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Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin

Titel: Wladimir - die ganze Wahrheit über Putin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Belkowski
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Übernahme des von Abramowitsch kontrollierten Sibneft durch JUKOS vor. Parallel dazu wurde entschieden, dass Chodorkowski von kremlnahen Freunden belastendes Material über Putins engstes Umfeld erhalten und es veröffentlichen sollte. Unter anderem sollte er es dem Präsidenten direkt ins Gesicht schleudern.
    Der Machtapparat würde die Zähne fletschen, und dann ginge es nach dem Szenario von 1996 weiter: Putin müsste wählen zwischen Zukunft und Vergangenheit, zwischen Fortschritt und Korruption, zwischen der »transparentesten« Firma des Landes und den düsteren Geschäftemachern von Rosneft und dergleichen – im Großen und Ganzen also zwischen der Festigung seines guten Rufs bei den Eliten und damit gleichzeitig auch auf internationaler Ebene und dessen hoffnungsloser Schädigung. Putin ist klug, er musste das Erste wählen. Der Sieg gehört uns.
    Zu Chodorkowski passte die Rolle des Rammbocks geradezu ideal. Jung, gutaussehend, reich, mit offensichtlich aufkeimenden, aber noch nicht ausgereiften politischen Ambitionen. Von Politik verstand er gar nichts, wollte sich aber bereits ins Gefecht stürzen. Ein solcher Mensch war über seine Bereitwilligkeit gut zu lenken.
    Wäre es nicht auch ohne Rammbock gegangen? Nein, er war technisch notwendig. Es gibt Fragen, die im direkten Dialog unter vier Augen weder erörtert noch gelöst werden können. Woloschin und Abramowitsch konnten ihre Freundschaft mit Putin nicht aufs Spiel setzen. Sie mussten auf dem Höhepunkt des Konflikts aus dem Hinterhalt gesprungen kommen, nicht früher.
    Verschiedene Beobachter haben davon gesprochen, dass MBCh Opfer seiner Pläne einer Umwandlung Russlands in eine parlamentarische Republik geworden ist. Ich denke, dass die Bedeutung dieses Faktors stark überschätzt wird. Dennoch bin ich von zwei Dingen überzeugt:
• Derartige Pläne wurden unter den Fittichen von JUKOS tatsächlich ausgearbeitet. Auf jeden Fall gingen bis zum 2. Juli 2003, dem Tag der Verhaftung von Platon Lebedew, Dutzende der Firma eng verbundene Vertreter durch Moskau und erzählten überschwänglich von einer kommenden Mehrheit im Parlament und Chodorkowski als Ministerpräsidenten. Nach dem 2. Juli wurden derartige Gespräche sofort eingestellt.
• Die Idee, dass Chodorkowski Ministerpräsident in einer halbparlamentarischen Republik werden könnte, stammte auch von der damaligen Präsidentenadministration – man musste die Idee an einem Versuchskaninchen ausprobieren.
    Die Situation spitzte sich am 19. Februar 2003 zu, als Chodorkowski bei einer Zusammenkunft des Russischen Industrie- und Unternehmerverbandes mit dem Präsidenten im Kreml völlig durchschaubar auf die Rückläufe (Schmiergelder) anspielte, die im Zusammenhang mit dem Aufkauf von Rosneft durch die vergleichsweise kleine Erdölfirma Sewernaja Neft geflossen waren. Als Käufer war der Senator Andrei Wawilow in Erscheinung getreten.
    Bei einem Marktpreis von etwa 150 Millionen Dollar ging Sewernaja Neft für ganze 400 Millionen über den Tisch, was verständlicherweise einige Gerüchte und unschöne analytische Einschätzungen aufkommen ließ. Putin reagierte geradezu rasend auf MBChs Worte. Denn Wladimir Putin ist ja ein durchaus gerechtigkeitsliebender Mensch, er lebt nach »Grundsätzen« (was dem Begriff der Moral im Gaunerjargon gleichkommt) und bemüht sich, diese nie zu verletzen. Faktisch gab er Chodorkowski folgende Antwort:
    Verehrter Michail Borissowitsch! Sie machen die Andeutung, meine Leute hätten etwas gestohlen. Das kann schon sein. Aber haben Sie Ihr JUKOS etwa bei einer ehrlichen Auktion nach marktüblichen Preisen ersteigert? Nein! Ihr JUKOS ist mittlerweile 40 Milliarden Dollar wert. Und wenn meine Leute etwas stibitzt haben, dann waren es lächerliche 200 bis 250 Millionen. Wir befassen uns hier aber nicht mit einer Revision der »großen Privatisierung«. Wir wachen über unsere gemeinsamen Interessen. Auch über Ihre, Michail Borissowitsch. Wenn ich mich nicht irre, hat Ihnen in den drei Jahren meiner Präsidentschaft niemand vorgeschlagen, Sie mögen mich an Ihrem Besitz teilhaben lassen. Ich habe mich nicht in Ihre Geschäfte eingemischt, oder? Warum stecken Sie dann Ihre Nase in meine Geschäfte, mit denen Sie nicht das Geringste zu tun haben? Lassen Sie uns Klartext reden. Entweder sind wir alle ehrliche Leute: Sie, ich und auch Setschin. Und wir schauen dem anderen nicht auf die Finger. Oder wir sind alle Diebe und Gauner. Aber dann werde ich beweisen können,

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