Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Hausbar eingesteckt hatte, die sie und Dave dann beim Schloss geleert haben. Anscheinend hat Sheila viel mehr getrunken als Dave, und dann ist es ihr dermaßen schlecht geworden, dass Dave sie ins Krankenhaus geschleppt hat!!! Er hat gesagt, er hätte zu Hause Riesenärger bekommen und Sheilas Eltern hätten ihm verboten, sich weiter mit ihr zu treffen. Er hat mir richtig leidgetan. Ich meine,
sie
hat schließlich das Zeug mitgehen lassen,
sie
hat den größten Teil davon getrunken und
er
hat sie ins Krankenhaus gebracht – eigentlich müssten sie sich bei ihm bedanken. Erwachsene sind echt bescheuert. Später ist Matthew bei mir vorbeigekommen (ist mir immer peinlich, wenn er bei uns im Haus ist – ich bin so ein Sozialfall im Vergleich zu ihm) und wir sind Sheila besuchen gegangen, als die Luft rein war. Es war lustig, so rumzuschleichen, und ich kenne mich dort schließlich genauso gut aus wie zu Hause. Nachdem Sheilas Mutter aus dem Haus gegangen war, sind wir rein. Sheila hat gleich angefangen zu heulen, als sie uns gesehen hat. Sie tut mir unheimlich leid. Sie hatte irgendein schwarzes Zeug im Gesicht, und ihre Mutter will nicht, dass sie es abwäscht, und hatte auch den Krankenschwestern gesagt, dass sie es nicht abwischen sollen. Sie lag im Bett und hatte eine Kanüle im Handrücken. Ich habe ihr gesagt, ich könnte mit ihr ins Bad gehen und ihr helfen, das Zeug abzuwaschen. Mir doch egal, was ihre Mutter sagt. Aber sie wollte nicht – meinte, ihr wäre zu schlecht zum Aufstehen. Sie hat genauso gezittert wie der alte Jeffers, bloß dass Mam sagt, bei ihm ist es Parkinson und er würde vermutlich nicht mehr lange leben. Schade. Ich kann ihn gut leiden. Sheila ist am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen worden, aber
seitdem ist sie nicht mehr draußen gewesen. Ich bin ein paar Mal zum Telefonhäuschen in der Stadt gegangen, um sie anzurufen, aber ihre Mam sagt, sie darf nicht telefonieren. Muss wie Gefängnis sein, wenn man im Sommer Hausarrest hat. Ich wünschte, wir hätten ein Telefon. Jedes Mal in die Stadt gehen zu müssen, wenn ich wen anrufen will, ist echt ein Albtraum.
Egal. Zurück zu Betsy. Gestern Abend kam Matthew bei mir zu Hause vorbei, um mir zu sagen, dass sie eine Kolik hat. Ich bin gleich mit ihm zurück in den Reitstall. Die arme Betsy, es ging ihr total schlecht. Henry sagte, ihr Herzschlag sei beschleunigt, und das ist gar nicht gut. Sie hatte offensichtlich starke Schmerzen, schwitzte und wälzte sich in der Box herum. Ich hätte fast angefangen zu heulen, aber dann wollte ich doch nicht als Zimperliese dastehen. Henry hat ihr Paraffinöl gegeben, er meinte, das hätte abführende Wirkung – mit anderen Worten: sie würde überall hinscheißen. Er hat ihr auch ein Beruhigungsmittel gegeben, aber gegen die Schmerzen hat das nicht geholfen. Matthew und ich sind bei ihr geblieben, obwohl es schon nach elf Uhr war und Mam mir eingeschärft hat, nie nach zehn Uhr nach Hause zu kommen. Aber das war mir egal. Ich hätte Betsy nie allein gelassen. Kurz nach Mitternacht ist auf einmal die Scheiße nur so aus ihr rausgeflossen. Matthew und ich sind gerade noch rechtzeitig aus der Box gekommen. Sie hat mindestens eine Stunde lang geschissen, und danach schien es ihr besser zu gehen. Ich bin erst nach ein Uhr nach Hause gekommen und hatte mich schon auf Megastress eingestellt, aber Mam hat überhaupt nichts mitbekommen!!! Sie muss früh ins Bett gegangen sein. Danke, lieber Gott. Matthew und ich haben uns nicht geküsst, während wir bei Betsy waren – aber auf dem ganzen Weg nach Hause. Ich schätze, ich könnte mich
in ihn verlieben. Ich schätze, es ist schon passiert. Morgen Abend gehen wir zur Kirmes. Ich gehe wahnsinnig gern zur Kirmes, und am liebsten fahre ich Autoscooter. Wenn ich da am Steuer sitze, kommt es mir manchmal so vor, als säße ich in einem richtigen Auto und wäre erwachsen und könnte einfach in den Sonnenuntergang fahren und endlich mein eigenes Leben leben. Ich kann es kaum erwarten, bis ich endlich den Führerschein habe und richtig fahren kann. Ich kann es kaum erwarten, bis ich endlich richtig leben kann. Morgen Abend helfen wir Dave, Sheila aus dem Haus zu schmuggeln. Matthew bringt die Leiter mit! Ich kann es kaum erwarten.
10 Hochspannung
Außer Susan und ihrem Ehemann saß niemand im Wartebereich. Andrew gab sich betont distanziert. Er setzte sich auf die andere Seite des Raumes neben ein Tischchen mit Zeitschriften und begann in einer zu
Weitere Kostenlose Bücher