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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tom hat aufgetankt, das wurde doch irgendwo festgehalten.«
    »Normalerweise, ja. Aber jetzt? Bei dem Durcheinander?«
    »Könnte sein.«
    »Vielleicht wäre es möglich, an das Original heranzukommen.«
    »Völlig unmöglich.«
    Genny goß den Tee ein. Die Stille wurde unerträglich. Verzweifelt schüttelte Pettikin den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, wie Tom von Doschan Tappeh starten konnte und dann … außer die Maschine wurde unterwegs gekapert, oder als er gerade auftankte … es muß eine Entführung sein. Wo hat er aufgetankt? Kowiss? Vielleicht können die uns helfen.«
    McIver antwortete nicht, starrte nur in die Nacht hinaus. Pettikin wartete. Dann blätterte er das Auftragsbuch durch, fand das passende Duplikat und warf einen Blick auf die Rückseite. »Isfahan?« sagte er überraschend. »Wieso Isfahan?«
    Wieder blieb McIver eine Antwort schuldig.
    Genny goß etwas Kondensmilch in den Tee und reichte Pettikin eine Tasse. »Ich finde, du hast das sehr gut gemacht, Charlie«, sagte sie, um irgend etwas zu sagen. Dann trug sie die zweite Tasse zu McIver hinüber.
    »Danke, Gen.«
    Sie sah die Tränen und endlich konnte sie auch weinen. Er legte seinen Arm um sie und dachte an Annousch und die Weihnachtsfeier, die er und Genny vor so kurzer Zeit für alle Kinder ihrer Freunde gegeben hatten – die kleine Setasem und Jalal, diese wunderbaren Kinder, die jetzt Asche waren.
    »Es ist doch gut, daß Tom in Sicherheit ist, nicht wahr, Liebster«, sagte sie unter Tränen. Pettikin war vergessen. Verlegen verließ er den Raum und schloß die Tür hinter sich. Die McIvers merkten es nicht. »Es ist doch gut, daß Tom in Sicherheit ist«, wiederholte sie.
    »Ja, das ist gut, Gen.«
    »Was können wir tun?«
    »Warten. Abwarten. Hoffen, daß sie nicht … Aber irgendwie bin ich sicher, daß sie an Bord waren.« Zärtlich wischte er ihre Tränen fort. »Aber wenn die 125 am Samstag fliegt, bist du an Bord«, sagte er sanft. »Diesmal mußt du mit.«
    Sie nickte. Er trank seinen Tee, der vorzüglich schmeckte. Er lächelte sie an. »Du machst einen verdammt guten Tee,Gen.« Das Lob freute sie zwar, konnte ihr aber nicht die Angst und den Kummer nehmen – oder die Wut über all das Töten, die Zwecklosigkeit, die Tragödie und die vollkommene Vernichtung ihrer beider Lebensgrundlage, oder die Last, die ihr Mann zu tragen hatte. Die Sorgen bringen ihn um, dachte sie mit wachsender Empörung. Und dann plötzlich hatte sie die Lösung.
    Sie sah sich um, weil sie sicher sein wollte, daß sie allein waren. »Duncan«, flüsterte sie, »wenn du nicht willst, daß diese Bastarde uns unsere Zukunft stehlen, warum gehen wir nicht einfach fort und nehmen alles mit?«
    »Was meinst du?«
    »Flugzeuge, Ersatzteile und das Personal.«
    »Das geht nicht, Gen, das habe ich dir schon so oft gesagt.«
    »O ja, das geht schon, wenn wir es wirklich wollen und einen Plan haben.« Sie sagte es mit so unerschütterlicher Überzeugung, daß es ihn mitriß. »Andy kann uns helfen. Nur Andy kann den Plan machen, dafür kannst nur du ihn ausführen. Die wollen uns hier nicht haben – bitteschön, wir gehen aber mit unseren Flugzeugen und Ersatzteilen und mit unserer Selbstachtung. Wir müssen sehr vorsichtig sein, aber wir können es schaffen. Wir können es schaffen, ich weiß, wir können es schaffen.«

Samstag
    17. Februar 1979

30
    Kowiss: 6 Uhr 38. Mullah Hussain saß mit gekreuzten Beinen auf der dünnen Matratze und überprüfte den Mechanismus der AK 47. Mit geübter Hand legte er das neue Magazin ein. »Gut«, sagte er.
    »Wird heute noch gekämpft?« fragte ihn seine Frau. Sie stand am anderen Ende des Zimmers neben einem Holzofen, auf dem sie einen Kessel mit Wasser für den ersten Kaffee des Tages aufgesetzt hatte. Ihr schwarzer Tschador raschelte, wenn sie sich bewegte, und verbarg, daß sie wieder in anderen Umständen war.
    »Wie es Allah gefällt.«
    Sie bemühte sich, ihre Angst zu verbergen. Was würde aus ihr werden, wenn ihr Mann den Märtyrertod erlitt, den er so unentwegt zu erlangen suchte. Sie hätte es von den Minaretten schreien mögen, daß es ein zu schweres Opfer war, was Gott von ihr und den Kindern forderte. Sieben Jahre Ehe, drei lebende und vier tote Kinder und die tiefe Armut all dieser Jahre – welch schroffer Gegensatz zu ihrem früheren Leben mit ihrer eigenen Familie! Einen Metzgerladen im Basar hatten sie gehabt, immer genug zu essen und zu lachen; ohne Tschador war sie auf die Straße

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