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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geblieben. Langsam ging er zu Nitchak Khan hinüber und stellte sich neben ihn, vor die hezbollahis, die in 20 Metern Entfernung ihre Gewehre schußbereit machten. Auf Ali-sadrs Befehl zerrten zwei von ihnen den Greis weg. Schweigend und stolz wartete Nitchak Khan an der Mauer. Dann spuckte er aus.
    Niemand wußte, woher der einzelne Schuß kam. Ali-sadr war tot, noch bevor er zusammensackte. Atemlose Stille trat plötzlich ein. Die hezbollahis wirbelten in Panik herum und erstarrten, als eine Stimme rief: »Allah-u Akbar, legt eure Waffen nieder!«
    Keiner bewegte sich, bis dann einer vom Exekutionskommando seine Waffe auf Nitchak Khan richtete, aber er starb, noch bevor er abdrücken konnte. »Allah ist groß, legt eure Waffen nieder!«
    Ein hezbollahi ließ sein Gewehr fallen, ein anderer folgte seinem Beispiel, ein dritter raste auf den Lastwagen zu und starb, noch bevor er zehn Meter gelaufen war. Jetzt lagen alle Waffen auf dem Boden, und niemand bewegte sich.
    Dann ging die Tür von Nitchak Khans Haus auf, und seine Frau, einen Karabiner im Anschlag, kam heraus, gefolgt von einem jungen Mann, der auch einen Karabiner hielt. Die Frau war zehn Jahre jünger als Nitchak Khan. Sehr aufrecht, stolz, kam sie näher; das Klirren ihrer Ohrringe und Armreifen und das Rauschen ihres langen, rotbraunen Kleides waren die einzigen Geräusche auf dem Platz.
    Nitchak Khan kniff die Augen zusammen, und um seine Lippen spielte ein Lächeln. Aber er sagte nichts und musterte nur die acht hezbollahis, die noch vor ihm standen: gnadenlos. Sie starrten ihn an. Einer griff rasch nach seinem Gewehr, da schoß sie ihn in den Bauch. Er schrie und wand sich vor Schmerzen im Schnee. Sie ließ ihn eine kleine Weile brüllen. Ein zweiter Schuß, und er verstummte.
    Jetzt waren es noch sieben.
    Nitchak Khan lächelte immer noch. Jetzt kamen die Männer und Frauen aus ihren Häusern und Hütten. Alle waren bewaffnet. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den sieben hezbollahis zu. »Steigt auf den Wagen! Legt euch nieder und verschränkt eure Arme auf dem Rücken!« Mürrisch gehorchten die Männer. Er befahl vier Dorfbewohnern, die hezbollahis zu bewachen, und sagte dann zu dem jungen Mann, der aus seinem Haus gekommen war: »Es ist noch einer auf dem Flughafen, mein Sohn. Nimm einen Freund mit und erledigt den Burschen! Bringt seine Leiche zurück, aber bedeckt eure Gesichter mit Halstüchern, damit euch die Ungläubigen nicht wiedererkennen können.«
    »Wie es Allah gefällt.« Der junge Mann deutete auf das Schulhaus. Die Tür stand noch offen, aber von Scot war nichts zu sehen. »Der Ungläubige«, sagte er leise, »ist nicht aus unserem Dorf.« Dann ging er schnell fort.
    Die Dorfbewohner warteten. Nitchak Khan strich sich nachdenklich den Bart. Sein Blick fiel auf Nasiri, der auf den Stufen des Schulhauses hockte. Das Blut wich aus Nasiris Gesicht. »Ich habe nichts gesagt, Nitchak Khan, gar nichts«, krächzte er und erhob sich. »In den zwei Jahren, die ich hier bin, habe ich immer alles, was ich konnte, für das Dorf getan … Ich habe nichts gesagt«, wiederholte er lauter und unterwürfig, doch dann ergriff ihn blinde Furcht, und er nahm Reißaus – und starb. Ein Dutzend Dorfbewohner hatten auf ihn geschossen.
    Nitchak Khan seufzte. Er hatte Nasiri gut leiden können, aber der Basisleiter gehörte nicht zu ihnen. Nitchak Khans Frau trat zu ihm, gab ihm eine Zigarette und zündete sie ihm an. Er paffte nachdenklich. In den Häusern bellten ein paar Hunde, und ein Kind weinte.
    »Eine kleine Lawine wird die Straße verschütten, dort, wo sie schon einmal fortgeschwemmt wurde. Bis nach der Schneeschmelze wird uns kein Lastwagen erreichen können«, begann er. »Wir werden die Leichen auf den Laster laden, ihn mit Benzin übergießen und dann von der Straße in die Kamelschlucht stürzen lassen. Wie es aussieht, ist das Komitee zu dem Schluß gekommen, daß wir uns wie schon bisher selbst regieren können, und daß man uns, wie schon bisher, in Frieden lassen soll. Sie sind dann weggefahren und haben Nasiris Leiche mitgenommen. Sie erschossen Nasiri hier auf dem Platz, als er fliehen wollte. Das haben wir alle gesehen. Bedauerlicherweise hatten sie auf der Rückfahrt einen Unfall. Wie wir alle wissen, ist die Straße sehr gefährlich. Wahrscheinlich haben sie Nasiris Leiche mitgenommen, um zu beweisen, daß sie ihrer Pflicht nachgekommen waren und einen bekannten Schah-Anhänger festgenommen und ihn erschossen haben, als er

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