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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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während Nana für George sorgte und Duncan bis in die Nacht arbeitete. Dann eines Tages kam dieser Anruf, und kurz danach brachte Duncan dich nach Hause und legte dich mir in den Schoß. Ich weiß nicht mehr, was er dazu gesagt hat. Ich weiß nur noch, dass ich dich auf keinen Fall ansehen oder berühren wollte. Ich fand den Gedanken entsetzlich, dass er womöglich gerade versuchte, mein kleines Mädchen durch ein anderes Baby zu ersetzen. Aber dann hast du mich angelächelt und die Hand gehoben und mit deinem winzigen Fäustchen meinen Zeigefinger gepackt. Du hattest unglaublich viel Kraft, obwohl du so ein zartes Kind warst. Und ab diesem Augenblick liebte ich dich unendlich. Ich wusste mit einem Mal, dass du mir vom Schicksal geschickt worden warst. Es hat danach noch eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder auf die Füße kam, aber das war der erste Moment, in dem ich wusste, dass ich überhaupt eine Chance hatte, es zu schaffen.» Gloria sah Harri traurig an. «Wir hätten es dir sagen sollen, wir wollten warten, bis du erst einmal ein bisschen älter wärst. Aber dann ist immer mehr Zeit vergangen, und wir konnten es uns immer schwerer vorstellen, bis wir uns schließlich eingeredet haben, dass es überhaupt nicht wichtig wäre. Aber das war ein Fehler. Wir wissen, dass wir einen Fehler gemacht haben, und es tut uns unendlich leid, mein Liebling.»
    «Mum», sagte Harri, und Gloria seufzte, und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
    «Ja, Liebling?»
    «Es freut mich, dass du glaubst, ich hätte dich gerettet. Ich wünschte nur, du hättest dasselbe für mich getan.»
    Glorias Lächeln erlosch. «Ich verstehe nicht, was du meinst.»
    Harri schüttelte erschöpft den Kopf. «Du wusstest, dass ich mich diese ganzen Jahre irgendwie fehl am Platz gefühlt habe. Du wusstest es und hast mich trotzdem glauben lassen, irgendetwas würde mit mir nicht stimmen.»
    «Nein, Liebling, das habe ich ganz bestimmt nicht getan.»
    «Doch, Mum, das hast du. Ich hatte ein Recht auf die Wahrheit, du hättest offen zu mir sein sollen. Wenn du es gewesen wärst, wäre ich jetzt vielleicht verheiratet oder auch nicht, aber ich hätte wenigstens gewusst, wer ich bin und warum aus mir so ein Psychofall geworden ist.»
    «Du bist Harriet Ryan. Du bist kein Psychofall, und du bist meine Tochter.»
    «Und trotzdem erscheinst du mir wie eine Fremde.»
    «Oh Harri!» Gloria begann zu weinen.
    «Es tut mir leid, Mum, aber ich glaube, ich muss jetzt allein sein.»
    Ihre Mutter stand auf. «Ich verstehe», sagte sie und ging ohne ein weiteres Wort.
    Harri stellte den Heizstrahler an, denn obwohl es eine warme Nacht war, fror sie bis auf die Knochen. Sie machte eine Flasche Rotwein von der Sorte auf, die George angewidert als billigen Fusel bezeichnet hätte, setzte sich vor den Fernseher und ließ sich von einer Sendung nach der anderen berieseln.

26.   Juni 1975   Donnerstag
    Das war echt eine lange Woche. Betsy hatte eine schwere Kolik, und ich hätte schwören können, dass sie stirbt. Matthew und ich waren (die meiste Zeit) bei ihr. Aber ich sollte wohl beim Montag anfangen. Matthew trug eine neue Lederjacke, die ihm sein Dad aus Monte Carlo mitgebracht hat. Ziemlich cool, das Ding, er sieht damit aus wie The Fonz aus
Happy Days
, bloß viel besser. Egal, jedenfalls hat sein Dad außer der Lederjacke noch einen Blondine namens Giselle Irgendwas mitgebracht (ich glaube, sie ist Französin oder vielleicht auch Deutsche oder Holländerin). Sie sieht aus, als wäre sie so alt wie wir, aber Matthew meinte, sie ist sechsundzwanzig. Sie wohnt bei seinem Dad im Haus. Die beiden geben ein komisches Paar ab. Matthew hat keine besondere Lust, darüber zu reden, er sagt, sie ist nur die neueste in einer langen Reihe und sie wäre garantiert bald wieder weg. Jedenfalls ist sie eine echte Schönheit. Ich wünschte, ich würde aussehen wie sie.
    Dann war Donnerstag, und auf dem Heimweg von der Arbeit bin ich bei Sheila vorbei, aber sie war nicht zu Hause und ihre Mam hat komisch reagiert, als ich wissen wollte, wo Sheila ist, und dann ist sie sogar rot geworden. Dann hat mir Sheilas Dad gesagt, ich soll nach Hause gehen, und das war noch komischer, denn normalerweise ist er unheimlich nett. Also bin ich los. Unterwegs habe ich Dave getroffen, und er hat gesagt, Sheila war im Krankenhaus und sie haben
ihr den Magen ausgepumpt. Ich habe nicht verstanden, was das bedeutet, also hat er mir erklärt, dass sie eine Flasche Wodka aus der

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