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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Thron konnte sich Wladimir Putin immer noch nicht befreien, auch wenn er schon viele Jahre an der Macht ist. Manchmal scheint es, er wolle sich kneifen, um sich davon zu überzeugen, dass die präsidiale Realität um ihn herum echt ist. Allein bei einer Waise kann sich dieser Komplex des Usurpators mit Anklängen von Messianismus mischen.)
• Ich bin zu starkem Widerstand fähig – als warte der in mir angestaute Zorn nur darauf auszubrechen.
• Die Menschen tun nur so, als wollten sie mit mir zu tun haben; sie lügen alle.
• Die Welt ist ein sehr unangenehmer Ort.
    Werden nun, lieber Leser, nach der Lektüre dieser Liste einige oder vielleicht sogar viele Entscheidungen und Angewohnheiten Putins verständlicher?
    Die Medaille hat übrigens auch eine Kehrseite. Bekanntlich zeichnet und wählt der Herr nicht selten ausgerechnet die Waisen aus, indem er ihnen außerordentliche, sakrale, für die menschliche Geschichte unverzichtbare Aufgaben zuteilt. Das bekannteste Beispiel ist Mose, der das jüdische Volk aus der ägyptischen Sklaverei führte und zum wichtigsten Lehrer der Juden wurde. Er hat seinen biologischen Vater nicht gekannt. Und sein einziger echter Vater wurde für ihn der Herr, der ihm auf dem Sinai die zehn unvergänglichen Gebote gab.
    Es gibt einen weiteren Aspekt, der nicht nur wichtig, sondern unabdingbar ist, um Putin zu verstehen – das ist sein Verhältnis zur Natur im Allgemeinen und zu Tieren im Besonderen.
    Nietzsche sagte: »Warum liebe ich das Angeln? Weil ich dort das finde, was mir das übrige Leben mit seiner Tristesse, Routine, mit seiner schlechten Luft und dem Überfluss an nutzlosen Menschen, die in ihrer Mehrzahl böse, neidvoll, grob und kleinlich sind, nicht bieten kann.« Außerdem schrieb er: »In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.«
    Die Flucht in die Natur ist ein ideales Mittel, um eine passive Todessehnsucht zu sublimieren (nach Berne). Es stellt sich hier nur die Frage nach einer deutlichen Erkenntnis, wann eine solche »Flucht« und die dadurch erreichte Entspannung ineffektiver sind als die Aggressivität gegen die Quelle der Anspannung selbst, die Lösung des Problems.
    Nun sprechen wir über den Fall, wenn eine solche Erkenntnis dem Menschen einen bösen Streich spielt. Wenn er ins Grüne fährt, glaubt er »sich mit der Natur zu vereinigen« und »sich von den Menschen zu erholen«, aber in Wirklichkeit läuft er vor seinen Problemen davon, anstatt sie zu lösen. Dabei kommt einem ein weiterer Ausspruch Nietzsches zum Thema »Erholung« in den Sinn, der etwa folgendermaßen lautet: Wir schätzen und mögen jene, mit denen wir uns zerstreuen und feiern, doch mit jenen, mit denen wir diese Erholung erarbeiten, sind wir nur selten befreundet. Anders gesagt, beim Jagen und Angeln sind vielleicht alle gleich, was für viele anziehend ist.
    Darin liegt der ganze Putin. Er flieht vor den Menschen und vor seinen Verpflichtungen in die Natur. Deswegen gibt es so viele Aufnahmen von ihm mit Tieren. Man könnte annehmen, das sei eine PR-Kampagne, aber es ist eine reale Abbildung von Putins Vorstellungen, dass »Tiere besser sind als Menschen«, dass die Menschen den Tieren zuliebe auch etwas warten können.
    Putin leidet in Bezug auf seine Regierungsverpflichtungen unter dem psychologischen Syndrom des Aufschiebeverhaltens, deswegen kommt er auch immer zu spät. In die Natur schafft er es jedoch immer rechtzeitig. Und die Natur ist für ihn nicht nur das Angeln und die Umarmung mit Tigern. Die Natur – das sind auch die primitiven Menschen, die außerhalb der manipulativen Logik machiavellistischer Lesart stehen.
    Zum Beispiel der Abteilungsleiter der Waggonfabrik Igor Cholmanskich, den er zu seinem Generalbevollmächtigten am Ural gemacht und in einem Schloss untergebracht hat, oder das ungebildete Mädchen Sweta Kurizyn aus der Stadt Iwanowo, das mittlerweile Fernsehmoderatorin beim Sender NTW ist, oder auch die Teilnehmer der Mixed Martial Arts – zu Wettstreiten dieser Art kommt Putin komischerweise nie zu spät, auch wenn er die englische Königin im Rahmen des ersten offiziellen Staatsbesuchs in London seit Zar Nikolai I. (2002) vierzig Minuten warten ließ.
    Ist vielleicht deshalb durch Putins gewohnte Selbstironie und erklärte Bescheidenheit hindurch ein Messianismus erkennbar mit der Botschaft, dass seine Rolle in der Geschichte und für das Schicksal Russlands nicht so einfach ist, wie es scheint? Wie oft – sowohl auf

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