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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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daran. Oh Gott, sollte ich es vielleicht doch Susan erzählen? Nein, ganz bestimmt nicht. Diesem kleinen Mistkerl würde ich gern mal die Meinung sagen. Ich wünschte, ich könnte mit James darüber reden. Er würde es zum Lachen finden – die Filzläuse, nicht dieses andere Geheimnis. Das Geheimnis würde ihn wahnsinnig machen. Soll ich mir einen Tee machen? Nein, keine so gute Idee, ich würde ihn ja doch nur verschütten. Warum passieren mir nur immer tausend Missgeschicke, wenn ich nervös bin? Verflixt, Susans Kleine hat Filzläuse! Tja, was ich wirklich davon halte   …
    Es war schon nach drei Uhr, als Harri endlich einschlief. Es war vielleicht nicht wünschenswert, wenn Teenager sich Geschlechtskrankheiten einfingen, aber immerhin war Harri dadurch ein bisschen abgelenkt und schlief schließlich doch ein.

2.   Juni 1975   Montag
    Er
ist gestern Abend wieder zu uns nach Hause gekommen. Ich wusste ja, dass es nicht auf Dauer gutgehen würde. Er ist total ausgeklinkt. Er hat Mam verprügelt. Ich bin zu Madame Neugierig rübergerannt, aber sie war schon dabei, die Polizei anzurufen, bevor ich noch bei ihr geklingelt hatte. Gut. Sie war allein und hatte zu viel Angst vor ihm, um rüberzukommen und Mam zu helfen. Und ich war zu panisch, um wieder zurückzugehen. Ich fühle mich grässlich deswegen, aber die Polizei und Mrs.   Crowley haben gesagt, dass es richtig war, sich rauszuhalten, weil es gefährlich hätte werden können. Die haben leicht reden, sie kriegen ja auch nicht das Gesicht eingeschlagen. Sie haben ihn verhaftet, und ich bin mit Mam im Krankenwagen zur Notaufnahme gefahren. Sie hat immer wieder gesagt, dass es ihr gutgeht, und sie sah auch wirklich nicht so schlimm aus, wie ich erwartet hatte. Es war schon mal schlimmer. Trotzdem hat sie eine Platzwunde an der Lippe. Sie behalten Mam auch heute noch über Nacht im Krankenhaus. Ihn haben sie natürlich heute Morgen wieder aus seiner Zelle rausgelassen. Typisch. Sie hat gesagt, das war jetzt das Ende. Er dürfte bei uns zu Hause nicht mehr rein. Das glaube ich erst, wenn ich es erlebe. Warum ist sie nur so schwach?
    Dr.   B.   So nenne ich jetzt Brendan, Dr.   B.   Klingt schön, finde ich. Jedenfalls war Dr.   B. gestern Abend im Krankenhaus. Er hat eine seiner Patientinnen besucht. Sie ist achtundachtzig
und stirbt vermutlich bald. Er ist so nett. Ich habe sie gesehen, sie ist total gaga, und es wäre leicht gewesen, sie einfach nicht zu besuchen, das hätte sie gar nicht gemerkt, aber er ist trotzdem gekommen. Er hat nach Mam gefragt. Ich habe ihm alles erzählt, und er wirkte echt geschockt. Er wollte mit ihr reden, aber sie hatte keine Lust dazu. Nachdem sie uns aus ihrem Zimmer geschickt hatte, hat er mir einen Kaffee bezahlt. Er hat gesagt, ich wäre sehr stark. Ich bin aber nicht stark. Wenn ich stark wäre, würde
er
sich die Radieschen von unten ansehen. Hat sich aber trotzdem schön angehört, wie er das in seinem Singsang-Dialekt gesagt hat. Außerdem hat er gesagt, er würde es selten erleben, dass die Leute so offen sind. Er meinte, das sei eine schöne Abwechslung. Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat. Schließlich habe ich ja gar nicht die Möglichkeit, ihm Quatsch zu erzählen. Die ganze Stadt weiß über Mam und
ihn
Bescheid. Na ja, fast die ganze Stadt. Soll ich vielleicht den Kopf in den Sand stecken, genau wie Mam? Nein danke.
    Heute habe ich angefangen zu arbeiten. Mam hat darauf bestanden. Ich bin froh darüber. Ich hasse es, in Krankenhäusern rumzusitzen. Außerdem hatte ich mich tatsächlich schon richtig darauf gefreut, endlich Pferdemist wegschippen zu können. Ein Superleben, was? Henry war nett. Er hat mich nochmal überall herumgeführt und mir die Leute vorgestellt, mit denen ich arbeite. Delameres Sohn Matthew wird den ganzen Sommer zu Hause verbringen. Er arbeitet auch in den Ställen. Er ist ungefähr in meinem Alter, aber ich kenne ihn nur vom Sehen. Er geht in ein Internat in Dublin. Er ist sehr groß und richtig süß, aber auch arrogant, oder vielleicht ist er auch bloß schüchtern. Ich weiß noch nicht genau. Er hat die Box neben mir ausgemistet und kein Wort gesagt – na ja, jedenfalls nicht zu mir – dem Pferd hat
er die ganze Zeit was erzählt. SPINNER. Aber der Tag war trotzdem nicht schlecht. Ich bin sogar auf Betsy geritten. Ich hätte mir vorher fast in die Hose gemacht, aber dann habe ich mir gesagt, warum nicht? Zuerst hatte ich richtig Angst. Ich saß plötzlich so hoch oben,

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