Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Beths Verwandlung kam nicht nur unerwartet – sie war geradezu ein Wunder und wirkte sich positiv auf beide Elternteile aus.
An Andrews drittem Tag im St. James fasste er nach der offenen Hand seiner Frau, sodass sich Susan an das Bild im Wartezimmer des Eheberaters erinnert fühlte.
Es wird uns viel Zeit und Mühe kosten, aber wir könnten es schaffen
.
Als Harri nach Hause kam, packte Sue gerade ihre Sachen.
«Und?»
«Ich gehe wieder zurück.»
«Gut.»
«Wir können nur winzige Schritte machen», sagte Sue. «Einen winzigen Schritt nach dem anderen.» Trotzdem lächelte sie und wirkte so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Harri freute sich sehr für Susan.
«Vielleicht funktioniert es aber auch nicht.»
«Ich weiß.»
«Wir haben einander viele Verletzungen zugefügt.»
«Ich weiß.»
«Könntest du mal mit deinem ewigen ‹Ich weiß› aufhören?»
«Na gut.»
Warum hat eigentlich jeder ein Problem damit, dass ich ‹Ich weiß› sage, wenn ich etwas weiß?
Harri half Susan, ihre Sachen zum Auto zu tragen.
«Danke für alles», sagte Susan.
«Es war wirklich schön, dich bei mir zu haben.» Harri meinte es genau so, wie sie es gesagt hatte. Susans Anwesenheit hatte ihr geholfen, mit ihrer Einsamkeit zurechtzukommen, und vielleicht hatte sie sogar etwas gegen ihre
CSI-
Sucht ausrichten können.
«Und nicht, dass du dir auch nur noch eine Sekunde lang diese Idiotenserie ansiehst.»
«Oh, das kannst du nicht verlangen.»
«Doch.»
«Ich kann in meiner Wohnung machen, was ich will.»
«Nein.»
«Das ist unfair.»
«Gewöhn dich dran.»
Harri winkte ihrer Freundin nach, ging zurück ins Haus und ließ sich ein Bad ein.
Morgen ist ein wichtiger Tag. Verpfusch ihn nicht. Keine Panikattacken. Und vor allem: Nicht im Krankenhaus landen!
Sie nahmen Harris Auto, doch George fuhr. Er hätte sich niemals neben Harri auf den Beifahrersitz gesetzt.
«Warum nicht?»
«Weil du furchtbar Auto fährst.»
Außerdem ritt er ewig darauf herum, dass sie keine Landkarte im Wagen hatte.
«Wir brauchen keine Landkarte. Es ist einfach nur ein Stück Autobahn, und dann ist da die Ausfahrt.»
«Darum geht es nicht.»
Das wird vermutlich eine reichlich anstrengende Fahrt.
George fand ständig etwas Neues zu meckern. Das gab ihm nämlich die Gelegenheit, pausenlos zu reden, und reden wollte er, weil er nervös war. George redete immer, wenn er nervös war. «Jetzt sieh dir das mal an. Was denken sich die bei der Regierung eigentlich? Wie viele Häuser sollen hier noch hingestellt werden? Ich sage dir, in zehn Jahren weiß kein irischer Bürger mehr, wie eine Wiese aussieht. Also, ich hab die Leute satt, die nie blinken, bevor sie überholen. Was ist denn daran so schwer? Blink schon, du Volltrottel!»
Harri war froh, dass sie ihm zuhören und an den passenden Stellen lächeln und nicken konnte, denn das half ihr, sich von dem bevorstehenden Treffen abzulenken und ihre Aufgeregtheit in Schach zu halten.
Das Pförtnerhaus war leicht zu finden, denn es stand am Eingang zu einem Anwesen, das sich über mehrere Meilen zu erstrecken schien.
«So fühlt man sich also als Tagelöhner», sagte George, während er in die Auffahrt einbog.
Harri schwieg.
«Alles in Ordnung, Harri. Es wird schon gutgehen.»
Sie nickte.
«Und das Atmen nicht vergessen.»
Sie nickte erneut.
«Und immer weiteratmen.»
Brendan öffnete seine Haustür und winkte ihnen zu. George stieg aus und gab ihm zur Begrüßung die Hand.
«George Ryan.»
«Brendan McCabe.»
«Schön, dass wir uns kennenlernen.»
«Das freut mich auch.» Brendan wandte sich an Harri. «Schön, dich wiederzusehen, Harri.» Sie nickte.
«Sie ist ein bisschen überwältigt», sagte George und führte seine Schwester um das Auto herum.
«Kein Wunder – kommt doch herein», sagte Brendan lächelnd.
Harris Beine fühlten sich an wie aus Blei, und sie schaffte es nur an Georges Arm ins Haus.
«Ein Glas Wein?», fragte Brendan. «Das Essen ist in ungefähr einer halben Stunde fertig.»
Beide Ryans lehnten den Wein ab. Harri fragte sich, wo Matthew Delamere blieb.
«Matthew kommt sicher gleich.»
Harri nickte.
Dann setzten sie sich an den Tisch, und George witzelte gerade über Harris Angst, ins Ausland zu fahren, als Matthew die Außentür öffnete und das Haus betrat.
«Es ist eigentlich keine Angst, mehr so ein Gefühl von Unbehagen.»
«Du hast deswegen fast geweint.»
«Er übertreibt maßlos, und außerdem hat er Angst vor gefliesten
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