wittern ein Geheimnis
Übrigens hab ich noch eine Idee.«
»Welche?«, fragten die anderen wie aus einem Munde.
»Wir werden nur so tun, als ob wir gehen«, teilte Julius ihnen mit. »Wir packen alles zusammen, bringen unsere Sachen von hier fort und suchen uns einen anderen Zeltplatz. Richard und ich verstecken uns jedoch, wenn es dunkel wird, irgendwo in der Nähe und passen auf, ob jemand kommt und wo und wonach sie suchen.«
»Der Plan ist so gut, dass er von mir sein könnte!«, jubelte Richard. »Das machen wir! Wenn es bloß schon Abend wäre! Es riecht nach Abenteuer, und zwar kräftig. Ich bin bereit!«
Ein gutes Versteck
Die fünf Freunde genossen den Tag in vollen Zügen; am späten Nachmittag begannen sie ihren Plan auszuführen: Sie packten wie zum Abmarsch. »Ich habe das Gefühl, dass uns jemand beobachtet«, flüsterte Richard den anderen zu. »Ei, wie wird er sich freuen, dass wir abrücken. Ich sehe direkt, wie er sich die Hände reibt.«
»Wie kann uns jemand beobachten?« Anne sah sich um, als erwarte sie, einen scharfen Beobachter hinter einem Busch zu entdecken. »Tim würde bestimmt jeden aufstöbern.«
»Der ist so weit weg, dass nicht einmal Tim ihn erschnüffeln kann«, gab Richard zu bedenken. »Die Entfernung mag sehr, sehr groß sein.«
»Wie kann er uns dann sehen oder gar wissen, dass wir aufbrechen?«, fragte Anne.
»Anne, ich weiß nicht, ob du schon einmal etwas von Ferngläsern gehört hast«, begann Richard ganz ernsthaft. »Mit ihnen kann man beobachten, was ein schönes Stück entfernt ist.«
Anne wurde rot und versetzte Richard einen Stoß in die Rippen. »Sei nicht albern! Natürlich, das wird’s sein. Ein Fernglas, benutzt auf einem der umliegenden Hügel, genau auf uns gerichtet. Das hatten wir doch schon mal.«
»Ich glaube, ich weiß sogar, wo dieser komische Vogel sitzt«, fuhr Richard fort. »Auf dem Hügel dort drüben blitzte etwas auf, so wie damals auf Georgs Insel, wenn du dich erinnerst. Meiner Ansicht nach sitzt der Spion knapp unter dem Gipfel des Hügels und beobachtet uns.«
Anne suchte den Hügel nach dem Beobachter ab, doch Julius fuhr sie scharf an: »Halt! Nicht dorthin sehen! Der Kerl soll nicht merken, dass wir wissen, dass wir beobachtet werden.«
Sie setzten ihre Packerei fort und schleppten dann ihre Bündel vor die Hütte. Georg wurde angewiesen, das Gepäck auf ihr Fahrrad zu schnallen, für den Späher auf dem Hügel gut sichtbar.
Julius war in das Verschnüren seines Rucksackes vertieft, als Anne plötzlich rief: »Da kommt jemand!«
Alle drehten sich in Erwartung eines mürrischen Fremden oder einer anderen sonderbaren Gestalt um.
Aber es war nur eine Bäuerin, die mit einem Korb am Arm vorübereilte. Auf ihrer Nase saß eine
Nickelbrille, ihr Haar war unter einem großen Kopftuch verborgen. Als sie die fünf bemerkte, blieb sie stehen und lächelte.
»Guten Tag«, sagte Julius höflich. »Schönes Wetter heute.«
»Wunderbar nach den Gewittern«, antwortete die Frau. »Seid ihr beim Zelten? Da habt ihr euch eine schöne Zeit ausgesucht.«
»Eigentlich packen wir gerade«, erzählte Julius. »Wir haben in dem alten Häuschen übernachtet, aber es gefällt uns dort nicht mehr. Ist es nicht uralt?«
»Und ganz geheuer ist es hier auch nicht, nachts soll es in dieser Gegend spuken«, sagte die Frau.
»Das wissen wir«, erklärte Julius. »Letzte Nacht ist’s hier ganz schön rundgegangen. Unheimliche Geräusche und schrecklich gespenstische Lichter. Wir haben die Nase gestrichen voll und hauen ab.«
»Da habt ihr Recht«, meinte die Frau. »Bleibt bloß nicht hier! Geht so weit weg wie möglich. Mich brächten während der Nacht nicht einmal zehn Pferde hierher. Wohin wollt ihr?«
»Wir sind vom Felsenhaus«, sagte Julius, der Frage ausweichend. »Wissen Sie, an der Felsenbucht.«
»Ach ja, dort ist es schön«, gab die Frau zurück. »Bleibt keine Nacht mehr länger hier! Auf Wiedersehen!«
Sie eilte davon und war bald verschwunden. »Packt weiter!«, befahl Julius den anderen. »Der Hügelgucker ist immer noch auf seinem Posten. Gerade hat es auf dem Hügel wieder aufgeblitzt.«
»Ju, warum hast du das alles der Frau erzählt?«, fragte Anne. »Wär’s nicht besser gewesen, den Mund zu halten, wenn wir mitten in so einem Abenteuer stecken?«
»Menschenskind, Anne! Hast du die Frau wirklich für eine Bäuerin aus dieser Gegend gehalten? Die hat nur so getan, die hat Theater gespielt.«
Anne war erstaunt. »Sie hat aber ganz
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