, den Befehl zu hören und ihm erleichtert zu folgen. Valik kam herbeigestürzt, und nun starrten beide in das tiefe und im Schatten trübe Wasser. Sie warteten. Lochart tauchte nicht auf.
    »Vielleicht ist er unter dem Verandaboden –

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