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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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schenkte mir ein gleichgültiges Achselzucken – diese für die Gallier so typische Geste, bei der sie ihr Kinn bis in Gürtelhöhe absacken lassen und dann versuchen, ihre Ohren mit den Schultern bis zum Scheitel hinaufzuschieben. Man muß schon ein Gallier sein, um dieses Kunststück fertigzubringen. Die Geste läßt sich wie folgt interpretieren: »Das Leben ist ein Haufen Scheiße, Monsieur, da stimme ich Ihnen zu. Und weil das so ist, habe ich nicht einen Funken Mitgefühl für Sie, denn, Monsieur, es ist Ihr Haufen Scheiße.«
    Ich dankte ihr, daß sie in meinem Leben nur eine so kleine und unbedeutende Rolle gespielt hatte, und marschierte in Richtung Stadtrand, wo ich feststellen mußte, daß der Berg eine vertikale Felswand war. Die Straße war gesäumt von diesen unansehnlichen Häusern, die immer an vielbefahrenen Straßen stehen und so aussehen, als würden sie von schweren Lkws langsam, aber sicher so durchgeschüttelt, daß sie eines Tages in sich zusammenfallen. Jeder Vorgarten war mit Stacheldraht umzäunt, und hinter jedem Stacheldrahtzaun döste ein Hund namens Spike, der auf mich zugeschossen kam, als ich mich näherte, und sich gegen das Tor warf, bellte und die Zähne fletschte und mir am liebsten das Fleisch von den Knochen genagt hätte.
    Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas an mir bringt Hunde zur Raserei. Ich wäre längst ein reicher Mann, würde ich jedesmal einen Groschen bekommen, wenn ein Hund nach meinen Flanken schnappt, während der Besitzer daneben steht und sagt: »Ich verstehe das nicht. Das hat er noch nie getan. Was haben Sie denn bloß zu ihm gesagt?« Das haut mich immer um. Was sollte ich einem Hund wohl sagen? »Hallo, alter Junge, möchtest du vielleicht ein bißchen an meinem Bein rumknabbern?«
    Die einzige Situation, in der ein Hund nicht auf mich losgeht, als wolle er mich für immer in den Rollstuhl verbannen, ist, wenn ich bei jemandem zu Gast bin und mit randvoll gefülltem Glas in einem tiefen Sofa sitze. In einem solchen Fall zieht der Hund es vor, mich sexuell zu belästigen. – Es handelt sich übrigens immer um große Hunde mit defekter Speicheldrüse. – »Komm schon, Bill, zieh deine Hose aus. Ich bin heiß « , scheint er zu sagen, woraufhin der Besitzer mich zu fragen pflegt: »Stört er dich etwa?«. Auch das haut mich jedesmal vom Hocker.
    »Nein, Jim, ich finde es toll, wenn ein Hund leidenschaftlich sein Hinterbein an meinem Kopf reibt und mit seinen Zähnen an meinen Eiern rumspielt.«
    »Ich bring ihn raus, wenn er dich stört«, fügt der Besitzer dann hinzu, und ich würde am liebsten antworten
    »Nein, bring ihn nicht raus, bring ihn um. «
    Wenn es nach mir ginge, könnte man alle Hunde dieser Welt in einen großen Sack stecken und auf eine ferne Insel verfrachten – spontan fällt mir da Grönland ein –, wo sie herumtollen und sich nach Herzenslust beschnüffeln können, ohne mich je wieder zu terrorisieren. Die einzigen Hunde, die ich nicht in die Verbannung schicken würde, sind Pudel. Pudel würde ich erschießen. Um die Wahrheit zu sagen, ich mag fast überhaupt keine Tiere. Sogar Goldfische machen mir Angst. Ihre ganze Existenz scheint ein einziger Vorwurf zu sein. »Was soll das alles?« scheinen sie zu sagen.
    »Ich schwimme hier, ich schwimme da. Wozu?« Ich kann einen Goldfisch nicht länger als zehn Sekunden betrachten, und schon kommt es mir vor, als würde ich gleich Selbstmord begehen, oder doch zumindest, als würde ich einen französischen Roman lesen. Persönlich halte ich Kühe für die einzigen akzeptablen Haustiere. Kühe lieben jeden. Sie sind ungefährlich, sie sehen nett aus, sie brauchen zum Scheißen keine Kiste, sie halten das Gras kurz, und sie sind so vertrauensvoll und dumm, daß man gar nicht anders kann, als sie in sein Herz zu schließen. Am anderen Ende der Straße, an der ich wohne, liegt eine Kuhweide. Zu welcher Tages-oder Nachtzeit ich mich auch an den Zaun stelle, nach einer Minute kommen die Viecher angelatscht und gesellen sich zu mir, viel zu dumm, um zu wissen, was sie als Nächstes tun werden, aber glücklich, in meiner Nähe zu sein. Wahrscheinlich rühren sie sich den ganzen Tag nicht mehr vom Fleck. Sie hören zu, wenn man ihnen sein Herz ausschüttet, und erwarten nicht mal Dank dafür. Sie sind Freunde fürs Leben. Und hat man die Nase voll von ihnen, kann man sie schlachten und aufessen. Das ideale Haustier.

    Durbuy liegt am Fuß einer schwindelerregend steilen Straße auf der anderen

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