Witcher, Moony - Nina - Und der Fluch der Maya
Lakai?« Loris Sibilio Loredans Augen blitzten neugierig auf.
»Herr Marquis, Graf Karkon lässt Ihnen diesen Brief zukommen. Es ist dringend«, sagte Visciolo noch auf der Türschwelle.
Durch die Vorhänge aus dunkelgrünem Samt drang nur wenig Licht auf die Bilder der Männer und Frauen mit Schlangenköpfen, die an der Wand hingen.
Lediglich eine große weiße Kerze flackerte auf dem herrschaftlichen Sekretär.
LSL kam hinter dem Schreibtisch hervor und riss dem übel riechenden Boten den versiegelten Umschlag aus den Händen. »Nun gut, sehen wir also, was er mir mitzuteilen hat.« Ungeduldig brach er das Siegel auf.
Palazzo Ca´d´Oro, 6.Dezember
Verehrter Marquis,
ich habe für Professor Mischas kleine Enkelin eine tödliche falle vorbereitet. Wenn sie noch einmal versucht, in meinen Palast einzudringen, wird sie eine böse Überraschung erleben. Worin der Hinterhalt besteht kann ich Ihnen nicht weiter erklären.
Sie wissen genauso gut wie ich, dass gewisse Zaubereien besser unter Verschluss gehalten werden.
Während wir darauf warten, dass Nina und ihre Freunde in die Falle tappen, ist es unbedingt notwendig, die Schritte dieser dämlichen Kinder und des spanischen Professors zu überwachen. Ich möchte nicht, dass sie uns unvorhergesehen noch weitere Schwierigkeiten bereiten. Deswegen habe ich vor, morgen Nachmittag meine Androidenzwillinge zur Villa Espasia zu schicken. Sie sollen einige Abhörwanzen anbringen, die jedes Gespräch aufzeichnen werden. Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, was Sie davon halten.
Graf Karkon Ca' d'Oro
LSL steckte das Blatt in die Tasche und reckte den Hals. Seine lange rote Zunge fuhr blitzschnell über seine Lippen. »Sagen Sie dem Grafen, dass ich mit diesem Schachzug sehr einverstanden bin. Sobald es Nachrichten aus der Villa Espasia gibt, möchte ich darüber informiert werden. Und teilen Sie ihm mit, dass die Angelegenheit mit dem geflügelten Löwen weiterhin unter Kontrolle ist. Wenn der Graf sich seiner bedienen möchte, soll er es bitte unter größter Vorsicht tun. Und nun entfernen Sie sich!«, zischte er böse.
Der Einäugige wich zurück und machte einen Knicks. »Das werde ich ausrichten. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag«, antwortete er unterwürfig und humpelte hinaus.
Der Bürgermeister stand auf und ging zu seinen geliebten Bildern. Behutsam ließ er seine Hand über die Leinwände gleiten. Seine grünen Augen verengten sich zu stechenden Schlitzen.
Nina und ihre Freunde aufzuhalten war das einzige Vorhaben, das seit Wochen seine Gedanken beherrschte. Der schlechte Scherz, den sie ihm gespielt hatten, als sie aus dem Gefängnis geflohen waren, machte ihn noch immer wütend. LSL rieb sich voller Vorfreude die Hände. Er setzte sich wieder hinter den großen Schreibtisch. Sein Blick fiel auf den Kalender vor ihm. Mit dem Brieföffner ritzte er ein Kreuz in den letzten Tag des Jahres.
»Das wird ein feuriges Silvester werden. Diese kleinen Bastarde werden keinen guten Rutsch haben«, murmelte er und ein gehässiges Grinsen zeichnete sich auf seinen schmalen Lippen ab. Er läutete mit einem silbernen Glöckchen und befahl dem eifrig herbeistürzenden Beamten, die zehn Ratsmitglieder zusammenzurufen.
»Die Versammlung ist auf morgen Abend festgelegt. Niemand darf fehlen. Wir werden über das Silvesterfest auf der Piazza San Marco sprechen.«
Nichts ahnend bereiteten die Venezianer voller Vorfreude den Jahreswechsel vor. Alle Ladenbesitzer hatten blinkende Lichterketten aufgehängt und Tausende Mistelzweige schmückten die Stadt. Fröhlich spielten die Kinder im Schnee und jagten sich zwischen den Spaziergängern, denen vor Schreck die Tüten mit den Besorgungen für den Silvesterabend aus den Händen fielen.
Auf dem Weg zum Palazzo Ca d’Oro kam Visciolo am Geschäft von Dodos und Cescos Eltern vorbei. Die »Bottega della Bauta« platzte aus allen Nähten. Die Kunden kauften sich außergewöhnliche Masken und Umhänge für die Silvesternacht.
Voller Bosheit spuckte er vor dem Schaufenster auf den Boden und ging schimpfend davon.
Als der Einäugige dem Grafen LSLs Worte übermittelte, riss dieser den Mund zu einem dröhnenden Lachen auf. Den violetten Umhang hinter sich werfend, rief er Alvise und Barbessa herbei, um ihnen die nötigen Anweisungen zu geben.
»Dies sind sechs äußerst wertvolle, hoch entwickelte Abhörwanzen. Ihr müsst sie an den Mauern der Villa Espasia anbringen, ohne dass euch jemand sieht. Ich zähle auf euch.«
Die
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